Bayer 04 Leverkusen knabbert noch an der 0:3-Niederlage bei Bayern München. Vor dem Rückspiel am Dienstag steht für den Meister noch das Heimspiel gegen Werder Bremen an.
Bayer 04 LeverkusenHeimspiel gegen Bremen soll als Zwischenstation helfen

Florian Wirtz und Bayer 04 Leverkusen müssen nach der Champions League-Pleite in München wieder aufstehen.
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Pure Verzweiflung gemischt mit großer Wut brachen aus Florian Wirtz heraus. Der 21-jährige Jungstar von Bayer 04 Leverkusen war vor dem Champions League-Achtelfinal-Hinspiel beim FC Bayern vom Münchener Vorstand noch als „bester deutscher Spieler“ gepriesen worden, landete beim 0:3 in der Allianz-Arena aber hart auf dem Boden der Tatsachen.
Als ihn Xabi Alonso mit einer mageren Zweikampf-Quote von 21 Prozent ausgewechselt hatte, um den Supergau einer Gelb-Sperre für das Rückspiel zu verhindern, setzte sich die Nummer Zehn der Werkself mit verschränkten Armen auf die Bank, schüttelte immer wieder den Kopf und spuckte auf den Boden. Dann begann er mit dem neben ihm sitzenden Jeremie Frimpong zu diskutieren. Ob die beiden, wild gestikulierend, das Credo des dritten, durch Auswechslung geschützten Sperrkandidaten Granit Xhaka beherzigten und „nicht auf einzelne Spieler draufgingen“, bleibt ihr Geheimnis.
Vielleicht ging es Wirtz, der auch für laienhafte Lippenleser erkennbar viele „Sch“-Laute aussprach, nur um den von Matej Kovar nicht gefangenen Ball vor dem 0:2, Nordi Mukieles unnötiges Foul vor der Gelb-Roten Karte oder Edmond Tapsobas stümperhaftes Zweikampfverhalten gegen Harry Kane, vor dessen Strafstoß zum 0:3.
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„Besondere Analyse“ vor dem Abschlusstraining
So verständlich der Ärger von Wirtz und Co. war und solch irrationales Verhalten emotional erklärbar ist, mussten die Leverkusener die Tage nach der Klatsche in München doch aufarbeiten. Nur wenn die erfolgsverwöhnten Double-Sieger das Bundesligaspiel am Samstag (15.30 Uhr/Sky) gegen Werder Bremen positiv gestalten, ist in der heimischen BayArena auch die Mammutaufgabe im Rückspiel gegen den FC Bayern zu bewältigen.
„Wir müssen sehr professionell sein“, forderte Coach Alonso seine Profis zu einer sportlichen Reaktion auf und ergänzte: „Die beste Vorbereitung für Dienstag ist jetzt Bremen.“ Anders als beim 2:2 im Hinspiel solle sich sein Team mit „einem guten Spiel, ein gutes Gefühl“ holen. Dass dabei die mentale Verfassung eine übergeordnete Rolle spielt, gab der Spanier unumwunden zu. „Unser Gefühl war am Donnerstag noch nicht so gut wie am Freitag“, verriet er.
Er hatte seine Profis schon vor dem Abschlusstraining zu einer besonderen „Analyse“ versammelt. Hier wurde offengelegt, was bei der schmerzhaften Pleite am Mittwoch schiefgelaufen war. Intern besprachen die Leverkusener auch, was für die Rückkehr in die Erfolgsspur gegen das seit fünf Spielen punktlose Bremen nötig ist. „Manchmal brauchen wir taktische Besprechungen, manchmal emotionalere“, ließ der Coach tief blicken und lieferte positive Erinnerungen, etwa an das Duell in der Liga-Phase der Champions League gegen Inter Mailand. „Es ist unsere normale Dynamik und sollte nicht so schwierig sein. Wir haben auch gegen Inter gespielt und danach in der Bundesliga.“
Es ist nicht das erste und nicht das letzte Mal, dass es nach einer Niederlage Kritik gibt. Ich akzeptiere das.
Im Unterschied zum 2:0-Auswärtssieg in Augsburg, vergangenen Dezember, hatten die Leverkusener das Mailand-Spiel zuvor allerdings mit 1:0 gewonnen. Nun müssen sie eine der schwärzesten Stunden in der Ära Alonso abschütteln, indem Fehler teamintern verziehen und Charakterstärke bewiesen wird. Wie dabei vorzugehen ist, lebte der Trainer selbst vor: „Es ist nicht das erste und sicher auch nicht das letzte Mal, dass es nach einer Niederlage Kritik gibt, ich akzeptiere das“, sprach er über auch an ihn gerichtete Vorwürfe. „Wenn es um Fußball geht, kann ich daraus lernen, das ist kein Problem.“
So wie dem nach „Expertenmeinung“ zu Unrecht aufgestellten Keeper Kovar, sprach er auch allen anderen Profis sein Vertrauen aus. „Fehler passieren, aber meine Meinung ändert sich nicht“, wischte er den Lapsus des jungen Tschechen ebenso beiseite, wie alle anderen Aussetzer. Wohl wissend, dass Verzweiflung und Wut nur so in positive Emotionen umgekehrt werden können, schloss der Meistermacher mit einem Appell: „Wir brauchen frische Beine und frische Köpfe und müssen professionell sein. Egal in welchem Wettbewerb, egal welcher Gegner, es geht immer nur um uns“.
Voraussichtliche Aufstellungen:
Bayer 04 Leverkusen: Hradecky; Tapsoba, Tah, Hincapie; Frimpong, Xhaka, Garcia, Grimaldo; Adli, Schick, Wirtz. — Werder Bremen: Zetterer; Pieper, Veljkovic, Jung; Weiser, Lynen, Agu, Stage, Schmid; Grüll, Silva. — SR.: Welz (Wiesbaden).