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Bayer 04 LeverkusenGranit Xhakas Weckruf vor dem Duell mit den Bayern

Lesezeit 4 Minuten
Granit Xhaka (r.) diskutiert beim 4:3-Sieg gegen Wolfsburg mit seinem Leverkusener Teamkollegen Patrik Schick.

Granit Xhaka (r.) diskutiert beim 4:3-Sieg gegen Wolfsburg mit seinem Leverkusener Teamkollegen Patrik Schick.

Bayer 04 Leverkusen ist vor dem Topspiel beim FC Bayern München in Sorge um seine Defensivarbeit.

Granit Xhaka ist ein Stratege. Und das nicht nur, wenn er als omnipräsenter Sechser im Spiel von Bayer 04 Leverkusen den Takt angibt. Der Schweizer verfügt auch abseits des Platzes über das Gespür für Zeit und Räume, in denen er sein Handeln passend platzieren kann. Xhaka schritt also nach dem wilden 4:3 (2:3)-Last-Minute-Heimsieg des deutschen Meisters gegen den VfL Wolfsburg zur Tat und verblüffte die wartenden Medienvertreter mit einer Kritik an der eigenen Leistung, die es in sich hatte.

„So können wir nicht weitermachen. Wir können zu Hause nicht so naiv verteidigen. Wir laufen nicht genug und bekommen leichte Tore. Drei gegen Leipzig und gegen Wolfsburg wieder drei. Wir machen zwar selbst vier, aber das geht nicht in jedem Spiel“, polterte Xhaka und schloss sich selbst in die Kritik mit ein. An der Berechtigung der Aussagen gab es keine Zweifel. „Neun Gegentore nach vier Spielen sind zu viel“, kritisierte Sportchef Simon Rolfes. Auch Trainer Xabi Alonso war naturgemäß not amused: „Ich bin mit den drei Punkten zufrieden, aber nicht mit unserer Leistung, insbesondere mit der ersten Halbzeit“, sagte der Spanier und schlussfolgerte: „Wenn eine Mannschaft drei Gegentore kassiert, bekommt sie meistens keine Punkte. Wir müssen uns verbessern.“

Wir müssen etwas korrigieren, gegen den Ball und auch mit dem Ball.
Xabi Alonso, Trainer Bayer Leverkusen

Der Doublesieger aus Leverkusen hat in den beiden bisherigen Heimspielen dieser Saison sechs Gegentore kassiert. In der gesamten vergangenen Saison hat es in 17 Partien in der BayArena nur elf Mal eingeschlagen. Die Defensivarbeit des gesamten Teams ist aktuell die ganz große Baustellen der Werkself. Alonso wollte zwar von den Zahlen der vergangenen Saison nichts hören, hat die Arbeit an der Instabilität aber natürlich ganz oben auf seiner To-do-Liste stehen: „Wir müssen etwas korrigieren, gegen den Ball und auch mit dem Ball.“ Während Granit Xhaka das Bayers Spiel mit Ball mit „gut“ bewertete, hatte sein Coach einiges auszusetzen: „ Wir hatten in der ersten Halbzeit mit dem Ball zeitweise zu wenig Struktur. Deshalb konnten wir nach Ballverlusten keinen Druck auf den Gegner aufbauen und die Abstände waren zu groß.“

Eine Diskussion über die anfängliche Umstellung auf Viererkette mit den beiden unglücklich agierenden Neuzugängen Nordi Mukiele und Jeanuel Belocian wehrte Alonso ab. „Ich denke nicht, dass es zu viele Umstellungen auf einmal waren. Ich werde es wieder tun, denn wir brauchen unseren gesamten Kader. Unser Spiel war zu unruhig, fast jeder Spieler war zu schnell unterwegs, um richtig zu verteidigen oder anzugreifen.“ Dass das Leverkusener Spiel nach der Pause und den Auswechslungen von Mukiele und Belocian stabiler wurde, ließ der Trainer so stehen. „Jeanuel hatte Gelb und die Auswechslung von Nordi ist kein Problem für die Zukunft“, kündigte der 42-Jährige an, die Integration der neuen Spieler weiter konsequent voranzutreiben.

Doppelsechs mit Xhaka und Garcia defensiv anfällig

„Es geht nicht um das System, sondern um die Mentalität und die Defensivarbeit des gesamten Teams. Der Sieg interessiert mich nicht, sondern warum wir nicht kompakt spielen. Warum geht das gegen Feyenoord und nicht gegen Wolfsburg?“, bekräftigte Granit Xkaka die Aussagen seines Trainers und verwies auf das 4:0 von Rotterdam in der Champions League.

Gegen Wolfsburg war erneut augenscheinlich, dass die Doppelsechs mit Xhaka und Neuzugang Aleix Garcia defensiv anfälliger ist, als wenn einer der beiden mit Robert Andrich oder Exequiel Palacios spielen würden. Ein Thema, über das Xabi Alonso und sein Trainerteam wird nachdenken müssen.

Wohl schon in dieser Woche, denn am kommenden Samstag wartet das große Duell mit dem FC Bayern München, das dank des 4:3-Siegtreffers von Victor Boniface gegen Wolfsburg auch tabellarisch ein Spitzenspiel ist. Der Tabellenführer aus München empfängt den Zweiten aus Leverkusen mit drei Punkten Vorsprung. Bayers Defensive sollte in dieser brisanten Partie stabiler auftreten. Bayerns Tormaschinerie hat in vier Bundesligapartien bereits 16 Treffer produziert und in der Champions League mit einem 9:2 gegen Dinamo Zagreb für Aufsehen gesorgt. Ganz abgesehen davon, dass der Rekordmeister nach der vergangenen Saison und dem Verlust des Titels an Leverkusen besonders motiviert sein dürfte.

Es ist egal, wer kommt.
Granit Xhaka, Profi von Bayer Leverkusen

Angesprochen auf das Topspiel am fünften Spieltag tat Granit Xhaka so, als hätte sein Rundumschlag nach dem Sieg am Sonntag nichts mit dem nächsten Gegner zu tun: „Es ist egal, wer kommt.“ Der Weckruf des Mittelfeld-Strategen dürfte allerdings gezielt platziert gewesen sein. Immerhin haben die Leverkusener die ganze Woche Zeit, sich auf die Begegnung mit den Münchnern vorzubereiten und sich zu fragen, wie sie in ihrer Defensivarbeit zulegen können.

„Wir haben jetzt innerhalb von kurzer Zeit zwei Topspiele und wir wollen bereit sein. Vielleicht hatten wir nach unserem ersten Champion League-Spiel in einigen Phasen gegen Wolfsburg nicht das passende Mindset, aber mit den drei Punkten am Ende ist es einfacher für uns“, sagte Xabi Alonso. Nur drei Tage nach dem Spiel bei den Bayern empfängt Bayer 04 den AC Mailand.