Das Topspiel der Fußball-Bundesliga endete ohne Sieger. Bayer 04 Leverkusen musste sich trotz klarer Dominanz mit einem 0:0 gegen den FC Bayern München begnügen und weist weiter acht Punkte Rückstand auf den Tabellenführer auf.
Bayer 04 LeverkusenDer Meister verliert mit 0:0 gegen die Bayern
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Die letzte Verzweiflung: Florian Wirtz nach seiner vergebenen Großchance in der Nachspielzeit.
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Florian Wirtz schlug noch einmal die Hände vors Gesicht und dann war es vorbei. Der 21-Jährige von Bayer 04 Leverkusen hatte in der Nachspielzeit die letzte von vielen guten Chancen seines Teams vergeben und musste zur Kenntnis nehmen, dass am 22. Spieltag der Fußball-Bundesliga im Kampf um die deutsche Meisterschaft wohl eine Vorentscheidung gefallen ist.
Das höchst unverdiente 0:0 gegen Spitzenreiter Bayern München fühlte sich wie eine Niederlage an und bedeutet, dass der Doublegewinner als Tabellenzweiter weiter acht Punkte Rückstand auf den Rekordmeister aufweist. Die Bayern müssten also an den ausstehenden zwölf Spieltagen dreimal patzen und Bayer 04 alle Spiele gewinnen.
„Wir sind heute der Verlierer. Es war aber eine Riesenleistung von uns, mit vielen klaren Chancen. Wenn man die Tore nicht macht, ist es dann aber enttäuschend. Unsere Leistung hat Respekt verdient. Wenn wir so weiter spielen, können wir stolz auf uns sein. Auf die Tabelle schauen wir nicht“, sagte Granit Xhaka.
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Wir sind heute der Verlierer. Es war aber eine Riesenleistung von uns, mit vielen klaren Chancen.
Xabi Alonso entschied sich, wie beim 1:0-Pokalsieg in München ohne Stoßstürmer aufzulaufen. Patrik Schick und Victor Boniface nahmen also auf der Bank Platz. „Weil wir die Möglichkeit haben, so zu entscheiden“, beantwortete der Bayer-Coach die Frage nach dem Grund. In Alonsos 4:4:2-Grundordnung stürmte in vorderster Linie Nathan Tella, der im Pokal als Einwechselspieler für den Siegtreffer gesorgt hatte.
Vincent Kompany wechselte bei den Bayern im Vergleich zum 2:1-Sieg unter der Woche in der Champions League bei Celtic Glasgow auf vier Positionen. Minjae Kim, Alexander Pavlovic und Kingsley Coman kamen als frische Kräfte. Sommer-Neuzugang Hiroki Ito feierte nach langer Verletzung sein Startelf-Debüt.
Leverkusen trifft zweimal nur den Querbalken
Das Gipfeltreffen nahm schnell Fahrt auf, ohne dass in den Strafräumen etwas passierte. Es ging zunächst um die Intensität in den Zweikämpfen, darum, das Territorium abzustecken. Die Werkself gab dabei den Ton an, nicht nur, weil Piero Hincapie nach heftigem Einsteigen gegen Dayot Upamecano die erste Gelbe Karte einsammelte (11.).
Granit Xhaka initiierte als Anläufer von der Sechs ein Leverkusener Überfallkommando, das vor allem die Startelf-Neulinge Kim und Ito immer wieder in Bedrängnis brachte. Die Anzahl an Fehlpässen auf der linken Münchner Seite nahm in der ersten Hälfte locker zweistellige Ausmaße an. Bayer war bissig, präsent und sehr willig, dem Titelkampf wieder etwas Spannung zu verleihen.
Die gefährlichsten Angriffe der ersten Hälfte kamen allerdings über die andere Seite. Hincapie verpasste den Abschluss (19.), dann brach der omnipräsente Florian Wirtz gegen Upamecano durch. Manuel Neuer parierte den Schuss des 21-Jährigen so mit dem Fuß, dass der Ball im hohen Bogen an den Fünfer flog. Dort schraubte sich der 1,75 Meter große Jeremie Frimpong in die Höhe und köpfte an den Querbalken (21.).
Kein Torschuss der Bayern in der ersten Hälfte
Vier Minuten später schaltete der Doublesieger nach einem Ballgewinn von Tella schnell über links um. Tella sprintete von der Mittellinie bis an den bayrischen Fünfer und grätschte die Flanke von Hincapie an die Oberkante der Latte (25.).
Die Gastgeber waren das bessere Team, auch weil Wirtz im Duell der Jungstars mit Jamal Musiala klar die Nase vorn hatte. Der Leverkusener Zehner entzog sich durch permanente Rotationen geschickt seiner Doppel- und Dreifachbewachung. Vor allem, wenn er über die Flügel kam, breitete sich bei den Münchnern Angst und Schrecken aus. Einmal versuchte es Wirtz auch von der Mittellinie, konnte Neuer aber nicht überraschen, weil er zu weit nach rechts zielte (33.).
Das 0:0 zur Pause schmeichelte dem Tabellenführer, der in 45 Minuten vor den Augen des neuen englischen Nationaltrainers Thomas Tuchel keinen Torschuss abgab und für den der Leverkusener Strafraum nahezu unerreichbar war. Nicht einmal einen Eckball gab es für die Gäste.
Ito rettet gegen Tella auf der Linie
Das Positive am Ergebnis war aus Leverkusener Sicht, dass sich nach dem Wechsel wenig am Spielfilm änderte. Kompany wechselte etwas überraschend nicht und die Gastgeber legten im Gegenpressing noch eine Schippe drauf. Die Bayern kamen in der zweiten Hälfte bis zur 73. Minute gar nicht mehr aus ihrer eigenen Hälfte, so erdrückend war die Dominanz des Meisters. Nathan Tella hatte auch die Chance, diese Überlegenheit auf die Anzeigetafel zu bringen, zielte aus der Drehung aber knapp links vorbei (59.).
Das 1:0 lag in der Luft und wieder war es Tella, der ganz dicht dran war. Einen langgezogenen Grimaldo-Eckball von rechts machte Jonathan Tah von links richtig scharf. Tella kam im Fünfer per Kopf an den Ball, musste aber mitansehen, wie Ito auf der Linie das Tor verhinderte (66.).
Es war die letzte Aktion des Japaners. Bayern-Coach Kompany sah ein müdes eigenes Team und brachte nach 68 Minuten gleich vier frische Kräfte. Es änderte nichts, außer dass Harry Kane den ersten Münchner Abschluss verzeichnete (73). Gefährlich war das nicht.
Adli und Wirtz vergeben die letzten Chancen
Auf der anderen Seite schlenzte Wirtz aus 18 Metern rechts vorbei (76.) und alles wartete darauf, dass Xabi Alonso einen seiner beiden Torjäger aufs Feld beorderte. Der Leverkusener Trainer wartete bis zur 85. Minute mit seinem ersten Wechsel und brachte positionsgetreu Amine Adli für Tella. Schick und Boniface blieben draußen.
Bayer hatte trotzdem den Siegtreffer auf dem Fuß, und zwar gleich zweimal. Die Nachspielzeit war gerade angebrochen, als Adli nach einer Hereingabe von Alejandro Grimaldo an Neuer scheiterte. Wirtz eroberte den Abpraller, schob den Ball aber aus sechs Metern mit rechts links am Tor vorbei. Es blieb beim 0:0, obwohl Leverkusen klar überlegen war und es in der Bundesliga-Historie wohl noch keinen so harmlosen Auftritt des FC Bayern München gegeben hat.
Der Punkt ist zu wenig, weil wir ein paar Scheiß-Unentschieden zu viel hatten in dieser Saison.
„Wir sind zufrieden mit dem Ergebnis. Der Punkt ist vielleicht glücklich und der bleibt am Ende stehen. Leverkusen hatte einen guten Tag. Wir haben Box-Defending trainiert unter der Woche. Das haben wir wirklich gut gemacht. Einen Sieg hätten wir nicht verdient gehabt“, sagte ein zufriedener Manuel Neuer.
Xabi Alonso musste sich am Ende die Frage gefallen lassen, ob Schick oder Boniface eine der Chance verwertet und früher eingewechselt hätten erden müssen: „Das ist möglich, aber wir wissen es nicht. Wir haben eine fast perfekte Leistung gezeigt, nur das Tor hat gefehlt. Der Punkt ist zu wenig, weil wir ein paar Scheiß-Unentschieden zu viel hatten in dieser Saison“, erklärte der Spanier. Acht Remis hat der Meister angesammelt. Alonso darf sich damit trösten, dass er auch nach dem sechsten Vergleich als Trainer gegen die Bayern ohne Niederlage ist.
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Nicht gut gespielt, aber gut verteidigt: Leon Goretzka, Manuel Neuer und Konrad Laimer (v.r.n.l) verlassen nach dem 0:0 zufrieden die BayArena.
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Statistik:
Bayer Leverkusen: Hradecky; Mukiele, Tah, Tapsoba, Hincapié; Frimpong, Xhaka, Palacios, Grimaldo (90.+1 Schick); Tella (85. Adli), Wirtz. - Bayern München: Neuer; Laimer, Upamecano, Kim, H. Ito (68. Stanisic); Kimmich, Pavlovic (68. Goretzka); Olise (68. Gnabry), Musiala (86. Boey), Coman (68. Sane); Kane. - SR.: Siebert (Berlin). - Zuschauer: 30.210 (ausverkauft). - Gelbe Karten: Hincapie, Tapsoba; Ito, Pavlovic, Upamecano.