Leverkusen – Der bedenkliche Zustand, in den sich Bayer 04 Leverkusen in der Saison 2022/23 manövriert hat, zeigte sich am Dienstagabend nach dem Schlusspfiff des Champions League-Spiels gegen den FC Brügge. Als es darum ging, das 0:0 und den damit verbundenen Einzug in die Zwischenrunde der Europa League mit den Fans zu feiern, präsentierte sich die Werkself als versprengter, lustloser Haufen.
Während Kapitän Lukas Hradecky ein paar seiner Mitspieler hinter sich bringen konnte und die kleine Bayer-Schar eher zurückhaltend in Richtung Anhänger applaudierte, plauderte etwa Odilon Kossounou an der Mittellinie mit den ehemaligen Teamkollegen aus Brügge und Moussa Diaby kümmerte sich um seinen Nachwuchs. Zum gemeinschaftlichen Freuen war nach dem Aus in der Champions League und dem nächsten verpassten Saisonziel im Leverkusener Lager trotz des Trostpflasters Europa League niemandem so richtig zumute.
Bayer dank Porto-Sieg gegen Atletico in der Europa League
„Über das Weiterkommen wird man sich im Februar vielleicht ein bisschen freuen“, sagte Lukas Hradecky. Was auch mit der dürftigen Leistung gegen Brügge zu tun hatte. „Das war ein bisschen Zittern und ein bisschen Verunsicherung war dabei. Wir sind in einer Phase, in der natürlich nicht alles gelingt“, erklärte Hradecky. Der Torwart machte auch kein Hehl daraus, dass es am Dienstagabend vor 30 210 Zuschauern in der ausverkauften BayArena allein ums Weiterkommen ging: „Wir haben das zu Null gehalten, gut verteidigt, sonst war da nicht viel zu sagen über dieses Spiel. Das 0:0 war das logische Ergebnis.“
Der eine Punkt reichte Leverkusen für Platz drei, weil der FC Porto mit einem 2:1 gegen Atlético Madrid Schützenhilfe leistete und als Gruppensieger vor Brügge ins Achtelfinale der Champions League einzog. „Das Ziel war das Entscheidende. Und wie kommen wir dahin? Dadurch, dass wir stabil stehen und das dann auch bis zum Ende konzentriert durchziehen“, wollte sich Sportchef Simon Rolfes nicht für die Vorstellung seines einmal mehr offensiv enttäuschenden Luxuskaders entschuldigen: „Es ist ein wichtiger Schritt, dass wir es geschafft haben und nächstes Jahr in Europa vertreten sind.“
Noch kein Alonso-Effekt bei der Werkself
Am kommenden Montag, 7. November, wird in Nyon ausgelost, gegen welchen Gruppenzweiten der Europa League es für den Werksclub am 16. und 23. Februar 2023 gehen wird. Bayer tritt in der Zwischenrunde auf jeden Fall zunächst Zuhause an.Fraglich bleibt nach dem Brügge-Spiel, ob sich die Leverkusener Situation bis Februar verbessert hat.
Das 0:0 an Allerheiligen vergrößerte aus Sicht des Betrachters eher die Sorgen, dass Bayer 04 in seiner Krise feststeckt und weiter mit einem großen Problem durch die Saison läuft, das auch der neue Trainer Xavi Alonso nicht lösen kann. „Ich glaube jetzt nicht, dass alle vor Selbstvertrauen strotzen und dass alles toll ist. Es war wieder nicht alle perfekt“, beschrieb Robert Andrich die Situation recht realistisch. Zumal Brügge die Leverkusener kaum forderte und ganz offenbar mit dem torlosen Remis zufrieden war. Auf beiden Seiten gab es lediglich zwei Torchancen.
Am Sonntag gegen Tabellenführer Union Berlin
Schon am Sonntag (15.30 Uhr/DAZN) im Bundesliga-Heimspiel gegen Tabellenführer Union Berlin und am Mittwoch danach im Derby beim 1. FC Köln wird sich zeigen, was die von Simon Rolfes beschriebene Leverkusener Stabilität wert ist. Der Nachfolger von Rudi Völler zeigte sich optimistisch:
„In der Bundesliga müssen wir damit weitermachen. Es ist noch ein harter Weg, aber so müssen wir da raus, geschlossen als Mannschaft, auch mit viel defensiver Stabilität. Das Selbstvertrauen haben wir uns durch die Spiele in Madrid, gegen Brügge und durch das Weiterkommen erarbeitet.“ Bleibt zu hoffen, dass die Leverkusener tatsächlich zueinander finden. (ms)