Leverkusen – „Egal was mit mir passiert, ich bleibe immer der Gleiche.“ Mit diesem Satz entkräftete Florian Wirtz die Befürchtung, er könne wegen seiner rasanten Entwicklung vom B-Jugendtalent des 1. FC Köln zum deutschen Nationalspieler die Bodenhaftung verlieren. Seine Eltern hätten ihm das mitgegeben und er denke gar nicht daran abzuheben, fährt das Ausnahmetalent von Bayer Leverkusen fort.
Spannend an diesen Aussagen ist der Zeitpunkt, zu dem Wirtz sie tätigte. Vor einem Vierteljahr war der 18-Jährige noch U21-Nationalspieler und äußerte sich nach seinem Doppelpack zum 2:1-Sieg im EM-Halbfinale zu diesen Themen. Drei Monate, einen U21-Europameistertitel und das Debüt im deutschen A-Nationalteam später, ist Wirtz immer noch der Gleiche und doch um etliche, wertvolle Erfahrungen reicher.
„Wir freuen uns, dass er debütiert hat, dass er Spielzeit sammeln und einige gute Akzente setzen konnte“, spricht Gerardo Seoane über sein Mittelfeld-Juwel, das vergangenen Donnerstag in St. Gallen beim 2:0 in der WM-Quali gegen Liechtenstein eingewechselt und somit zum drittjüngsten DFB-Nationalspieler nach Uwe Seeler und Jamal Musiala gemacht wurde. Nach diesen zehn Minuten, der halben Stunde beim 6:0 gegen Armenien und nochmals zehn Minuten beim 4:0 gegen Island ist Wirtz„ schwerer Saisonstart mit Adduktorenproblemen endgültig vergessen. Vor dem Topspiel in der Fußball-Bundesliga gegen Borussia Dortmund baut Bayer-Coach Seoane auf seinen Shootingstar. „Wir freuen uns auf einen gesunden und frisch motivierten Florian Wirtz.“
Rechtzeitige Rückkehr ins Rheinland
Trotz der ungeplanten Zwischenlandung des DFB-Fliegers kehrte Bayers Nummer 27 rechtzeitig ins Rheinland zurück. „Florian ist ein guter Schläfer – auch im Flugzeug“, sagt sein Trainer über den schwer aus der Ruhe zu bringenden 18-Jährigen. Tatsächlich wirkte Wirtz ausgeschlafen und regeneriert und absolvierte am Freitagvormittag ein starkes Abschlusstraining. Genau wie die übrigen zehn Nationalspieler wurde er an der Dhünn mit offenen Armen empfangen.
Einzig die Südamerikaner Charles Aranguiz, Piero Hincapie und wohl auch Exequiel Palacios stehen erst nach dem Dortmund-Spiel zur Verfügung. „Die Länderspielpausen sind für alle Trainer eine Herausforderung“, beschreibt Seoane seine Nöte mit wenigen verfügbaren Spielern, „das wirft einen schon zurück.“ Zwar sei der Fokus genauso auf die Integration von Talenten wie Zidan Sertdemir oder Emre Gedikli gelegt worden, wie auf zukunftsorientierte Gespräche oder Regeneration. „Wir lieben es aber mehr, wenn alle anwesend sind.“
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In den wenigen gemeinsamen Einheiten vor dem Dortmund-Spiel ging es darum, „so schnell wie möglich wieder eine Einheit zu formen. „Die Spieler kommen aus verschiedenen Ländern und Kulturen zurück. Da mussten wir schnell wieder eine gemeinsame Idee auf den Platz bringen.“ Ohne den nach Bremen verkauften Mitchell Weiser und den an Caykur Rizespor verliehenen Joel Pohjanpalo, sowie die verletzten Edmont Tapsoba, Timothy Fosu-Mensah und Julian Baumgartlinger geht der Zweite am Samstag vor 17 605 Zuschauern ins Spiel gegen den Fünften. Seoane zählt Dortmund zu den „zwei, drei Topteams“ der Bundesliga und möchte sich auf höchstem Niveau messen. „Sie haben zwar tolle Stürmer und Ballkünstler im Mittelfeld“, sagt der Bayer-Coach, „wir werden uns aber nicht verstecken, sondern versuchen den Gegner vor Probleme zu stellen.“
An dieser Stelle kommt nochmal Florian Wirtz ins Spiel. Dass dieser auch in solch großen Partien schon den Unterschied machen kann, zeigte er als damals 17-Jähriger beim letzten Duell zwischen Leverkusen und Dortmund. Am 19. Januar markierte er in der BayArena zehn Minuten vor Schluss den 2:1-Siegtreffer.