Székesfehérvár – Der 1. FC Köln wird am Freitag mit Genuss, Vorfreude und Spannung nach Istanbul blicken. Um 14.30 Uhr wird in der Metropole am Bosporus die Gruppenphase der Conference League ausgelost – und die Geißböcke sind mit von der Partie.
Der Fußball-Bundesligist erreichte nach der 1:2-Heimniederlage vor einer Woche gegen Fehérvar FC am Donnerstag durch einen 3:0 (1:0)-Erfolg im Rückspiel bei den Ungarn sein ersehntes Ziel. Durch Treffer von Timo Hübers, Ellyes Skhiri und Kingsley Schindler haben die Kölner sechs weitere Auftritte auf europäischer Bühne und zusätzliche Einnahmen in zweistelliger Millionenhöhe sicher.
Doppelsechs sicherte ein kompakteres Zentrum
FC-Trainer Steffen Baumgart änderte seine Anfangsformation auf drei Positionen. Nicht ganz freiwillig, denn Jonas Hector musste mit Wadenproblemen auf der Bank Platz nehmen. Für den 31-Jährigen nahm Kristian Pedersen die Position des Linksverteidigers ein und Florian Kainz trug die Kapitänsbinde. Eric Martel rückte wieder in die Startelf und bildete mit Ellyes Skhiri wie beim 2:2 in Leipzig die Doppelsechs. Zudem kam Linton Maina auf dem rechten Flügel zu seinem Startelf-Debüt im Dress der Geißböcke.
Baumgart setzte mit der Doppelsechs auf ein kompakteres Zentrum und ließ gegen die im Vergleich zum Hinspiel personell und taktisch unverändert mit einer Fünferkette agierenden Ungarn mit nur einer Spitze spielen, die Florian Dietz besetzte. Der FC hatte ja 90 Minuten Zeit, um mit einem Treffer das Hinspiel zu egalisieren. Die Kölner benötigten nach zwei defensiven Schreckmomenten durch Palko Dardai (5.) und Budu Zivzivadze (6.) aber nur zehn Minuten. Florian Kainz fand gleich mit seiner ersten Ecke den Kopf von Abwehrchef Timo Hübers, der den Ball aus vier Metern unter die Latte köpfte. Ausgerechnet Hübers, der im Hinspiel den so verhängnisvollen Platzverweis von Jeff Chabot (20.) eingeleitet hatte.
Geißböcke hielten sich an den Matchplan
Die Geißböcke ließen sich durch das frühe 1:0 aber keineswegs dazu verleiten, unvernünftig zu werden und sofort auf den zweiten Treffer zu drängen. Sie hielten sich vielmehr an ihren Matchplan, generierten viel Ballbesitz und ließen Fehérvár bei um 19 Uhr immer noch 29 Grad Celsius defensiv viel laufen. Das Team des deutschen Trainers Michael Boris benötigte all seine Energie für die Arbeit gegen den Ball. Nach vorne entwickelten die Hausherren keinerlei Gefahr. Es gab in den ersten 45 Minuten keinen Schuss auf das Tor von FC-Keeper Marvin Schwäbe.
Der konzentriert auftretende FC kontrollierte die Partie, ohne die ganz große Gefahr auszustrahlen. Es sei denn Florian Kainz war beteiligt. Der Österreicher, den die Kapitänsbinde beflügelte, schlug nicht nur gefährliche Ecken, er prüfte auch Fehérvárs Torhüter Daniel Kovacs mit einem 20-Meter-Knaller (37.). Ansonsten tat sich der FC aber schwer, gegen die vielen ungarischen Abwehrbeine eine Lücke zu finden. Dietz stand auf verlorenem Posten, Maina konnte sich nicht entscheidend durchsetzen und Zehner Dejan Ljubicic fehlten noch die zündenden Ideen.
„Wir spielen wieder im Europapokal“
Aber es gab ja Kainz. Die rote Wand der FC-Fans hatte mit Beginn der zweiten Hälfte gerade die Hymne für ihre Mannschaft angestimmt, als der Standardspezialist wieder eine Ecke von rechts scharf machte. Pedersen verlängerte per Kopf vom ersten an den zweiten Pfosten, wo Ellyes Skhiri den Ball per Dropkick in die Maschen drosch (46.). Es war noch nicht einmal eine Minute im zweiten Durchgang gespielt und schon standen die Kölner in der Gruppenphase der Conference League.
Die FC-Fans, auf deren Seite das 2:0 gefallen war, sangen von diesem Moment an „Wir spielen wieder im Europapokal“. Das Gefühl war, dass nun nur noch ein unvorhergesehenes Ereignis wie Chabots Rote Karte vor einer Woche daran etwas ändern könnte. Zu schwach hatte sich Fehérvár in der Offensive präsentiert. Aber die Geißböcke wackelten plötzlich.
Dardai hängte Skhiri ab und nur Schwäbes Fußabwehr verhinderte das 1:2 durch Budu Zivzivadze (61.). Neun später musste der FC-Keeper erneut gegen den Georgier parieren. Der FC musste leiden, auch weil Dietz (82.) und Thielmann (87.) das 3:0 liegen ließen und Baumgart sich so über die Schiedsrichter aufregte, dass er Rot sah (90.). Als Kingsley Schindler zum 3:0 traf (90.+4) war aber sicher, dass der FC in Istanbul dabei ist.