Er ist der Hoffnungsmacher in schwierigen Zeiten: Max Finkgräfe, der sich in der Startelf festgespielt hat, zeigt einen Weg auf, wie der 1. FC Köln trotz Transfersperre funktionieren kann.
Vertrag läuft 2025 ausSo denkt Durchstarter Max Finkgräfe über seine Zukunft beim 1. FC Köln
Max Finkgräfe ist ein bodenständiger junger Mann. Daran hat sich auch nichts geändert, seitdem er die Profifußballbühne betreten hat. In seinen Worten spiegelte sich Dankbarkeit wider, als der 19-Jährige nach dem jüngsten 1:1 beim VfL Wolfsburg über seinen nun schon fünften Startelf-Einsatz in der Bundesliga in Folge sprach. „Wieder 90 Minuten gespielt für den 1. FC Köln. Wunderbar“, sagte Finkgräfe in kurzen Sätzen, mit denen er die noch ungewohnten Fragen der Reporter beantwortete. Auf dem Rasen traut er sich bereits mehr zu. Bei der Punkteteilung in Niedersachsen zählte Finkgräfe erneut zu den auffälligsten Akteuren seiner Mannschaft.
Der zweikampfstarke Linksverteidiger entschied 85 Prozent der direkten Duelle für sich. Am Gegentor durch Kevin Paredes trug er keine Schuld, obgleich die Hereingabe von Joakim Maehle über die linke Kölner Abwehrseite erfolgt war. „Es ging ziemlich schnell für uns. Auf einmal standen zwei Gegenspieler vor mir. Es ist dann schwer zu verteidigen“, schilderte Max Finkgräfe die Entstehung des Wolfsburger Ausgleichstreffers, dem ein zögerlicher Zweikampf von Denis Huseinbasic in der Zentrale vorausgegangen war.
Obendrein avancierte Max Finkgräfe mit 84 Ballkontakten – so viele wie kein anderer Kölner – zu einem offensiven Impulsgeber, der seine Rolle als Außenverteidiger auf moderne Art und Weise interpretiert. Höhepunkt war seine Rettungstat gegen Paredes, mit der er eine Viertelstunde vor dem Ende die Wolfsburger Führung und damit womöglich den nächsten Rückschlag im Abstiegskampf vereitelte. Er habe erkannt, wie Paredes sich den Ball „ein bisschen weit“ vorgelegt habe, beschrieb Finkgräfe sein feines Gespür, auf dessen Basis er dem fast schon enteilten US-Amerikaner das Spielgerät kurz vor dem Strafraum noch vom Fuß spitzeln konnte. „Ich bin volles Risiko gegangen“, erklärte der Youngster, der seine Vorstellung „in Ordnung“ fand – und damit eine sehr bescheiden anmutende Selbstbewertung lieferte.
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Max Finkgräfes überzeugender Auftritt in Wolfsburg war umso bemerkenswerter, weil er sich auch vom Unglück mit Linienrichter Thorben Siewer nicht aus dem Konzept bringen ließ. „Ich habe mich direkt danach entschuldigt. Es war natürlich nicht gewollt. Ich wollte meinen Gegenspieler treffen, damit wir den Ball bekommen“, versicherte Finkgräfe nach seinem Klärungsversuch, mit dem er für das Kuriosum des 19. Bundesliga-Spieltags sorgte. Der Kölner Linksverteidiger hatte Siewer in der 14. Minute aus kurzer Distanz derart unglücklich an der Schläfe getroffen, dass der Linienrichter ausgetauscht und das Spiel für eine Viertelstunde unterbrochen werden musste, ehe mit Amateur-Referee Tobias Krull ein Zuschauer das Schiedsrichter-Quartett wieder komplettierte.
In seinem erst zehnten Bundesliga-Einsatz spielte Max Finkgräfe mit einer Nervenstärke weiter, als sei nichts gewesen. Sein Mut, seine Unbekümmertheit und seine Reife sind ein Hoffnungsschimmer in schwierigen Zeiten am Geißbockheim, wo man in Folge der Transfersperre stärker denn je auf den Einbau der eigenen Talente angewiesen ist. Das Beispiel Finkgräfe zeigt, wie es funktionieren kann. Pendelte der 19-Jährige in der Hinrunde unter Ex-Coach Steffen Baumgart noch zwischen Bundesliga und Regionalliga hin und her, hat er unter dem neuen, auch als Nachwuchsförderer geholten FC-Trainer Timo Schultz einen festen Platz im Profiteam erobert. „Ich habe das noch gar nicht so realisiert. Das ist wahnsinnig. Davon träumt man. Das darf ich aktuell erleben, dafür bin ich unheimlich dankbar“, schwärmt der gebürtige Mönchengladbacher, der dem zuletzt verletzten und davor noch nicht überzeugenden Sommer-Zugang Leart Pacarada links hinten vorerst den Rang abgelaufen hat.
Noch keine Gespräche mit dem 1. FC Köln über vorzeitige Verlängerung
Bleibt der 19-Jährige im Gegensatz zu seiner Jugendzeit, in der sein Traum vom Profitum frühzeitig zu platzen schien, von schwerwiegenden Verletzungen verschont, könnte ihm eine rosige Zukunft bevorstehen. Sein Arbeitspapier, das im April 2023 zunächst als Amateurvertrag verlängert und nach seinem dritten Bundesligaspiel im Herbst per Klausel automatisch an Profibedingungen angepasst worden war, ist ligaunabhängig bis Sommer 2025 gültig. Nach Rundschau-Informationen gab es bislang noch keine Gespräche über eine vorzeitige Ausweitung der Zusammenarbeit. Die Finkgräfe-Seite verspürt dabei allerdings auch keinen Zeitdruck, weil sich der Spieler in Stadt und Verein sehr wohlfühlt und das Vertrauen des FC zu schätzen weiß. Klar ist aber auch, dass seine Leistungen als junger, deutscher Spieler Begehrlichkeiten wecken dürften.
Neben erfrischenden Auftritten wie denen von Max Finkgräfe macht auch die Tatsache Hoffnung, dass die Kölner trotz der vorherigen 0:4-Packung gegen Borussia Dortmund in Wolfsburg einen gefestigten Eindruck hinterließen. „Der volle Fokus lag auf Sieg. Wir waren schon überzeugt, dass wir gewinnen würden“, erklärte Finkgräfe nach einem defensiv kompakten und spielerisch verbesserten Auftritt des FC. Zwar sei ein Sieg „drin gewesen“, doch auch dieser eine Punkt verleihe ein „gutes Gefühl“, meinte Finkgräfe, der betonte: „Ich glaube, wir brauchen im Moment jeden Punkt.“
Trotz der Verbesserung auf den Relegationsplatz hat sich die Lage für die Kölner im Tabellenkeller weiter zugespitzt. Bei einer mehr absolvierten Partie gegenüber Union Berlin beträgt die Hypothek auf den rettenden 15. Platz nun schon fünf Zähler. Ein Sieg im Heimspiel am Samstag gegen Eintracht Frankfurt ist dringend erforderlich, um die immer kleiner werdende Chance auf den direkten Klassenerhalt zu wahren. An Max Finkgräfe, so viel scheint festzustehen, sollte diese Aufgabe nicht scheitern.