Der 1. FC Köln und der FC Bayern München liegen bei ihren finanziellen Vorstellungen über einen Transfer des U21-Nationaltorhüters noch auseinander. Die Kölner Verantwortlichen setzen bei den Millionen-Verhandlungen die Pokerbrille auf.
Torwart-Juwel des 1. FC Köln vor dem AbsprungDie Hintergründe zum Ablösepoker um Jonas Urbig
Jonas Urbig ist vor ein paar Tagen noch einmal klar geworden, dass der Weg zurück ins Tor seines Heimatvereins verbaut ist. In einem Interview mit dieser Zeitung hatte Marvin Schwäbe deutlich zu verstehen gegeben, keine Abwanderungsgedanken mehr zu hegen. „Genau so ist es“, lautete Schwäbes Antwort auf die Frage, ob er seine Zukunft auch über Sommer 2025 hinaus bei Fußball-Zweitligist 1. FC Köln sehe. Das waren bemerkenswerte Worte für jemanden, der den Club nach dem Bundesliga-Abstieg h verlassen wollte und sollte. Sie passten aber ins Bild, wie sich Schwäbe nach der Rückeroberung seines Stammplatzes im Wintertrainingslager in Spanien präsentierte: locker, gelöst und entspannt. Die FC-Welt ist wieder in Ordnung für den 29-jährigen Familienvater.
Interviews von Profisportlern landen heutzutage nicht selten auf mehreren Schreibtischen, bevor sie zur Veröffentlichung freigegeben werden. Manchmal wird um Formulierungen geradezu gefeilscht. Beim 1. FC Köln wird man daher genau gewusst haben, dass ein langfristiges Treuebekenntnis von Marvin Schwäbe im Umkehrschluss nichts anderes bedeutet, als Jonas Urbig zum Verkauf ins Schaufenster zu stellen. So ist das nun mal, wenn sich zwei Nummer eins-Torhüter um den einen Platz zwischen den Pfosten duellieren. Das für eine klare Karriereplanung bekannte Lager von Jonas Urbig hat diese Botschaft sehr aufmerksam wahrgenommen. Sie fiel zudem in eine Zeit, in der der FC Bayern München sein schon länger bekanntes Interesse am U21-Nationaltorhüter im Hintergrund intensivierte.
Am Mittwochabend platzte dann die Bombe: Der gebürtige Euskirchener steht vor einem sofortigen Abgang zum deutschen Rekordmeister, der durch die Verletzung von Manuel Neuers Stellvertreter Daniel Peretz (Nierenquetschung) kurzfristig Handlungsbedarf sieht – und in Urbig obendrein ein Versprechen für die Zukunft. Die Münchner Verantwortlichen um Sportvorstand Max Eberl haben mit Urbig bereits mündliche Einigung über einen Wechsel noch in der bis Anfang Februar laufenden Wintertransferperiode erzielt.
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Der Ablösepoker zwischen beiden Clubs läuft. Nach Rundschau-Informationen fordern die Kölner für ihr wohl größtes Torwarttalent der vergangenen Jahrzehnte mindestens acht Millionen Euro als reine Ablöse, hinzukommen verschiedene Bonuszahlungen. Ein erstes Angebot der Münchner soll bei fünf Millionen Euro gelegen haben. Es ist davon auszugehen, dass der als harter Verhandler bekannte FC-Sportchef Christian Keller nicht nachgeben wird – zumal am Verhandlungstisch der finanzstarke Branchenprimus gegenübersitzt. Und, weil ein Verkauf Urbigs den Sanierungsprozess des FC in großen Schritten Richtung Ziel bewegen würde.
Thomas Kessler setzte sich am Donnerstagvormittag die Pokerbrille auf, als er auf der Pressekonferenz vor dem Zweitliga-Topspiel beim Hamburger SV um Fragen zu Jonas Urbig nicht umher kam. Der Leiter der Lizenzspieler-Abteilung nutzte die Gelegenheit, um die Qualitäten des U21-Nationaltorhüters hervorzuheben – und damit indirekt die Kölner Ablöseforderungen zu untermauern. „Jonas spielt eine wichtige Rolle im Team, auch wenn die Einsatzzeiten nicht den Erwartungen des Spielers entsprechen. Wir wissen um sein Potenzial und es ist nichts in Stein gemeißelt“, erklärte der Ex-Torhüter, der die Reservistenrolle Urbigs lediglich als „temporäre Situation“ bezeichnete. „Schauen wir mal, was passiert. Wir sind froh, Jonas in unserem Kader zu haben.“
Doch Kessler ließ sich ebenso alle Möglichkeiten offen: „Wenn Interesse an unseren Spielern besteht, dann setzen wir uns immer damit auseinander und sprechen intern.“ Gerhard Struber blies ins gleiche Horn. Dass es für Urbig „immer wieder Anfragen und Interesse von internationalen Spitzenclubs“ gebe, „das überrascht uns nicht“, äußerte der FC-Trainer – und gab sich gelassen: „Jonas ist in der Vorbereitung normal dabei und natürlich plane ich mit ihm für Hamburg. Es kann immer wieder schnell etwas passieren.“ Bei der Generalprobe am Dienstag gegen Viktoria Köln war Urbig jedoch als einziger zur Verfügung stehender FC-Spieler nicht zum Einsatz gekommen. Offenbar, um seinen Wechsel nach München nicht zu gefährden.
Jonas Urbig: Nur elf Pflichtspiele für die Profis des 1. FC Köln
Dieser wäre die wohl eleganteste Lösung einer festgefahrenen Situation, die mit dem gescheiterten Sommer-Abgang von Marvin Schwäbe und der noch vor der Verpflichtung Strubers erfolgten Festlegung auf Leihrückkehrer Jonas Urbig als neue Nummer eins ihren Anfang genommen hatte. Die Lage spitzte sich zu, als Struber nach dem zehnten Spieltag Urbig aus dem Tor nahm, um in der Krise auf Schwäbes Erfahrung zu setzen.
Die Ausstrahlung des Routiniers tat seinen Vorderleuten spürbar gut. Urbig hatte sich trotz der vielen Gegentore wenig vorzuwerfen. Er leistete sich nur einen Patzer, zeigte aber auch wenige Glanztaten – und hatte mit seiner für einen 21-Jährigen sehr selbstbewusste Art wohl keinen allzu leichten Stand in der Kabine. Die Siegesserie zur Herbstmeisterschaft gab Struber sportlich recht, ließ eine Verlängerung von Urbigs 2026 auslaufendem Vertrag aber außer Reichweite geraten.
Nun steht der von Ex-Sportchef Jörg Jakobs einst zum „Kronprinzen im FC-Tor“ ausgerufene Jonas Urbig nach 13 Jahren vor dem endgültigen Abgang aus der Heimat. Nach nur elf Spielen für die Kölner Profis. Torjäger Tim Lemperle wird spätestens im Sommer folgen. Nicht wenigen FC-Fans wird das Herz bluten.