Nach der Trennung von Trainer Steffen Baumgart, einer Transfersperre und den Ausfällen von wichtigen Spielern hat der FC mit vielen Herausforderungen zu kämpfen.
Rückrundenauftakt am Samstag1. FC Köln steht mit dem Rücken zur Wand
Der 1. FC Köln hat es im Januar 2024 alles andere als leicht. Nach der Trennung von Trainer Steffen Baumgart, der vom CAS bestätigten Transfersperre für das gesamte Jahr und den langfristigen Ausfällen der Leistungsträger Mark Uth (Knie), Luca Waldschmidt (Wadenbein-Anbruch) und Davie Selke (Fußknochen-Verletzung) erschwerte vor dem Duell am Samstag mit Borussia Dortmund heftiger Schneefall die Vorbereitung. Mal ganz davon abgesehen, dass die Geißböcke zum Auftakt der Rückrunde in der Fußball-Bundesliga Bundesliga als 17. der Tabelle mit nur elf Punkten einen Abstiegsplatz einnehmen. Es gibt aktuell also wenig Anlass, wirklich optimistisch zu sein.
Timo Schultz ist es trotzdem. Wahrscheinlich bleibt dem Nachfolger von Steffen Baumgart auch gar nichts anderes übrig. Wer den neuen Chefcoach der Kölner am Donnerstag bei der Pressekonferenz vor dem Duell mit dem hochfavorisierten Champions League-Achtelfinalisten erlebte, durfte jedenfalls den Eindruck gewinnen, dass der 46-Jährige trotz allem fest überzeugt ist, die „unmögliche Mission“ Klassenerhalt erfüllen zu können.
Schultz nennt zwei Varianten für das Offensivspiel des FC
„Der Fußballfan als solcher zählt bei seinem Club ja eher zu den Pessimisten. Wir schauen nicht, was bei Instagram oder in den Zeitungen geschrieben wird, sondern auf das, was wir hier am Geißbockheim beeinflussen können“, sagte Schultz. Und erklärte noch einmal, dass die Ausgangsposition seines Teams bei nur drei Punkten Rückstand auf einen Nicht-Abstiegsplatz und noch 17 ausstehenden Spielen schlechter gemacht wird, als sie tatsächlich ist: „Mit einer Serie kann man in der Tabelle auch schnell wieder über den Strich springen. Das wollen wir schaffen. Und wenn ich sehe, wie die Jungs hier arbeiten, bin ich mir sicher, dass wir die Punkte holen.“
Alles zum Thema Fußball-Bundesliga
- Kovac, Löw und Co. Diese Trainer werden als BVB-Trainer gehandelt
- Bundesliga Telekom Baskets Bonn trennen sich von Trainer Moors
- Frauenfußball Erfolgreicher Einstand von Britta Carlson als Trainerin des 1. FC Köln
- Nachwuchsfußball 7:5 gegen TSG Hoffenheim – 1. FC Köln feiert Torspektakel in Sinsheim
- Bundesliga Leverkusen gewinnt 3:1 gegen Mönchen-Gladbach - Terrier verletzt
- Kaderprobleme beim 1. FC Köln Tim Lemperle fällt im Spitzenspiel gegen HSV aus
- Fußball-Bundesliga Leverkusens Coach Alonso warnt Spieler vor Autobahn-Sperrung
Aussagen, die nach Zuversicht klingen, wo doch eigentlich Zweifel angebracht sind. Vor allem, was die Offensivproblematik des FC betrifft. Immerhin haben Waldschmidt und Selke sieben der elf Kölner Saisontore erzielt. Drei der restlichen vier Treffer resultieren aus verwandelten Elfmetern, die auf das Konto von Florian Kainz gehen. Mit einem Einsatz des Kapitäns rechnet Schultz am Samstag trotz des schmerzhaften Pferdekusses, der den Kapitän beim 1:1 gegen Heidenheim nach einer Stunde zur Aufgabe zwang.
Torjäger gesucht
Wer soll also in der Rückrunde die Tore erzielen? „Florian Dietz und Steffen Tigges sind die naheliegenden Optionen, wenn wir Davie 1:1 ersetzen wollen. Dazu haben wir diverse Ideen im Kopf“, nannte Schultz am Donnerstag eine Variante. Eine andere wäre, die Dortmunder mit Geschwindigkeit zu attackieren. Also Youngster Justin Diehl und Jan Thielmann oder Linton Maina ganz nach vorne zu ziehen: „Wir könnten auch mehr Tempo in der Spitze aufstellen, darf aber auch die Grüße der Spieler wegen der Standards nicht vergessen. Es ist immer ein Abwägen. Eine konkrete Entscheidung, wer am Wochenende spielen wird, ist noch nicht gefallen“, ließ sich der FC-Trainer vor den beiden abschließenden Trainingseinheiten nicht wirklich in seine Aufstellungskarten schauen.
Möglicherweise kommt auch ein Offensivakteur wieder ins Spiel, den die meisten beim FC schon abgehakt haben. Sargis Adamyan trainiert nach seiner Verletzung wie auch Dejan Ljubicic (nach überstandener Grippe) wieder voll und ist damit eine Option für Samstag. „Sargis ist ein Spieler, der weiß, wo das Tor steht. Er hat in seiner Laufbahn immer bewiesen, dass er eine gute Quote hat. Er hat seine Stärken in der Box. Entsprechend müssen wir versuchen, ihn dort einzusetzen. Dann kann er für uns einen großen Mehrwert haben“, nimmt Schultz mit dem unter Steffen Baumgart in Ungnade gefallenen Armenier einen neuen Anlauf.
Optimistisch bleiben
Womit ein fundamentaler Punkt für die Hoffnungen der Kölner auf den Klassenerhalt angesprochen ist. Wenn die Spieler, die unter Baumgart zuletzt nicht mehr funktioniert haben, ihr Potenzial wieder abrufen und die jungen Spieler sich weiter entwickeln, hat der FC eine realistische Chance. Das passende Beispiel gab gegen Heidenheim Florian Kainz ab, der nach Wochen der persönlichen Enttäuschungen seine beste Saisonleistung zeigte und das 1:0 von Selke vorbereitete.
Wichtig wird es für den FC ferner sein, die Fehlerkultur der ersten beiden Baumgart-Jahre wiederzubeleben. „Es geht darum, Fehler anzunehmen. Wir werden immer wieder Rückschläge haben. Wenn wir das Gefühl haben, etwas verlieren zu können, wie nach dem 1:1 gegen Heidenheim, spüren das die Spieler auf dem Rasen. Wir müssen die Leichtigkeit über 90 Minuten auf den Platz kriegen“, erklärte Schultz seinen Ansatz.
Und immer optimistisch bleiben, auch wenn der nächste Gegner Dortmund heißt und über einen Kader verfügt, der nach mehr als Platz fünf nach der Hinrunde schreit. „Wir wollen kompakt stehen und aggressiv gegen den Ball arbeiten, und mit den Ballgewinnen mehr machen als gegen Heidenheim. Wir gehen das Spiel so an, dass wir es gewinnen wollen“, sagte Schultz. Der Cheftrainer konnte letztlich auch dem Wintereinbruch etwas Positives abgewinnen: „Für Familien und Kinder ist das Wetter natürlich super, für uns Fußballer ist es nicht ganz so gut. Aber was den Samstag betrifft, ist das jetzt kein Vor- oder Nachteil.“