Der 1. FC Köln hat zum Bundesliga-Auftakt eine Überraschung verpasst und unverdient und unglücklich mit 0:1 bei Borussia Dortmund verloren.
Bundesliga-Auftakt1. FC Köln verliert als besseres Team in Dortmund
Die Überraschung lag in der Luft, am Ende aber blieb dem 1. FC Köln am ersten Spieltag der neuen Bundesliga-Saison nur große Enttäuschung und Fassungslosigkeit. Nach einem überlegen geführten Spiel beim Titelfavoriten Borussia Dortmund stand das Team von Trainer Steffen Baumgart nach 97 Minuten mit leeren Händen da.
Die eigene Schwäche im Abschluss und ein Glückstreffer von Donyell Malen in der 88. Minute besiegelten eine unverdiente 0:1 (0:0)-Niederlage zum Auftakt der Spielzeit 2023/24. „Wir haben nicht alles richtig gemacht, wir haben gefightet und das umgesetzt, was der Trainer sehen wollte. Aber der letzte Pass hat gefehlt, sonst hätten wir gewonnen“, analysiert FC-Sechser Dejan Ljubicic das Spiel.
Eine ähnliche Einschätzung lieferte auch Timo Hübers. „Das ist super enttäuschend, die Dortmunder am Ende feiern zu sehen. Eigentlich hätten wir es heute sein müssen. Wir hätten zumindest einen Punkt verdient gehabt. Das Gegentor war am Ende einfach Glück“, so der FC-Innnverteidiger.
Selke fit für die Startelf – Carstensen gibt Liga-Debüt
Steffen Baumgart entschied sich angesichts der Schwere der Aufgabe beim Vizemeister für ein 4:2:3:1 mit Doppelsechs, die er mit Eric Martel und dem wieder genesenen Dejan Ljubicic bestückte. Die rechte Außenbahn besetzte Bundesliga-Debütant Rasmus Carstensen, links stürmte Luca Waldschmidt.
Kapitän Florian Kainz rückte wieder ins Zentrum hinter Davie Selke, der beim 1:6 in der vergangenen Saison den FC-Treffer erzielt hatte. Die einzige Kölner Spitze konnte nach seinen muskulären Problemen beim Pokalspiel in Osnabrück von Beginn an auflaufen.
Obwohl das Thermometer gerade einmal 25 Grad Celsius anzeigte, lag eine drückende Schwüle über dem mit 81.365 Zuschauern ausverkauften Westfalenstadion. Schwierige Bedingungen für ein Fußballspiel, denn jeder gelaufene Meter produziert einen extrem hohen Flüssigkeitsverlust. Wer sich fragte, warum der Partie das Tempo fehlte, was sie eigentlich hätte zeigen können, mag eine Erklärung in den tropischen Verhältnissen gefunden haben.
Vor allem das Dortmunder Spiel litt darunter. 84 Tage nach der verpassten Meisterschaft empfing die Südkurve ihr Team zwar mit einem gewaltigen Applaus, der sehr vorsichtige BVB fand aber trotzdem keinen Weg vor das Kölner Tor. Weil eben das Tempo fehlte, die Geißböcke geschickt und fleißig die Räume zustellten und gut in die Zweikämpfe kamen.
Die Gastgeber generierten zwar 70 Prozent Ballbesitz, das erste Tor hätte aber der FC verdient gehabt. Eine Umschaltaktion brachte Davie Selke nach schnellem Passspiel des auffälligen Carstensen und Ljubicic in Position. Das lange Bein von BVB-Nationalspieler Niklas Süle sorgte im letzten Moment dafür, dass Selke Schuss nur die Latte touchierte (17.).
Köln wird immer stärker – BVB kommt nicht in Fahrt
Die Geißböcke überzeugten durch ihr konsequentes Positionsspiel, das die Räume verdichtete. Dortmunds Zielspieler Sebastien Haller hing völlig in der Luft. Erst als Julian Brandt über links eine Einzelaktion startete und aus spitzem Winkel abzog, musste Marvin Schwäbe zum ersten und einzigen Mal in Hälfte eins eingreifen (30.). Die Kölner Nummer eins bestand die komplizierte Prüfung mit Bravour. Nach der aus dieser Szene resultierenden Ecke verpasste Mats Hummels eine Verlängerung von Marco Reus am Fünfer - das war es aus Sicht des Favoriten.
Auf der anderen Seite hatte die Baumgart-Elf viele gute Ballgewinne, aus denen sie sicher mehr hätte machen können, wenn mehr Überzeugung und Mut in den eigenen Abläufen gelegen hätte. So ist das aber nun manchmal an ersten Spieltagen einer Saison. An den Pfiffen des Dortmunder Publikums gegen ihre Lieblinge hatten die Kölner zur Pause jedenfalls großen Anteil.
Als die zweite Halbzeit begann, ging die Sonne über dem Dortmunder Fußballtempel zwar unter, an den Verhältnissen auf dem Platz änderte sich aber erstmal nichts. Die Schwarz-Gelben taten sich weiter schwer, ihr Trauma vom letzten Spieltag der vergangenen Saison hinter sich zu lassen. Trainer Edin Terzic versuchte mit personellen Veränderungen, die Dinge zum Besseren zu wenden, das Spiel des Vizemeisters blieb aber Stückwerk.
Selke muss angeschlagen runter – Chancenplus für die Geißböcke
Während die Unruhe auf den Rängen und die Pfiffe zunahmen, machten die Kölner dort weiter, wo sie in Hälfte eins aufgehört hatte. Selke musste zwar wieder angeschlagen wie in Osnabrück nach nur 52 Minuten vom Platz, das beeinträchtigte die Angriffsbemühungen der Baumgart-Elf aber wenig.
Sargis Adamyan hatte gleich nach seiner Einwechslung die Möglichkeit zum 1:0, kam nach Vorlage von Carstensen beim Abschluss aber etwas zu nah an Gregor Kobel heran, um den BVB-Keeper letztlich überwinden zu können (55.).
Der FC blieb die stärkere Mannschaft, obwohl Baumgart mit Kainz und Waldschmidt zwei seiner Führungsspieler gleichzeitig aus dem Spiel nahm (65.) und dafür mit Mathias Olesen und Max Fingräfe zwei Youngster brachte. Für Finkgräfe war es ebenfalls sein erster Bundesliga-Einsatz.
Die Chancen der Kölner wurden immer besser. Dejan Ljubicic verfehlte das Dortmunder Gehäuse von der Strafraumgrenze nur ganz knapp (75.). Dann hätte Adamyan treffen müssen, fand bei seinem Kopfball aus sechs Metern seiner Meister aber in Kobel (78.).
Malen gelingt der Lucky Punch
Also passierte, was in solchen Spielen oft passiert. Die Dortmunder packten ihre Verzweiflung aus und erzielten tatsächlich das Tor des Abends. Der eingewechselte Felix Nmecha verlängerte eine Brandt-Ecke auf den langen Pfosten, wo Donyell Malen den Ball als Aufsetzer glücklich Richtung Tor brachte. Der Abschluss fand sein Ziel auch noch an der einzigen möglichen Stelle über dem Kopf von Leart Pacarada zwischen Latte und Pfosten (88.). Es passte zum Spielfilm, dass Malen eigentlich vor dem Eckball gegen Jamie Bynoe-Gittens ausgewechselt werden sollte, dann aber auf dem Platz blieb, weil Rechtsverteidiger Julian Ryerson heruntermusste und Thorgan Hazard hereinkam.
Der FC versuchte trotz des Nackenschlags alles und durfte noch einmal die Hände über dem Kopf zusammenschlagen. Nach einem Eckball verzog Finkgräfe mit links aus spitzem Winkel. Auch diese letzte Chance wäre ein Tor wert gewesen (90.+7).
„Danke für die Glückwünsche, davon können wir uns aber nichts kaufen. Wir haben es in der zweiten Halbzeit noch besser gemacht als in der ersten und gehen etwas traurig nach Hause. Wir haben sehr gut verteidigt und hatten sehr gute Umschaltmomente. In der zweiten Halbzeit hatten wir sogar hundertprozentige Chancen. Im Abschluss hat uns die Ruhe gefehlt. Bis auf das Ergebnis hat aber vieles gepasst“, analysierte Steffen Baumgart die Partie.
Aufgrund des Spielverlaufs und trotz des Resultats zeigte sich Edin Terzic alles andere als zufrieden. „Es war heute nicht viel dabei, was uns gefallen hat. Es war keine gute Leistung von uns. Das einzig Positive war, dass wir als Sieger vom Platz gegangen sind“, resümierte der BVB-Trainer.
Spielstatistik:
Borussia Dortmund: Kobel; Ryerson (84, Wolf), Süle, Hummels, Bensebaini (84. Hazard); Sabitzer, Can (59. Nmecha); Malen, Reus (70. Adeyemi), Brandt; Haller (59. Moukoko). - 1. FC Köln: Schwäbe; Schmitz, Hübers, Chabot, Pacarada; Martel, Ljubicic; Carstensen (90. Kilian), Kainz (65. Olesen), Waldschmidt (66. Finkgräfe); Selke (52. Adamyan). - SR.: Aytekin (Oberasbach). - Zuschauer: 81.365. - Tor: 1:0 Malen (88.). - Gelbe Karten: Martel.