Der 1. FC Köln empfängt am Freitag RB Leipzig und geht als klarer Außenseiter in das Duell mit dem Champions League-Achtelfinalisten.
2:1-Sieg gegen LeipzigAls Jonas Hector den FC rettete
Die Bundesliga-Geschichte zwischen dem 1. FC Köln und Rasenballsport Leipzig ist noch eine recht junge. 13 Mal trafen die beiden Clubs in Deutschlands höchster Spielklasse erst aufeinander, was natürlich in erster Linie daran liegt, dass das zeit seines Lebens umstrittene Red Bull-Projekt erst seit der Saison 2016/17 Erstligist ist. Wenn FC und RB sich am Freitag (20.30 Uhr, DAZN) in Müngersdorf zum 14. Mal gegenüberstehen, ist es vor allem eine Partie aus der gemeinsamen Historie, an die es sich zu erinnern lohnt und die als leuchtendes Vorbild, für die aktuelle sportliche Situation der Geißböcke dienlich sein könnte. Einer von nur zwei Siegen, die den Kölnern bislang gegen die Sachsen in der Fußball-Bundesliga gelangen.
Es war der 20. April 2021, also inmitten der Corona-Pandemie, als der FC die Leipziger am 30. Spieltag im nahezu menschenleeren Rheinenergiestadion empfing. Die Kölner hatten als Tabellenvorletzter gerade ihren Trainer Markus Gisdol entlassen und Friedhelm Funkel als Retter engagiert. Funkel war mit einem 0:3 in Leverkusen gestartet und stand fünf Spieltage vor Saisonende mit dem Rücken zur Wand. Leipzig residierte zum gleichen Zeitpunkt auf Rang zwei und hatte sogar noch theoretische Chancen den FC Bayern an seiner nächsten Meisterschaft zu hindern. Klarer konnten die Vorzeichen nicht sein. Die Geißböcke waren krasser Außenseiter. Zur Halbzeit leuchtete bei diesem Geisterspiel noch 0:0 von der Anzeigetafel, was schon einer mittleren Sensation gleichkam.
Friedhelm Funkels Geniestreich
Funkel kam dann in der Kabine der Gedanke seinem Kapitän Jonas Hector eine neue, offensivere Rolle zu geben. Ein Geniestreich. Hector schwang sich zu seiner wohl besten Leistung im FC-Trikot auf. Erst köpfte er eine Flanke von Jannes Horn zum 1:0 ein (46.), dann konterte er Amadou Haidaras Ausgleich (59.) im direkten Gegenzug nach Doppelpass mit Ondrej Duda zum herrlichen 2:1 (60.)-Siegtreffer. Hector hatte als Fußballer viele Vorzüge, aber als Torjäger hat er sich nie hervorgetan. „Der FC meldet sich im Abstiegskampf zurück Hectors Doppelpack beschert Köln drei ganz wichtige Punkte“, hieß es im Fachmagazin „kicker“. Funkel und seinem Team gelang am Ende der Saison bekanntlich erst über die Relegation gegen Holstein Kiel der Klassenerhalt.
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Der neue Trainer Steffen Baumgart durfte einen Bundesligisten übernehmen und führte den FC 2021/22 in die Europa Conference League. So schnell kann es im Fußball gehen. So viel Bedeutung kann ein einzelnes Spiel und ein einzelner Spieler haben. Ohne Hectors Kraftakt gegen Leipzig wären die Kölner wohl ebenso abgestiegen wie ohne Sebastiaans Bornauws Kopfballtor zum 1:0 am letzten Spieltag gegen Schalke 04.
Situation ist vergleichbar mit der heutigen
Die Situation von vor drei Jahren ist vergleichbar mit der von heute, auch wenn Hector seine Karriere inzwischen beendet hat und längst wieder Zuschauer in den Stadien dabei sind. Die Kölner haben den Trainer gewechselt und stecken in der Tabelle auch wieder unten drin. Sieben Punkte beträgt der Rückstand aktuell auf Rang 15, es riecht wie 2021 stark nach Relegation.
Es sei denn, dem FC gelingt wieder eine Überraschung. Denn ein Sensations-Sieg gegen einen Champions League-Teilnehmer wie Leipzig, der im Achtelfinale Real Madrid an den Rand des Ausscheidens drängte, ist genau das, was die Kölner brauchen. Nur so können sie Bochum, Wolfsburg und Union Berlin vor den letzten acht Saisonspielen noch einmal auf die Pelle rücken und Mainz und Darmstadt auf den Abstiegsrängen auf Distanz halten. Und gleichzeitig vor der zweiwöchigen Länderspielpause und dem fünftägigen Trainingslager in Algorfa/Spanien noch einmal richtig Selbstvertrauen tanken.
FC-Trainer Timo Schultz hat den nötigen Respekt vor dem kommenden Gegner, rechnet sich aber wie in allen seinen Spielen etwas aus: „Leipzig ist eine Mannschaft mit einer enormen individuellen Qualität. Ist eine Truppe, die sehr zielstrebig und schnörkellos nach vorne spielt. Sie haben Tempo und können viel Wucht entwickeln“, lobte der 46-Jährige das Team von RB-Coach Marco Rose und präsentierte seinen Ansatz: „Für uns wird es darum gehen, gut zu verteidigen, ihnen möglichst wenig Tiefe anzubieten. Aber wir wollen wie gegen Gladbach aktiv werden und uns Chancen herausarbeiten.“
Nicht dabei helfen können Dejan Ljubicic und Linton Maina, die sich am Mittwoch krankgemeldet hatten und auch am Donnerstag beim Abschlusstraining fehlten. Möglicherweise wird deshalb Leart Pacarada erstmals unter Schultz von Beginn an spielen und Linksverteidiger Max Finkgräfe eine Position weiter vorne auflaufen.
Marco Rose lobte die Geißböcke als „eine Mannschaft, die sehr leidenschaftlich und gut strukturiert verteidigt. Es ist schwer, Räume zu finden.“ Zudem sei der FC auch mit Ball gefährlich, verfüge etwa über ein gutes Umschaltspiel, Tempo und habe auch „am Ball gute Lösungen“. Auf jeden Fall brauche RB in Köln „eine gute Leistung, um drei Punkte zu holen.“
Voraussichtliche Aufstellungen: Köln: Schwäbe; Carstensen, Kilian, Chabot, Pacarada; Martel, Huseinbasic; Alidou, Kainz, Finkgräfe; Adamyan. — Leipzig: Gulasci; Henrichs, Orban, Lukeba, Raum; Haidara, Schlager; Olmo, Xavi; Openda, Sesko. —SR.: Badstübner (Nürnberg).