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1. FC KölnWorauf der FC bei der Entwicklung junger Spieler Wert legt

Lesezeit 4 Minuten
Justin Diehl in der Obhut von FC-Cheftrainer Steffen Baumgart

Justin Diehl in der Obhut von FC-Cheftrainer Steffen Baumgart

Nicht immer funktioniert die Strategie des 1. FC Köln so wie bei den drei aktuellen U21-Nationalspielern Martel, Thielmann und Huseinbasic. Das zeigen die jüngsten Beispiele Jens Castrop und Justin Diehl.

Der 1. FC Köln versteht sich als Entwicklungsclub. Vielleicht nicht ganz freiwillig, weil die finanziellen Möglichkeiten kaum etwas anderes zulassen. Denn welcher Club aus der Fußball-Bundesliga würde nicht am liebsten nur fertige Spieler in seinen Reihen haben. Aber aus Überzeugung und als probates Geschäftsmodell. Wer junge, talentierte Spieler aus dem eigenen Nachwuchs oder als Verpflichtungen von anderen Clubs zu gestandenen Bundesliga-Profis entwickelt, schafft auch für sich Marktwerte.

Der FC hat in der jüngeren Vergangenheit bei Spielern wie Jan Thielmann, Eric Martel oder Denis Huseinbasic bewiesen, dass das Konzept Früchte tragen kann. Aber nicht immer funktioniert diese Strategie so wie bei den drei aktuellen U21-Nationalspielern. Das zeigen die jüngsten Beispiele Jens Castrop und Justin Diehl.

Wenn der Weg zu einer Sackgasse wird

Die beiden Talente sind im FC-Nachwuchs groß geworden. Diehl geht seit der U8 für die Geißböcke auf Torejagd, Castrop kam als Zwölfjähriger von Fortuna Düsseldorf nach Köln. Beide Spieler entwickelten sich auch so, dass die sportliche Führung des FC ihnen den Sprung in die Bundesliga zutraute. Castrop (19) und Diehl erhielten also Profiverträge (18). Ein vielversprechender Weg, der für beide Spieler beim FC aber wohl in einer Sackgasse enden wird.

Castrop konnte sich in den ersten Monaten des neuen Trainers Steffen Baumgart nicht durchsetzen und wurde im Winter 2022 an den Zweitligisten 1.FC Nürnberg verliehen. Eine Leihe, die ihren Sinn offensichtlich erfüllte. Castrop entwickelte sich trotz dreier Trainerwechsel zum Stammspieler und stellte in 34 Zweitligaspielen seine Flexibilität unter Beweis. Mal als Sechser, mal als Achter und sogar als Rechtsverteidiger erzielte er zwei Tore und gab zwei Vorlagen. „Jens hat sich in Nürnberg sehr gut gemacht und hat immer eine Position im Team gefunden“, lobte FC-Sportchef Christian Keller. Ein Lob, das aber nicht ausreichte, um den Spieler nach Ende der Leihe zurück ans Geißbockheim zu holen. Im Gegenteil: Während Nürnberg die vereinbarte Kaufoption in Höhe von 450 000 Euro zog, verzichtete der FC darauf, die Rückkaufoption zu aktivieren.

Castrops Mutter mit unrealistischem Blick auf den Sohn

Nach Informationen der Rundschau hatten die Kölner nicht einmal Kontakt zu ihrem Spieler aufgenommen. Das legt zwei Gründe nahe. Zum einen, hat der FC Castrops Entwicklung zwar gelobt, sie in der internen Bewertung aber als nicht ausreichend genug eingestuft, um auf den Positionen Sechser oder Rechtsverteidiger den gestandenen Spielern ernsthaft Konkurrenz machen zu können. Zum anderen gilt Castrop privates Umfeld als schwierig. So soll seine Mutter ihren Sohn bereits in fußballerischen Sphären verortet haben, die ein Stück weit fernab der Realität liegen.

„Wir wollen allen Spielern nur das Beste und zeigen ihnen ihren Entwicklungsweg auf. Auf den müssen sie sich dann einlassen. Eltern und Berater müssen in der Lage sein zu erkennen, welches die richtigen Schritte sind“, hatte Christian Keller die Vorgehensweise in einem anderen Zusammenhang mal ganz allgemein umschrieben. Elementar für junge Talente sei Spielpraxis im Erwachsenenbereich wie in der Regionalliga-Reserve des FC, um den Übergang aus der Jugend zu schaffen. „Wichtig ist, dass die Spieler die U21 als Chance und nicht als Bestrafung ansehen. Ich spiele lieber in der vierten Liga, als dass ich Poster-Spieler in der Bundesliga bin und eine schöne Autogrammkarte habe“, erklärte Keller. Manch einer will eben zu schnell zu viel.

Eine Problematik, die wohl auch auf Justin Diehl und vor allem sein Umfeld zutrifft. Der 18-Jährige Stürmer, der vergangene Saison mit der U19 des FC den DFB-Pokal gewann, ins Halbfinale der Deutschen Meisterschaft einzog und zu zwei Bundesliga-Einsätzen kam, hat bislang davon abgesehen, seinen am 30. Juni 2024 auslaufenden Vertrag in Köln vorzeitig zu verlängern. Offenbar, weil sein Berater mit den Konditionen des Kölner Angebots nicht zufrieden ist und andere Pläne verfolgt. Die festgefahrenen Verhandlungen haben dazu geführt, dass Diehl seit Montag wieder bei der U21 mittrainiert und bei den Profis erst einmal außen vor ist. Vieles deutet auf einen vorzeitigen Abschied hin.

Der 1. FC Köln kann sich in beiden Fällen nicht sicher sein, wo die Entwicklungen der Spieler noch hinführen. Als Entwicklungsclub ist der Club sich in seiner Ausrichtung aber treu geblieben und hat seine ohnehin klare Haltung zementiert. Die Entwicklung eines Talents wird so vorangetrieben, wie es der FC geplant hat und entsprechend vorgibt. Und keineswegs so, wie es vom Umfeld eines Spielers gefordert wird.