AboAbonnieren

Zweitliga-Start1. FC Köln verliert Auftakt gegen den HSV nach zwei Defensiv-Patzern mit 1:2

Lesezeit 4 Minuten
Hamburgs Miro Muheim (l) und Jean-Luc Dompe (r) kämpfen mit Kölns Jan Thielmann um den Ball.

FC-Rechtsverteidiger Jan Thielmann wird von den Hamburgern Miro Muheim (l.) und Jean-Luc Dompe (r.) gedoppelt.

Der Absteiger verliert den früheren Bundesliga-Klassiker und beschert seinem neuen Coach Gerhard Struber einen missglückten Einstand.

Als Steffen Baumgart kurz vor Spielbeginn seinen Platz in der Coachingzone einnahm, baute sich eine Schar Fotografen vor ihm auf. Fast alle Objektive waren auf den ehemaligen Trainer des 1. FC Köln gerichtet, der am Freitagabend zum Auftakt der Saison 2024/25 der 2. Fußball-Bundesliga erstmalig nach seinem Abschied Ende Dezember 2023 nach Müngersdorf zurückkehrte.

Das Wiedersehen mit der alten Liebe endete für die Geißböcke in Ernüchterung. Der Absteiger verlor den früheren Bundesliga-Klassiker gegen den Hamburger SV nach einem Doppelpack von Ransford Königsdörffer und dem späten Anschlusstreffer von Linton Maina mit 1:2 (0:2) und bescherte seinem neuen Coach Gerhard Struber einen missglückten Einstand. „Wir wussten, dass es nicht einfach wird. Wir haben uns Chancen herausgespielt und hätten mehr verdient gehabt“, resümierte FC-Torschütze Maina.

Gerhard Struber wurde bei seiner ersten Pflichtspiel-Aufstellung als FC-Trainer seinem Ruf als Talentförderer gerecht. Der Österreicher schenkte für den Platz in der Innenverteidigung neben Kapitän Timo Hübers dem erst 19 Jahre alten Julian Pauli das Vertrauen. Der letztjährige Kapitän der Kölner A-Junioren erhielt den Vorzug vor Routinier Dominique Heintz. Es war die Belohnung für eine bemerkenswerte Saisonvorbereitung, in der Pauli den weitesten Satz nach vorne hinlegte.

Julian Pauli patzt bei seinem Profi-Debüt für den 1. FC Köln

Überraschungen hielt die Startelf, in der mit Jonas Urbig und Tim Lemperle zwei Rückkehrer standen, nicht bereit, was auch bedeutete, dass der genesene Luca Waldschmidt in der Schaltzentrale begann. Steffen Baumgart war derweil zur Improvisation gezwungen. Da Torjäger Robert Glatzel verletzt fehlte und Ex-FC-Profi Davie Selke nach langer Zwangspause zunächst auf der Bank saß, setzte der HSV-Coach anstelle von zwei Stoßstürmern auf den schnellen Ransford Königsdörffer als alleinige Spitze. Ein Schachzug, der wie gemalt aufgehen sollte.

Struber hatte angekündigt, den „Funken überspringen lassen zu wollen“, entsprechend stürmisch legten die Kölner gegen einen anfangs konfusen HSV los. Nach nur drei Minuten kam Dejan Ljubicic aus 18 Metern an den Ball, sein Schuss segelte über das Gehäuse. Noch in der gleichen Minute tauchte Denis Huseinbasic nach einem Fehler im Hamburger Spielaufbau frei stehend vor dem Tor auf, HSV-Keeper Daniel Heuer Fernandes entschärfte in höchster Not. Stattdessen gingen die Norddeutschen mit ihrem ersten Angriff in Führung – unter gütiger Mithilfe der neuen Kölner Nummer eins Jonas Urbig, der einen harmlosen Abschluss von Jean-Luc Dompé vom linken Strafraumeck aus den Händen gleiten ließ. Königsdörffer brauchte nur noch abstauben.

Früher Fehlgriff von Jonas Urbig schockt den 1. FC Köln

Das Gegentor war ein Wirkungstreffer für die Kölner. Der HSV nutzte die auftretende Verunsicherung bei den Gastgebern, um durch Dompé, der mit Jan Thielmann Katz und Maus spielte, zu zwei weiteren Möglichkeiten zu gelangen. Urbig war beide Male zur Stelle (16., 27.). Der FC kam dagegen nicht mehr ins Pressing und über Halbchancen nicht hinaus. Huseinbasic zielte aus vielversprechender Position deutlich drüber (23.), Damion Downs brachte einen Kopfball nicht aufs Tor (30.), auch Ljubicic schoss daneben (34.).

Eine Minute später setzte es dann den nächsten Nackenschlag, und erneut patzte ein Kölner Youngster. Thielmann bekam eine Flanke von Adam Karabec nicht unterbunden, in der Mitte tauchte Pauli unter der Hereingabe durch. Den Kopfball von Königsdörffer lenkte Urbig noch an die Latte, gegen den Nachschuss des Doppeltorschützen war er machtlos. Dennoch hätte Lemperle in der Nachspielzeit des ersten Durchgangs verkürzen müssen, nach einem Konter scheiterte er aber aus kurzer Distanz am glänzend reagierenden Heuer Fernandes (45.+2).

Wer zu Beginn der zweiten Halbzeit mit einem Sturmlauf angestachelter Kölner gerechnet hatte, sah sich getäuscht. Strubers Elf offenbarte mit Ball große Probleme, den nun deutlich tiefer gestaffelten HSV in Verlegenheit zu bringen. Auch ein Doppelwechsel – Sargis Adamyan und Linton Maina ersetzten nach knapp einer Stunde die wirkungslos gebliebenen Luca Waldschmidt und Damion Downs – brachte erst einmal keine Besserung. Doch dann wurde es doch noch einmal spannend. Ljubicic flankte auf Maina, der den Ball per Kopf zum Anschlusstreffer in die Maschen wuchtete (78.). Mehr gelang dem FC trotz sechsminütiger Nachspielzeit jedoch nicht mehr. Und so jubelte am Ende des pikanten Wiedersehens Steffen Baumgart als Gast in Köln.

1. FC Köln: Urbig, Thielmann, Hübers, Pauli (87. Heintz), Pacarada; Martel; Ljubicic, Huseinbasic (87. Obuz); Waldschmidt (57. Adamyan); Lemperle (76. Dietz), Downs (57. Maina). – Hamburger SV: Heuer Fernandes; Hadzikadunic, Schonlau, Muheim; Jatta (90.+1 Selke), Elfadli, Meffert, Dompé (65. Öztunali); Karabec (65. Baldé), Reis (83. Meyer); Königsdörffer (90.+1 Mikelbrencis). – Zuschauer: 50 000 (ausverkauft). – Tore: 0:1 Köngsdörffer (5.), 0:2 Königsdörffer (35.), 1:2 Maina (78.).