Gleich im ersten Pflichtspiel der Saison wurde dem FC am Montag alles abverlangt. Die Geißböcke bestanden mit Bravour, wenn auch nicht mit Extraklasse.
DFB-PokalSieg gegen Osnabrück beweist Widerstandsfähigkeit des 1. FC Köln
Die Erleichterung im Lager des 1. FC Köln war am Montag kurz vor Mitternacht an der Bremer Brücke allgegenwärtig. Geschäftsführer Christian Keller lachte, Co-Trainer Andŕe Pawlak flachste, Rechtsverteidger Benno Schmitz freute sich und Innenverteidiger Jeff Chabot sowieso. Nur Steffen Baumgart war die Zufriedenheit mit dem hart erkämpften 3:1 (1:0, 1:1)-Sieg nach Verlängerung in der ersten Hauptrunde des DFB-Pokal beim widerspenstigen Zweitliga-Aufsteiger VfL Osnabrück nicht anzusehen. Was nicht großartig verwundern sollte, denn der Chefcoach des Fußball-Bundesligisten ist unmittelbar nach einem Spiel nur in Ausnahmefällen eine Ausgeburt der Freude. Der 51-Jährige ist in diesen Momenten mental meist viel zu erschöpft, um im Licht der Öffentlichkeit die Klaviatur der Gefühle weiter rauf- und runterzuspielen.
Schmitz kann nur Traumtore
Dieser Montagabend im mit 15.741 Fußballfans besetzten Hexenkessel an der Bremer Brücke hatte Baumgart und seinem Team gleich im ersten Pflichtspiel der neuen Saison auch alles abverlangt. Und die Geißböcke bestanden die Prüfung. Vielleicht nicht mit dem Prädikat Extraklasse, aber mit Bravour. Der VfL Osnabrück war das schwerste Los, das der zwischen Vorbereitung und Bundesliga-Auftakt gefangene FC in der ersten Runde des DFB-Pokals ziehen konnte. Die Niedersachsen sind wieder Zweitligist, seit zwei Wochen im Ligamodus und durch die prickelnde Atmosphäre in ihrem Stadion auch ein extrem heimstarkes Team.
Es machte die Aufgabe für die Kölner rein psychologisch nicht leichter, dass sie unter Flutlicht an einem Montagabend und vor einem Millionenpublikum vor den TV-Geräten gestellt wurde. Die Kölner trotzten aber all diesen Widerständen in einem Pokalkampf, der seinen Namen verdient hatte. „Wir haben gesehen, was wir von beiden Mannschaften erwartet haben, einen geilen Fight“, sagte Baumgart.
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VfL dominiert die zweite Halbzeit
Der FC-Coach hatte eine gute erste Hälfte seines Teams gesehen und die verdiente Führung durch einen Kunstschuss von Benno Schmitz aus 25 Metern. „Es schaut so aus, als ob es nur mit Traumtoren geht“, sagte der Rechtsverteidiger nach seinem zweiten Pflichtspieltreffer als Fußballprofi. Nummer eins war das 1:0 im Bundesliga-Derby vergangene Saison gegen Bayer Leverkusen, als er ebenfalls aus der Entfernung mit rechts in den linken Winkel traf.
Die zweite Halbzeit gehörte dann dem VfL, der mutiger und bissiger agierte und auch spielerisch eine Schippe drauflegte. Die Kölner kamen kaum noch nach vorne. „Der Gegner ist besser geworden und wir haben nicht mehr die Tiefe gefunden, sondern zu viel hintenrum gespielt“, monierte Baumgart. Was neben dem verletzungsbedingten Ausscheiden von Davie Selke (53.) daran gelegen haben mag, dass mit Jan Thielmann, Linton Maina und Dejan Ljubicic drei schnelle Außenbahnspieler der Kölner ausfielen. Baumgart sah aber auch eine eigene Mannschaft, die angeführt von Jeff Chabot stark verteidigte und außer dem 1:1 nichts zuließ. Der Ausgleich resultierte zudem aus einem von Luca Waldschmidt verursachten Elfmeter, den „Babis“ Makridis im Nachschuss verwandelte (73.). „In der Verlängerung hatten wir dann das Glück schnell zwei Tore zu erzielen“, analysierte Baumgart die Entscheidung durch Sargis Adamyan (93.) und Chabot (96.).
Vor dem schweren Bundesliga-Auftakt am Samstag (18.30 Uhr) in Dortmund hat der FC mit dem Sieg von Osnabrück einem Fehlstart in die Saison 2023/24 schon mal Lebewohl sagen können. Die Kölner sind neben dem finanziellen Aspekt auch sportlicheinen Schritt weiter, als nach dem Erstrunden-Pokalaus 2022 gegen Regensburg.
Baumgart durfte konstatieren, dass er mit Linksverteidiger Leart Paqarada eine offensive Waffe dazu bekommen hat. Der Neuzugang bereite das 1:0 und das 2:1 vor. Der Trainer wird aber auch vermerken müssen, dass das Spiel nach vorne weniger funktioniert, wenn das Tempo auf den Außenbahnen fehlt, dass Mathias Olesen als Zehner kaum offensive Impulse setzen kann und hinter Davie Selke eine große Lücke klafft. Genug Erkenntnisse, um die Arbeit ab Mittwoch im Training fortzusetzen und am Samstag den BVB zu überraschen.