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Kaderprobleme beim 1. FC KölnTim Lemperle fällt im Spitzenspiel gegen HSV aus

Lesezeit 4 Minuten
Dejan Ljubicic absolvierte das Abschlusstraining des 1. FC Köln am Freitag und kann am Samstag in Hamburg spielen.

Dejan Ljubicic absolvierte das Abschlusstraining des 1. FC Köln am Freitag und kann am Samstag in Hamburg spielen.

Der 1. FC Köln muss im Topspiel am Samstag beim Hamburger SV auf seinen besten Torjäger verzichten.

Als die Delegation des 1. FC Köln sich gegen 14.30 Uhr auf dem Weg zum Konrad-Adenauer-Flughafen machte, um ihre einstündige Reise nach Hamburg anzutreten, fehlte Tim Lemperle. Der mit acht Treffern beste Hinrunden-Torschütze des Fußball-Zweitligisten muss wegen seiner Oberschenkelverletzung für den Rückrunden-Auftakt am Samstag (20.30 Uhr/Sky) beim Hamburger SV passen.

Dejan Ljubicic konnte dagegen mit an Bord gehen. Der Österreicher hatte sich wie Lemperle am Dienstag im Testspiel gegen Viktoria Köln (3:2) eine Muskelverletzung zugezogen, konnte aber im Gegensatz zu Lemperle am Freitag das Abschlusstraining problemlos absolvieren. Der 22-jährige Stürmer brach die Einheit nach 45 Minuten ab und gab Raum für Spekulationen.

Der FC gab zwar zu Protokoll, dass man „kein Risiko“ eingehen wolle, es steht aber weiter im Raum, dass Lemperle bereits im Winter zur TSG 1899 Hoffenheim wechselt. Der Bundesligist hat sein Interesse hinterlegt, den im Sommer ablösefreien Kölner Goalgetter schon vor dessen offiziellen Vertragsbeginn am 1. Juli zu verpflichten. Die in einer tiefen sportlichen Krise steckenden Hoffenheimer müssten dafür eine Ablöse an den FC bezahlen und einen ihrer Stürmer im Tausch anbieten.

Gerhard Struber muss im Topspiel beim Tabellendritten HSV neben Lemperle auf Mark Uth, Julian Pauli und die Langzeitverletzten Luca Kilian, Jacob Christensen sowie Mathias Olesen verzichten. Der FC-Trainer hat vor allem in der Offensive wenig Alternativen. Neben Lemperle-Ersatz Damion Downs stehen dem Österreicher noch Steffen Tigges und der Ex-Hamburger Luca Waldschmidt zur Verfügung.

HSV atmet vor Spiel gegen Köln auf

Während sich die Erleichterung bei den Geißböcken hinsichtlich des einsatzfähigen Personals in Grenzen hielt, atmeten die Hamburger gleich viermal auf. Mit Torwart Daniel Heuer Fernandes, Kapitän Sebastian Schonlau sowie den Stürmern Davie Selke und Ransford Königsdörffer meldeten sich rechtzeitig zum Spitzenspiel wieder fit. Das Quartett will mit dafür sorgen, dass der HSV am Samstagabend durch einen Sieg an die Tabellenspitze springt. Vor allem Königsdörffer haben die Kölner in schlechter Erinnerung. Beim 2:1-Erfolg der Hamburger im Hinspiel hatte der Angreifer beide Tore erzielt.

Während es für die Geißböcke kein Wiedersehen mit Noah Katterbach (Kreuzbandriss) geben wird, dürfen sie sich mit ihrem Ex-Teamkollegen Davie Selke duellieren. Der streitbare Torjäger verließ den FC vor der Saison nicht nur im Guten und schlug dann beim HSV mit zehn Treffern in 17 Spielen voll ein. „Wir haben über Davie gesprochen. Er ist ihr Top-Goalgetter und bringt eine Torgarantie mit. Davie hat ein Naserl, ein Gespür für die Positionierung und Abschlüsse“, warnte Struber vor dem 29-Jährigen. Wie in Köln pokert Selke aktuell übrigens in Hamburg um einen neuen Vertrag. Der alte gilt ab Sommer nicht mehr für die 2. Liga. Sollte der HSV nicht aufsteigen, könnte der Torjäger ablösefrei wechseln.

1. FC Köln in Hamburg: Und jährlich grüßt der Nicht-Aufstieg

Das 110. Pflichtspielduell zwischen den beiden Bundesliga-Gründungsmitgliedern birgt über das Wiedersehen mit Selke hinaus Brisanz. Der Zweitliga-Herbstmeister reist erstmals seit 2018 wieder zum HSV, der als Tabellendritter nur drei Punkte Rückstand aufweist und nach der Entlassung von Ex-FC-Coach Steffen Baumgart wieder bessere Ergebnisse eingefahren hat. In den vier Partien unter der Regie von Interimscoach Merlin Polzin (34) gab es zwei Siege und zwei Remis. Genug, um den gebürtigen Hamburger in der Winterpause zum Cheftrainer zu ernennen.

Zwischen 1963 und dem ersten Abstieg des 1. FC Köln in der Saison 1997/98 gehörten Geißböcke und HSV zum Bundesliga-Inventar. Die Hamburger hielten sich als Dino bis 2018 in der Ersten Liga und stiegen dann gemeinsam mit dem FC ab. Im Gegensatz zu den Kölnern sind die stolzen Hanseaten aber auch im siebten Jahr nach diesem Alptraum immer noch Zweitligist. Jährlich grüßt an der Alster der Nicht-Aufstieg. „Das Beispiel HSV zeigt, wie schwer es ist, aus der 2. Liga aufzusteigen“, erklärte Thomas Kessler.

Der FC-Lizenzspielerleiter wünscht sich, dass das erst vierte Zweitliga-Treffen der beiden Traditionsclubs am Samstag das letzte ist: „Der HSV ist ein Club, der in die Bundesliga gehört. Das werden wir am Samstag wieder spüren in diesem tollen Stadion und dieser schönen Stadt. Wir fahren gerne nach Hamburg, aber in der Bundesliga wäre uns dieses Duell natürlich lieber.“ Bis dahin ist es allerdings noch ein weiter Weg: „Das ist alles andere als ein Selbstläufer. Es braucht einen brutalen Fokus. Wir haben uns in der Hinrunde die beste Ausgangsposition erspielt, das gilt es am Samstag zu bestätigen“, forderte Kessler zum Rückrundenauftakt ein Statement.


Voraussichtliche Aufstellungen:

Hamburger SV: Heuer Fernandes; Mikelbrencis, Hadzikadunic, Schonlau, Muheim; Elfadli, Karabec, Richter; Sahit, Selke, Dompé. –1. FC Köln: Schwäbe; Hübers, Martel, Heintz; Gazibegovic, Ljubicic, Huseinbasic, Pacarada; Kainz; Maina, Downs. – SR.: Dingert (Lebecksmühle).