Ellyes Skhiri hat dem 1. FC Köln vier Jahre lang viel Freude gemacht. Im Sommer läuft der Vertrag des 27-jährigen Tunesiers aus und vieles spricht dafür, dass er ablösefrei zu einem anderen Club wechseln wird.
1. FC KölnEllyes Skhiri kündigt seinen Abschied an
Ellyes Skhiri ist der Inbegriff eines Musterprofis. Ein Spieler, wie ihn sich jeder Club wünscht. Zuverlässig, leistungsstark, Spiel intelligent und bescheiden. Skhiri ist keiner, der in der Öffentlichkeit viel über sich und sein Spiel redet, er lässt lieber Taten sprechen. Und die können sich auch in seiner vierten Saison als Spieler des 1. FC Köln sehen lassen. Der 27-jährige Tunesier ist als omnipräsenter Sechser laufstärkster Kölner und hat in der Fußball-Bundesliga trotz seiner defensiven Rolle drei Tore erzielt und eines vorbereitet. Die drei Tore übrigens alle nach seiner WM-Teilnahme mit Tunesien - zwei beim 7:1 gegen Werder Bremen und das 1:0 beim 1:1 gegen den FC Bayern.
Es verwundert also kaum, dass mal wieder die gesamte Saison darüber gesprochen wird, dass es Skhiris letztes Jahr im FC-Trikot sein wird. Der Vertrag des Tunesiers, der 2019 für eine Ablöse von sechs Millionen Euro vom französischen Erstligisten SC Montpellier zum FC wechselte, läuft im Sommer aus. Er ist also ablösefrei und das bei einem Marktwert von aktuell 13 Millionen Euro. Diese Tatsache und Skhiris konstant hervorragende Leistungen lassen die Gerüchte sprießen und seinen Abgang im Sommer immer wahrscheinlicher werden.
Ellyes Skhiri: Angebot von Olympique Lyon
Im Januar hätte der 52-fache Nationalspieler Tunesiens schon wechseln können. Wie er am Donnerstag nach dem Training bestätigte, lag ihm ein konkretes Angebot von Olympique Lyon vor: „Ja, es ist wahr. Es gab ein Interesse. Ich habe aber abgesagt. Der Zeitpunkt war nicht der richtige. Ich wollte hier die Saison mit meinem Club beenden. Ich fühle mich mit meinen Teamkollegen verbunden.“ Ein weiterer Grund für Skhiris Absage an den französischen Erstligisten könnte die Tatsache sein, dass Lyon in der kommenden Saison wahrscheinlich in keinem europäischen Clubwettbewerb vertreten sein wird. Einzig der Gewinn des nationalen Pokalwettbewerbs kann noch einen Weg ebnen.
Alles zum Thema Fußball-Bundesliga
- Bayer 04 Leverkusen Schick kommt, obwohl er immer da war
- Fußball-Bundesliga Medizinischer Notfall bei Frankfurt gegen Bremen
- Bayer Leverkusen Schick-Gala gegen Heidenheim
- Handball-Bundesliga VfL Gummersbach verliert in der ausverkauften Schwalbe-Arena gegen Kiel
- Bayer 04 Leverkusen Verletzter Boniface fehlt im Duell mit Heidenheim
- „Kann ich zusagen“ Deutsche Meisterschaft für Uli Hoeneß bereits entschieden – Das sagt Xabi Alonso
- Bundesliga 1. FC Köln sieht Spiel gegen Aufsteiger Preußen Münster als Charaktertest
Das dürfte Skhiri zu vage sein, denn er hat seine Ambitionen klar definiert. „Im Fußball ist es schwer, etwas zu planen. Es kann auch ein interessantes Projekt sein, das mich überzeugt, wo man mich wirklich haben will. Aber mein Wunsch ist es, international zu spielen und mich weiterzuentwickeln. Das kann jetzt ein wichtiger Moment in meiner Karriere werden“, erklärte er. Hat er so ähnlich übrigens auch schon in der vergangenen Saison verlauten lassen. Es gab aber weder im Winter noch im Sommer annehmbare Angebote. Wobei die finanziellen Aspekte eher eine untergeordnete Rolle gespielt haben: „Ich hatte nicht das Interesse von Vereinen, die meinen Ambitionen entsprachen. Die Konkurrenz ist groß, aber ich lasse mich nicht davon abhalten, von großen Dingen zu träumen.“
Für den FC sind die große Träume ihres Sechsers nichts Neues. Der finanziell klamme Club lebt quasi seit Skhiris erstem Vertragsjahr mit den Gerüchten und hätte seinen Spieler sicher auch schon abgegeben – wenn es ein konkretes und passendes Angebot gegeben hätte. „Ich denke, meine Situation ist klar. Mein Vertrag endet in diesem Sommer. Wir haben mit dem Club gesprochen. Sie kennen meine Ambitionen, meinen Willen, mich weiterzuentwickeln und vielleicht etwas Neues zu probieren“, sprach Skhiri am Donnerstag wie vergangene Saison Klartext. Es gab Gerüchte um Borussia Dortmund, Eintracht Frankfurt und neuerdings soll auch Bayer Leverkusen seine Fühler ausgestreckt haben. Allesamt Bundesliga-Clubs, mit deren finanziellen und sportlichen Möglichkeiten sich der FC aktuell nicht messen kann.
Gerüchte um Interesse aus Frankfurt
Gefragt wurde Skhiri nur nach Eintracht Frankfurt, den nächsten Gegner des FC am Sonntag (17.30 Uhr, Rheinenergiestadion/DAZN) gegen. Der Europa League-Champion könnte auch kommende Saison europäisch spielen und verliert nach dieser Saison wohl seinen Stammsechser Djibril Sow. „Ich habe die Gerüchte gelesen. Das ist normal, da mein Vertrag bald endet. Ich weiß nicht, ob Frankfurt konkretes Interesse an mir hat. Sie haben sich in den letzten beiden Jahren gut entwickelt und sind ein spannendes Projekt. Ich hatte aber keinen direkten Kontakt mit ihnen.“ Vielleicht aber sein Berater Michael Reschke. Das meiste spricht dafür, dass der eher unauffällig, aber sehr wirkungsvoll spielende „El Flaco“ nach vier Spielzeiten im Schaufenster des FC genug auf sich aufmerksam gemacht hat, um den nächsten Schritt machen zu können. „Ich weiß nicht, was passieren wird, aber ich will mir die Chance geben, neue Ziele und Träume zu erreichen.“
Wenn kein Angebot passt, wird es am Ende vielleicht doch wieder der FC. Immerhin ist Skhiri mit seiner Lebensgefährtin Joanna in Köln heimisch geworden und seine Tochter ist hier geboren. „Ich kann nicht sagen, dass es beim FC vorbei ist. Ich habe einen tollen Club, tolle Personen kennengelernt und eine Atmosphäre, mit diesem Stadion und diesen Fans, die ich nie vergessen werde. Wir werden allein schon wegen meines kleinen Mädchens immer in Kontakt zur Stadt bleiben“, sagte Skhiri. Und die Kölner werden ihn sicher in bester Erinnerung behalten. Denn trotz all der Gerüchte liefert er unbeeindruckt weiter Topleistungen am Stück ab. Ein Musterprofi eben.
Dauerläufer und Konstante
26 von 28 Pflichtspielen des 1. FC Köln in der Saison 2022/23 hat Ellyes Skhiri absolviert. In der Bundesliga fehlte der 27-Jährige in 19 Partien nur beim 1:1 gegen Hoffenheim, nachdem er sich in der Conference League gegen Slovácko das Jochbein gebrochen hatte. Außerdem wurde der Tunesier im Europapokal im Heimspiel gegen Partizan Belgrad (0:1) geschont. Der WM-Teilnehmer erzielte vier Tore und bereitete einen Treffer vor. Mit 216,9 Kilometern liegt Skhiri nach 19 Spieltagen hinter Joshua Kimmich vom FC Bayern (217,9 km) auf Platz zwei der laufstärksten Bundesliga-Spieler. (sam)