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Erneuter FußbruchDavie Selke fehlt dem 1. FC Köln bis Saisonende

Lesezeit 4 Minuten

Frustriert auf der Auswechselbank: Davie Selke nach seinem verletzungsbedingten Aus am Samstag gegen den VfL Bochum.

Niederschmetternde Diagnose für Davie Selke: Der beste Angreifer des 1. FC Köln hat sich erneut den linken Fuß gebrochen und fällt für den restlichen Kampf um den Klassenerhalt aus.

Als Davie Selke am Montagmorgen die Mediapark-Klinik verließ, hatten sich die schlimmen Befürchtungen bewahrheitet. Die MRT-Aufnahmen zeigten das Vorliegen einer erneuten Fraktur am linken Fuß, was einen Schatten warf auf den überlebenswichtigen 2:1-Heimsieg gegen den VfL Bochum zwei Tage zuvor. Die Diagnose stellt sowohl für Selke als auch für den Tabellenvorletzten der Fußball-Bundesliga einen schweren Schlag dar. Sie ist gleichbedeutend mit dem vorzeitigen Saisonaus des 29-Jährigen, der in der harmlosen Kölner Offensive mit sechs Treffern noch die meiste Gefahr ausstrahlte.

Selkes abermalige Zwangspause hat fast schon tragische Züge. Wegen der gleichen Verletzung war der Mittelstürmer bereits von Mitte Januar bis Anfang März zum Zuschauen gezwungen gewesen. Wurde die Blessur zu Jahresbeginn konservativ behandelt, hat sich die medizinische Abteilung des FC nun zu einer Operation entschieden. Ob die zweite Fraktur eine Folge der ersten ist, blieb zunächst unklar.

Davie Selke zeigte sich niedergeschlagen, als er sich mit seinem Untersuchungsergebnis an die Öffentlichkeit wandte. „Jeder, der mich kennt, weiß, wie schwer dieser erneute Rückschlag für mich ist. Ich habe alles dafür getan, um mit den Jungs auf dem Platz für unser Ziel zu kämpfen. Leider hat mein Fuß dabei nicht mitgespielt“, bedauerte der Pechvogel auf Instagram.

Davie ist ein Kämpfer und wird aus diesem herben Rückschlag gestärkt hervorgehen.
Christian Keller, Sportchef 1. FC Köln

Worte des Zuspruchs erhielt er von Christian Keller. „Davie ist ein Kämpfer und wird aus diesem herben Rückschlag gestärkt hervorgehen. Wir drücken ihm die Daumen für eine erfolgreiche Operation und werden ihn bei der anschließenden Reha bestmöglich unterstützen“, erklärte der FC-Sportchef, der vor Saisonbeginn trotz Selkes hinlänglich bekannter Verletzungsanfälligkeit auf Nachbesserungen in der Sturmzentrale verzichtet hatte.

Läuft es ganz schlecht, könnte das Spiel gegen Bochum sogar das letzte für Davie Selke im Kölner Trikot gewesen sein. Sein bis 2026 laufender Vertrag hat – ebenso wie der von Mark Uth – nur für die Erste Liga Gültigkeit. Im Falle des nicht unwahrscheinlichen Abstiegs müsste neu verhandelt werden – mit offenem Ausgang. Doch Selke zeigte sich zuversichtlich, dass es dazu nicht kommen wird. „Die letzten Minuten gegen Bochum haben gezeigt, wie unser Weg auszusehen hat. Zusammen mit Euch schaffen wir das“, schöpfte der gebürtige Schwabe aus dem Last-Minute-Sieg neue Hoffnung im Abstiegskampf.

Christian Keller war ebenfalls darum bemüht, dem fragilen Kölner Team Mut zuzusprechen. „Auch für die Mannschaft gilt, dass sie diesen Rückschlag verarbeiten wird. In den letzten Saisonspielen werden die Jungs – auch für Davie – alles für den Klassenerhalt geben“, versicherte der Sportchef, der am Samstag kurz nach dem Schlusspfiff noch die Hoffnung geäußert hatte, dass Selke diesmal glimpflicher davongekommen sein könnte. Erst vorletzte Woche war bereits für Innenverteidiger Luca Kilian (Kreuzbandriss) die Saison verfrüht zu Ende gegangen. Überdies befinden sich mit Justin Diehl und Mark Uth zwei Offensivspieler nur im Lauftraining.

Wir müssen Schritt für Schritt vorangehen. Es darf nicht zu viel werden, weil ich lange raus war.
Luca Waldschmidt, FC-Stürmer

Wer Davie Selke in den letzten sechs Punktspielen und den beiden möglichen Relegationsduellen ersetzt, ist noch offen. Timo Schultz hat bereits eine Idee geschmiedet. „Zur Not stellen wir Luca Waldschmidt vorne als Zielspieler rein“, zeigte sich der FC-Trainer gewohnt kämpferisch. Waldschmidt, gegen Bochum nach 68 Minuten für Selke eingewechselt und Schütze des späten Siegtreffers, ist allerdings noch nicht so weit, um den Belastungen eines kompletten Spiels standhalten zu können. „Wir müssen Schritt für Schritt vorangehen. Es darf nicht zu viel werden, weil ich lange raus war“, bremste der ehemalige Nationalspieler, der in den ersten beiden Begegnungen nach der Länderspielpause noch über Kurzeinsätze herangeführt wurde.

Denkbar ist auch, dass Timo Schultz das 4:2:2:2-System auf eine Formation mit einer beweglichen Spitze umstellt, die der stark verbesserte Sargis Adamyan bilden könnte. Auch der wuchtige Steffen Tigges ist seit Samstag wieder eine ernstzunehmende Option. „Letztlich müssen wir die Situation so annehmen. Wenn ich reinrücken oder spielen sollte, dann versuche ich, die Chance zu nutzen und einfach meine Qualitäten einzubringen“, erklärte der vor seinem Kopfballtor zum 1:1-Ausgleich gegen Bochum viel gescholtene Reservist.

Mit seinem Treffer habe Tigges „ein Ausrufezeichen gesetzt. Genauso stellt man sich das vor“, lobte Schultz, dem bis zum Gastspiel beim taumelnden Rekordmeister Bayern München (Samstag, 15.30 Uhr/Sky) eine Trainingswoche Zeit bleibt, um eine Lösung für die neuerliche Vakanz im Sturmzentrum zu finden.