Der Offensiv-Plan in Augsburg ist nicht aufgegangen. Einige Spieler zeigten aber ein starkes Spiel.
1:1 in AugsburgOffensive bleibt die große Baustelle des 1. FC Köln
Niemand kann behaupten, dass ein 1:1 beim Tabellensiebten für einen Abstiegskandidaten ein miserables Ergebnis sei. Zumal der FC Augsburg am Ostersonntag nach vier Siegen in Serie vor einem Clubrekord stand. Fünf Dreier hintereinander hat es für die formstarken Fuggerstädter in 13 Jahren Fußball-Bundesliga noch nicht gegeben. Für den 1. FC Köln war sein zehntes Remis der Saison 2023/24 bei allem Respekt aber trotzdem nicht mehr als ein Trostpflaster - ein Pünktchen für die Moral.
Zwei Wochen lang hatten die Kölner nach dem heftigen 1:5 gegen RB Leipzig alle Hebel, inklusive Trainingslager in Spanien, in Bewegung gesetzt, um ihr Mindset zu modifizieren. Ging es bis zur Länderspielpause darum, aus einer kompakten Defensive heraus nach dem Eichhörnchen-Prinzip so viele Punkte wie möglich zu sammeln, bliesen die Geißböcke für die letzten acht Spieltage zur Attacke. „Ich habe von meiner Mannschaft ein offenes Visier erwartet. Wir sind voll auf drei Punkte gegangen“, umschrieb Timo Schultz die Erwartungen. Der Cheftrainer der Kölner sagte diese beiden Sätze allerdings ungewohnt tonlos und nachdem der Offensiv-Plan in Augsburg nicht aufgegangen war.
Den Punkt, den alle natürlich lieber mitnahmen als eine Niederlage, hatte der FC nämlich seiner Defensive zu verdanken. Hätten Torwart Marvin Schwäbe und die Innenverteidigung mit Jeff Chabot und Timo Hübers nicht so stark gespielt, hätte es im fünften Auswärtsspiel unter Timo Schultz die erste Niederlage in der Fremde gegeben.
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Nicht zu vergessen die sensationelle Rettungstat von Jan Thielmann, der Dion Beljos Versuch mit der Hacke von der Torlinie grätschte (70.). „Ich habe gesehen, dass der Ball im Zentrum ist, und bin auf die Linie gegangen, um klären zu können, wenn Marvin überwunden wird. Das ist mir zum Glück gelungen“, beschrieb der als Rechtsverteidiger eingesetzte Thielmann. Eine Rolle, die nach 90 Minuten Symbol für die Pläne war, die die Kölner nach Augsburg mitgebracht hatten, aber nur unzureichend umsetzen konnten.
Der etatmäßige Rechtsaußen sollte von hinten rechts offensiv mit anschieben und mit Faride Alidou Druck entwickeln. Der in vielen Szenen sehr vorsichtig agierende Thielmann kam aber kaum einmal über die Mittellinie und hatte alle Hände mit Ruben Vargas zu tun. „Es war schwer, auch kräftetechnisch. Wenn man nach vorne geht und den Ball verliert, reißt es hinten Löcher. Ich musste mir erst einmal meiner Rolle bewusstwerden und defensiv stabil bleiben“, erklärte der 21-Jährige seine offensive Abwesenheit.
„Jan war defensiv sehr stabil. Er war extrem gefordert und hat viele Zweikämpfe gewonnen. Nach vorne haben alle, nicht nur er, Steigerungspotenzial. Wenn er dort häufiger zum Einsatz kommt und eine gewisse Routine entwickelt, wird er der Mannschaft einen Riesenimpuls geben können“, bewertete Timo Schultz die Leistung des U21-Nationalspielers.
Zeit, um Routinen zu entwickeln, ist für die Kölner aber nicht mehr allzu üppig vorhanden. Vielmehr sind es beginnend mit dem Heimspiel am kommenden Samstag gegen den VfL Bochum noch „sieben Endspiele“, wie Christian Keller in Augsburg betonte. Endspiele, in denen die Geißböcke viele Dinge viel besser machen müssen. So ärgerte den FC-Geschäftsführer in Augsburg vor allem, dass in der zweiten Hälfte die Ball- und damit die Spielkontrolle verloren ging. „Wir haben es nicht mehr geschafft, uns konstruktiv aus dem Druck zu lösen, haben aber alles reingeworfen und uns in der letzten Reihe gut gewehrt.“
Umschaltaktionen wieder nicht klar und sauber ausgespielt
Was nicht der Anspruch war, aber wenigstens einen Punkt rettete. Dass gegen hoch pressende Augsburger nach vorne nicht mehr gelang als Davie Selkes sechster Saisontreffer zum 1:1 (33.), hatte zwei Hauptgründe. Zum einen gelang es den Sechsern Dejan Ljubicic und Denis Huseinbasic zu selten, den Ball in den eigenen Reihen zu halten. Dabei hatte sich Timo Schultz extra für die spielstärkere Variante und gegen Eric Martel entschieden, um mehr Offensivdrang zu entwickeln.
Das zweite Problem war die fehlende Präzision, die in den vergangenen Wochen auch immer wieder im Training zu beobachten war. Mehrere aussichtsreiche Umschaltaktionen versandeten im Nichts. „Augsburg hat sehr viel Druck gemacht, wir hatten aber mehr Hochkaräter“, blickte Christian Keller auf die Chancen von Sargis Adamyan (64.), Jan Thielmann (65.) und Luca Waldschmidt (90.+2) sowie die Zwei-auf-Eins-Konter, die Linton Maina (69.) und Damion Downs (73.) nicht sauber zu Ende brachten. Timo Schultz umschrieb es so: „Wir hatten viele vielversprechende Ansätze, was die Offensive angeht, haben es aber nicht geschafft, einige Situationen noch klarer auszuspielen.“ Keine unbedingt neue Erkenntnis.
Der Trainer hatte personell alles in die Waagschale geworfen, um seine offensive Idee umzusetzen. Thielmann, Ljubicic und Huseinbasic gehörten genauso dazu wie die Doppelspitze mit Adamyan und Selke, deren Co-Produktion immerhin zum Ausgleich nach Arne Maiers Führungstreffer (18.) führte.
Auch die späte Einwechslung von Luca Waldschmidt zeigte, dass die Kölner durchaus das Potenzial besitzen, mehr auf Angriff zu setzen. Es fehlte ihnen in Augsburg nur zu oft der Mut, es einfach auch zu machen. An Räumen und Möglichkeiten mangelte es nicht, wie die Vorbereitung von Ljubicic und Florian Kainz zum 1:1 aufzeigte.
Das Remis von Augsburg war das fünfte im fünften Auswärtsspiel unter Timo Schultz. Die Kölner sind also seit Januar auf fremden Plätzen ungeschlagen, aber eben auch ohne Sieg. Der Tabellenvorletzte hielt es auch am Ostersonntag mit dem Eichhörnchen, obwohl sie es nach der Länderspielpause wegschließen wollten. „Eigentlich wollten wir nicht mehr unentschieden spielen, aber ich nehme den Punkt dann doch gerne mit “, sagte Schultz angesichts des Spielverlaufs.
Abgesehen davon, dass ein Spiel weniger zur Verfügung steht, hat sich an der Situation im Tabellenkeller nichts geändert, weil die Konkurrenz aus Mainz, Bochum und Darmstadt auch nur Remis spielte. „Alles gleichgeblieben“, befand Christian Keller. Stimmt, genauso wie der FC-Wunsch nach Dreiern, den Jan Thielmann und Davie Selke wortgleich einforderten: „Alles schön und gut, aber wir brauchen Siege.“