Der FC Bayern München hat an den ersten elf Spieltagen der Saison 2023/24 immer mindestens zwei Tore erzielt. Außerdem hatte das Team von Trainer Thomas Tuchel mit 42 Treffern so viele erzielt wie noch kein Fußball-Bundesligist zuvor nach elf Spieltagen. Der 1. FC Köln durfte also mächtig stolz sein, dass er als Tabellenvorletzter am Freitagabend vor 50.000 Zuschauern im ausverkauften Rheinergiestadion dem Meister nur mit 0:1 (0:1) unterlag. Die Mannschaft von Trainer Steffen Baumgart bleibt nach der letztlich verdienten Niederlage vor dem Kellerduell nächsten Freitag in Darmstadt aber auf einem Abstiegsplatz. Das Tor des Abends für die Münchner erzielte natürlich Harry Kane.

Thielmann und Ljubicic zurück in der Startelf

Steffen Baumgart überraschte und formierte seine Mannschaft in der von ihm eigentlich ungeliebten Dreierkette. Das verhalf Luca Kilian, der neben Timo Hübers und Jeff Chabot auflief, zu seinem Startelfdebüt. Im Vergleich zum 1:1 in Bochum standen zudem Jan Thielmann und Dejan Ljubicic neu in der Anfangsformation. Ljubicic besetzte hinter den Spitzen Thielmann und Davie Selke die Zehn, Florian Kainz bildete mit Eric Martel wieder die Doppelsechs.

Was auf dem Papier wie eine defensivere Ausrichtung wirkte, war auf dem Platz ein sehr mutiger, offensiver Ansatz von Baumgart. Der FC-Coach ließ seine Elf sehr hoch anlaufen und Timo Hübers auf der linken Seite ohne Absicherung agieren. Die Bayern erfreuten sich bei Ballgewinnen großer Räume. Vor allem der nicht zu fassende Leroy Sané und der immer wieder geschickt zurückfallende Harry Kane konnten die Bälle nach Belieben in die Tiefe spielen und nachgehen.

Hätte der ins Zentrum eilende Hübers nicht einen Querpass von Sané an den Pfosten gelenkt (6.) und einen Querpass des Nationalspielers abgefangen (12.) - die Bayern wären schon früher in Führung gegangen. Zudem musste FC-Keeper Marvin Schwäbe gegen den frei vor ihm auftauchenden Sané retten (12.). Das 0:1 fiel schließlich nach einem Kainz-Fehlpass. Sané setzte Eric Choupo-Moting ein, der Kilian aussteigen ließ, dann aber an dem auf der Torlinie postierten Chabot scheiterte. Kane hatte aber keine Probleme, den Abpraller zu seinem 18. Saisontor am zwölften Spieltag zu verwerten.

Baumgart stellt zur zweiten Habzeit auf Fünferkette um

Das Harakiri der trotz allem Übels sehr engagierten Kölner setzte sich ohne weiteren Schaden fort. Choupo-Moting fand seinen Meister im herausragenden Schwäbe (22.), der gegen Coman eine dritte Großchance der Münchner vereitelte (41.). Zudem hätte Sané treffen müssen, ließ den Ball aber völlig frei links am Tor vorbeikullern (28.). Der defensiv komplett offene FC war mit dem 0:1 sehr gut bedient und wäre dank des Münchner Chancenwuchers beinahe sogar zum Ausgleich gekommen. Nach einer Kainz-Flanke scheiterte Rasmus Carstensen mit seinem Kopfball aus spitzem Winkel aber an Manuel Neuer (31.).

Baumgart sah zur Pause ein, dass sein Ansatz zu riskant war und stellte um. Hübers rückte ins Zentrum der Dreierkette und auf den Außenbahnen verteidigten Carstensen links und Thielmann rechts in einer Fünferkette sehr viel tiefer. Linton Maina wechselte von der linken offensiven Außenbahn auf die rechte. Die Maßnahmen des FC-Trainers griffen. Der FC stand in der zweiten Hälfte in einem 5-4-1 wesentlich kompakter und damit auch stabiler.

Kölner bemüht, aber glückslos

Weil sich auch Bayern tiefer aufstellten und das letzte Risiko scheuten, entwickelte sich das Spielgeschehen zum Gegenteil der ersten Halbzeit. Es dauerte bis zur 77. Minute, ehe Chabot einen Schuss von Sané blocken musste und nach der folgenden Ecke ein Kopfball von Coman an die Latte flog (78.). Auf der anderen Seite bemühten sich die Kölner zwar, von der Überraschung, das 1:1 zu erzielen, waren sie aber ein gutes Stück weit entfernt. Eine Torchance für den FC gab es in der zweiten Halbzeit jedenfalls nicht, sodass der Münchner Sieg trotz nur eines Treffers letztlich ungefährdet blieb.

Einzelkritik 1. FC Köln

Selke und Schwäbe retten Punkt

Von

Martin Sauerborn

Merken

„Am Ende stehen wir mit null Punkten da und können nicht zufrieden sein. Defensiv haben wir es aber trotzdem gut gemacht“, fasste Jan Thielmann den nasskalten Abend aus FC-Sicht zusammen. Steffen Baumgart zeigte sich selbstkritisch: „Die ersten 30 Minuten nehme ich komplett auf meine Kappe. Da habe ich die Jungs zu hoch gejagt. Vieles hat nicht funktioniert gegen so eine starke Mannschaft“, meinte der FC-Trainer. „Die zweite Halbzeit war besser. Wir haben es dann gut verteidigt und unser Herz rausgeholt. Insgesamt waren wir aber chancenlos. Wir hätten uns auch mehr Dinger fangen können.“

Spielstatistik

1. FC Köln: Schwäbe; Kilian (78. Pacarada), Chabot, Hübers; Carstensen, Martel, Kainz (78. Huseinbasic), Maina; Ljubicic (65. Alidou); Thielmann (78. Waldschmidt), Selke (65. Tigges). – Bayern München: Neuer; Laimer, Upamecano, Kim, Mazraoui; Kimmich, Goretzka; Sané, Choupo-Moting; Coman; Kane. – SR.: Fritz (Korb). – Zuschauer: 50.000. – Tor: 0:1 Kane (20.) – Gelbe Karte: Choupo-Moting.