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1. FC KölnWerner Wolfs Absage an den „Wahnsinn“

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Gemeinsamer Gedankenaustausch zum Thema Investoren: Präsident Werner Wolf (l.), Moderator Christoph Biermann und Mitglieder des FC.

Köln – Am Ende des zweistündigen Austauschs war Dr. Werner Wolf zufrieden. „Wir wollten eine Basis schaffen. Mir hat es gut getan, wieder direkt mit Ihnen sprechen zu können“, rief der Präsident des Fußball-Bundesligisten 1. FC Köln den 225 Mitgliedern zu, die einen der Plätze in der Veranstaltungslocation „Die Halle Tor 2“ ergattert hatten.

Hintergrund des für Sonntag einberufenen Mitglieder-Stammtischs zum Thema „Einstieg von Investoren bei den Vereinen“ war der geplante Antrag auf Satzungsänderung, den die Clubspitze auf der turnusmäßigen Mitgliederversammlung am 6. November präsentieren will. Dieser sieht vor, dass die Mitglieder künftig jedem Anteilsverkauf zustimmen müssen. Der Vorstoß war bereits für die im Juni nachgeholte Mitgliederversammlung 2020 angedacht gewesen, dann allerdings zurückgestellt worden. Stattdessen soll das Thema in einem stetigen Dialog zwischen dem FC und seinen Fans erörtert werden.

Behutsame Vorgehensweise im Dialog

Grund für die behutsamere Vorgehensweise ist die Brisanz, die im Profifußball rund um das Thema Anteilsverkauf herrscht. „Das ist ein sehr emotionales Thema“, weiß Werner Wolf. Die Coronakrise, die allein bei den Geißböcken für einen Umsatzverlust von mehr als 65 Millionen Euro gesorgt hat, verschärfte die Diskussion zusätzlich. „Die Investoren-Diskussion hat durch Corona an Fahrt aufgenommen“, stellte auch Eckhard Sauren mit Blick auf den finanziellen Überlebenskampf vieler Vereine fest.

Der Vizepräsident machte jedoch ebenso klar, dass die Pandemie nichts verändert habe an der Meinung des FC-Vorstandes. Dieser war im September 2019 angetreten mit dem Standpunkt, den Einstieg von Investoren abzulehnen. „Wir haben eine sehr klare Haltung“, wiederholte Sauren nun. „Wir stehen ganz klar zur 50+1-Regel. Sie ist für den FC unverrückbar.“ Wolf, Sauren und der im Sommer nachgewählte Vizepräsident Dr. Carsten Wettich bauen auf eine eigene Strategie, die sie auf der jüngsten Mitgliederversammlung vorgestellt hatten. „Wir sind dabei, die Strategie zu implementieren und guter Dinge, dass sie uns hilft“, sagte Wolf. Der „Matchplan“ verfolgt das Ziel, den FC unter die zehn besten Vereine der Bundesliga zu führen und ihn nachhaltig auf ein stabiles finanzielles Fundament zu stellen. Themen wie Nachwuchsförderung, Marketing und Internationalisierung spielen dabei eine Rolle.

Vorhandene Mittel sollen besser genutzt werden

Zudem sollen die vorhandenen finanziellen Mittel besser genutzt werden. „Wir müssen das Geld sinnvoller einsetzen“, forderte Carsten Wettich. „Ich glaube nicht, dass ein strategischer Partner sinnvoll ist.“ Ein weiterer Baustein der FC-Spitze sind Genussscheine, durch die der Club bereits einen zweistelligen Millionenbetrag generiert hat. „Das Mezzanine-Kapital hat im vergangenen Jahr sehr gut funktioniert – auch wenn die Leute dafür nicht auf Bäumen wachsen“, sagte Eckhard Sauren. Werner Wolf distanzierte sich derweil von der Geldspirale, die sich im Profifußball immer weiter nach oben dreht: „Die Frage ist: Will ich an diesem Wahnsinn teilnehmen? Und die Antwort ist: nein“, erklärte der FC-Präsident, der unter kräftigem Applaus der Mitglieder hinzufügte: „Ich persönlich halte die Weltmeisterschaft in Katar für unsäglich.“

Bei einer von Christoph Biermann (Chefreporter des Magazins „11 Freunde“) moderierten abschließenden Diskussionsrunde kamen auch Fanvertreter zu Wort. Dabei lehnte der Fanclub-Zusammenschluss „Südkurve e.V.“ Anteilsverkäufe „rigoros ab“, wie Andreas Mews betonte. „Man ist sonst nicht mehr Herr im Haus. Wir sind überzeugt, dass sich dieser Weg langfristig durchsetzt.“ Zuspruch erhielt das Fan-Bündnis aus dem Mitgliederrat. „Wir müssen zusehen, dass wir aus unserem täglichen Tun von innen heraus Eigenkapital erwirtschaften und daran gesunden“, befand Gremiums-Mitglied Josef Derkum.

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Mark Langen von „fans 1991 e.V.“ zeigte sich hingegen durchaus offen für einen Anteilsverkauf: „Wir haben Trainingsbedingungen, die aus den 1960er-Jahren stammen. Ich weiß nicht, wie wir das alles modernisiert bekommen wollen. Wenn wir einen Investor finden, der den Matchplan unterstützt, dann sollte man verhandlungsoffen in die Gespräche gehen.“