Köln – Steffen Baumgart liebt die Offensive. Auf dem Platz kennt er nur diese Richtung. Die Tage kam es allerdings vor, dass sich der Trainer des 1. FC Köln auffällig defensiv verhielt. Geschehen in der Interviewrunde nach dem Trainingsauftakt im neuen Jahr.
Als der 50-Jährige danach befragt wurde, auf welche Gründe das Fehlen dreier Spieler zurückzuführen sei – „Inwieweit krank? Corona-krank oder normal krank?“ – antwortete er mit den Worten: „Krank. Nicht inwieweit. Sondern krank.“ Viel mehr ließ sich der FC-Coach zu dem Thema nicht entlocken.
FC gibt als einziger Bundesligist keinerlei Angaben über Infektionen
Kurz vor dem Rückrundenstart hat Omikron auch das deutsche Fußball-Oberhaus voll erwischt. Es vergeht derzeit kein Tag, an dem keine Nachrichten über neuerliche Infektionsfälle in den Clubs aufpoppen. Aus Köln gibt es diese Meldungen nicht. Was nicht damit zu tun hat, dass die Geißböcke vom Virus komplett verschont bleiben. Sie äußern sich nur nicht dazu. Zumindest nicht in der Öffentlichkeit. Damit nehmen sie ein Alleinstellungsmerkmal in der Bundesliga ein.
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Wie aus einer vom Fachmagazin „kicker“ zusammengestellten Übersicht hervorgeht, ist der 1. FC Köln der derzeit einzige Bundesligist, der keinerlei Angaben zu Corona-Fällen macht. Nicht zur Anzahl der Infektionen. Und schon gar nicht zu den Namen der Betroffenen. Ähnlich verschlossen agiert die SpVgg Greuther Fürth. Der Aufsteiger äußert sich zwar zum Auftreten von Covid-19-Infektionen, er gibt aber keine Namen bekannt. Alle übrigen Erstligisten geben bereitwillig Auskunft.
In der Anfangszeit der Pandemie hatten die Geißböcke eine andere Vorgehensweise gewählt. Der Club gab bekannt, wenn es zu Infektionen gekommen war. Namen blieben aber schon damals unter Verschluss. Es sei denn, der betroffene Spieler redete in der Öffentlichkeit im Nachgang freiwillig über seine Erfahrungen mit der Lungenkrankheit. Dazu gehörten beispielsweise Salih Özcan, Louis Schaub, Timo Hübers und Luca Kilian.
Spieler sollen geschützt werden
Thomas Kessler erklärt den aktuellen Kölner Weg im Informationsumgang mit dem Virus wie folgt: „Wir sehen uns als Arbeitgeber in der Pflicht, unsere Angestellten zu schützen. Dieser Verantwortung wollen wir nachkommen. Deshalb haben wir uns im Verein darauf verständigt, Corona-Fälle nicht zu kommentieren. Es geht hierbei um eine grundsätzliche Entscheidung“, sagt der Lizenzspielerleiter des FC im Gespräch mit der Rundschau.
Mögliche Long-Covid-Folgen, die sich negativ auf die Leistungsfähigkeit und damit auf den weiteren Karriereverlauf des Spielers oder Trainers auswirken könnten, spielen bei der Entscheidung des Clubs ebenfalls eine Rolle. „Wir sprechen bei Corona von einer ernstzunehmenden Krankheit. Deshalb ist das auch nicht mit der Kommunikation im Profisport üblicher Verletzungen zu vergleichen“, erklärt Thomas Kessler.
Meré fehlt „erkrankt“
Keinesfalls gehe es dem Club darum, Corona-Fälle zu verheimlichen. „Das wäre im heutigen Zeitalter auch gar nicht möglich.“ Erst recht nicht, wenn es am Geißbockheim mal zu einem Corona-Ausbruch käme wie derzeit beim FC Bayern.
Um diesen zu verhindern, haben die Kölner in den vergangenen Tagen und Wochen ihre Test- und Hygienemaßnahmen wieder intensiviert. Zudem wurden die Spieler für die verschärfte Corona-Lage nochmals sensibilisiert. Wie sehr die Maßnahmen Früchte tragen, lässt sich für die Öffentlichkeit allerdings nicht abschließend beurteilen.
Am Donnerstag fehlte etwa Jorge Meré im Training. Der spanische Innenverteidiger war „erkrankt“, wie der Club in aller Kürze mitteilte. Das Rätselraten bei den FC-Anhängern ging in die nächste Runde.