- Der 1. FC Köln spielt am Samstag gegen Union Berlin.
- Die derzeitige Ausgangslage stellt sich beim Wiedersehen mit den Berlinern deutlich anders dar als nach der 0:2-Pleite im vergangenen Dezember.
- Durchbrechen die Kölner ihre Durststrecke und verliert Fortuna Düsseldorf gegen Dortmund hätte der 1. FC Köln Planungssicherheit für ein weiteres Jahr in der Bundesliga.
Köln – Der 8. Dezember 2019 war einer dieser schlimmen Tage in der Hinrunde des 1. FC Köln. Vielleicht war er sogar der schlimmste. Das damalige Kellerkind der Fußball-Bundesliga hatte bei der 0:2-Pleite bei Union Berlin mit einer desolaten Mannschaftsleistung für Entsetzen gesorgt und das Duell zweier Aufsteiger zu einem ungleichen Kräftemessen verkommen lassen. Durch den Sturz auf Rang 18 waren die Kölner nicht nur in der Tabelle ganz unten angekommen, sie lagen auch gefühlstechnisch am Boden.
Der erhoffte Effekt des Trainerwechsels zu Markus Gisdol schien auszubleiben, der direkte Wiederabstieg früh in der Saison unausweichlich. „Alle haben damals schon überlegt, wie sie im Zug nach Sandhausen kommen“, erinnert sich Horst Heldt. Ein halbes Jahr später blickt der Sportchef des FC einerseits zwar noch immer mit Schaudern zurück auf den Offenbarungseid an der Alten Försterei, wenn er sagt: „In der Art und Weise, wie wir agiert haben, war die Partie mit Sicherheit ein Tiefpunkt, seitdem Markus und ich beim FC sind. So eine Partie wollen wir nicht nochmal abliefern.“
Richtige Schlüsse für Veränderungen gezogen
Andererseits hat Horst Heldt eine Partie dieser Art seither auch nicht mehr erleben müssen. Weil Markus Gisdol die richtigen Schlüsse zog und seine Mannschaft personell und spieltaktisch grundlegend veränderte. Das Verlassen des Tabellenkellers durch eine imposante Serie zwischen Mitte Dezember und März war auch ein persönlicher Sieg für Gisdol, dem bei seinem Amtsantritt noch viel Skepsis entgegengeschlagen war. Und der nun auf eine vorzeitige Verlängerung seines Vertrages hoffen darf.
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Auch wenn der 1. FC Köln durch die Corona-Zwangspause einiges an Schwung eingebüßt und noch keines seiner sechs Geisterspiele gewonnen hat, stellt sich die Ausgangslage vor dem Wiedersehen mit Union Berlin am Samstag (15.30 Uhr) im leeren Rheinenergiestadion komplett anders dar.
Sie bietet dem FC bei komfortablen sieben Zählern Vorsprung auf den Relegationsrang sogar eine Chance, die im vergangenen Dezember noch illusorisch erschien: Gelingt es den Kölnern, mit einem Sieg ihre aktuelle Durststrecke zu durchbrechen, besäßen sie im Falle einer gleichzeitigen Niederlage des Tabellensechzehnten Fortuna Düsseldorf gegen Borussia Dortmund bereits drei Spieltage vor Saisonende endgültig Planungssicherheit für ein zweites Bundesliga-Jahr in Folge. „Jeder weiß, was am Samstag möglich ist. Es würde sich ein Kreis schließen“, sagt Horst Heldt in Anspielung auf den Tiefschlag von Köpenick und die folgende wundersame Wandlung des FC.
Allerdings könnte es beim letzten noch nötigen Schritt über die Ziellinie ähnlich unansehnlich zugehen wie etwa beim jüngsten 1:1 in Augsburg. Das hat Horst Heldt schon einmal vorweggenommen, ehe die Kölner Mannschaft nach einem trainingsfreien Dienstag am Mittwoch in die Vorbereitung auf das vorletzte Heimspiel der Saison einsteigt: „Es geht um den Klassenerhalt, um nichts anderes“, betont der Sport-Geschäftsführer des FC. „Im letzten Drittel der Saison zählt nur das nackte Ergebnis. Einen Schönheitspreis gibt es in dieser Phase nicht zu gewinnen.“
Keine Dynamik, anfällige Defensive
Die Kölner wären allerdings auch kein aussichtsreicher Bewerber. Vor allem, weil ihrem Spiel nach der Saison-Unterbrechung die Dynamik abhandengekommen ist. Aber auch, weil die Defensive anfällig geworden ist und bei frühem Gegenpressing Probleme hat, das Spiel geordnet aufzuziehen. Heldt ist sich der jüngsten Defizite bewusst, nimmt sein Team jedoch in Schutz: „Es macht keinen Sinn, etwas schönzureden. Gleichzeitig müssen wir aber auch nichts unnötig schlecht reden.“
Ist der Klassenerhalt unter Dach und Fach gebracht, soll auch wieder eine Rückkehr erfolgen zu jener attraktiven Spielweise, mit der die Kölner im Frühjahr ins Tabellenmittelfeld vorgeprescht waren: „Natürlich legen wir Wert auf schönen Fußball, vor allem auch Markus, dem wichtig ist, dass wir die agierende und weniger die reagierende Mannschaft sind“, versichert Horst Heldt. Die Ereignisse des 8. Dezember 2019 sollen sich schließlich nicht wiederholen.