- Nach sechs mäßig erfolgreichen Spieltagen zeigt sich, wie fragil das Kölner Konstrukt ist.
- Diese Entwicklung geht auch am Führungskonstrukt nicht vorbei.
- Sportchef Armin Veh und Cheftrainer Achim Beierlorzer ringen um Lösungen. Eine Analyse.
Köln – Wie fragil das Mannschaftsgebilde des 1. FC Köln bereits nach sechs Spieltagen ist, zeigte eine einzige Spielszene in der im Vorfeld mit so vielen Hoffnungen vollgepackten Partie gegen den vormaligen Tabellennachbarn Hertha BSC. Schon das erste Gegentor nach 23 Minuten ließ jegliches Selbstvertrauen, soweit es zuvor vorhanden war, bei den Kölner Gastgebern verkümmern. Das zeigte die Körpersprache der Spieler. Oder wie ihr Trainer beschrieb: Aus den Gesichtern sei ihr Fehlverhalten abzulesen gewesen.
War den FC-Profis nach dem gleichfalls mit 0:4 verlorenen Spiel zuvor in München noch mutiges und beherztes Auftreten attestiert worden, so agierten sie fortan vor den eigenen Fans – die ihnen zeitig aber stumm den Rücken kehrten – meist hasenfüßig und kaum erbaulich.
Mehr nach hinten als nach vorne
Was das Spiel nach vorne betraf, so herrschte in der eigentlichen Kreativzone im Mittelfeld sowohl auf dem Spielfeld als auch in den Köpfen der Spieler ein Vakuum. Über die Außenbahnen wurde mehr nach hinten als nach vorn gespielt. Frühes attackieren der Gegner blieb Fehlanzeige. Das alles hatte nichts mit dem Spiel zu tun, das in den vergangenen Monaten einstudiert worden war.
Diese Kölner Mannschaft – ungeachtet der Tatsache, nach dem Platzverweis von Jorge Meré die komplette zweite Halbzeit in Unterzahl spielen zu müssen – trat wie ein Abstiegskandidat auf. Dabei zeigte sich Sportchef Armin Veh davon überzeugt, „dass wir absolute Qualität in der Mannschaft haben“. Das heißt im Umkehrschluss allerdings, dass dieses Können nicht abgerufen wurde – ob nun aus verloren gegangenem Selbstvertrauen heraus oder warum auch immer.
Dabei mochte der Sportchef nicht so weit gehen wie sein Trainer. „Wir haben nicht so verteidigt, wie es der Liga würdig wäre“, hatte Achim Beiersdorfer den Stab über seiner Hintermannschaft gebrochen. In ihr war der 20-jährige Sebastiaan Bornauw gleich zwei Mal vom 15 Jahre älteren und um 315 Bundesligaspiele erfahreneren Vedad Ibisevic düpiert worden.
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Derweil attestierte Beierlorzer am Montag am Rande des Trainings einem seiner Offensivspieler eine aktuell eingeschränkte Einsatzfähigkeit. Obwohl er beim sich abzeichnenden Ausscheiden von Dominick Drexler auch Louis Schaub aufwärmen ließ, zog er ihm Kingsley Schindler vor. Zur Begründung meinte Beierlorzer, Schindler sei bei der Defensivarbeit ein „verlässlicherer Partner“.
Kleine Lichtblicke wie Louis Schaub
Doch gerade überraschende Offensivaktionen, für die Louis Schaub steht, hätten dem Kölner Spiel guttun können. Stereotype Flankenläufe mit für die Mittelstürmer schwer verwertbaren Hereingaben, wie sie Schindler oft genug bietet, stellen Kölns Gegner nicht vor wahre Probleme. Immerhin gab Beierlorzer dem nicht berücksichtigten österreichischen Nationalspieler eine kleine Hoffnung für die Partie auf Schalke.
Im Trainerteam werde man sich Gedanken machen, wer dann die vermeintlich elf richtigen Startspieler seien.Veh hört und sieht sich das alles an. Soweit es seine Zeit zulässt, beobachtet er das Training und zieht seine Schlüsse daraus. „Ich bin so lange in der Bundesliga, ich kann das beurteilen“, meinte er, und gab eine Einschätzung, woran es hapert: „Auf dem Platz passt es zurzeit noch nicht. Aber das liegt sicher nicht an der Qualität.“
Dennoch sei nach dieser dritten Niederlage in Folge die Zeit gekommen, da man unverblümt davon reden müsse, um den Klassenerhalt zu kämpfen. Er sei felsenfest davon überzeugt, dass die Spieler der Bundesliga gewachsen seien. Anders als vor zwei Jahren – die Kenntnis über das damalige Vorgehen habe er aus Gesprächen mit Beobachtern – sei man jetzt aufmerksam und nicht leichtfertig.
Es gelte, Lösungen zu finden.Solch eine sei eine Trainerentlassung zum jetzigen Zeitpunkt allerdings nicht, betonte der Sportchef. Wichtig sei, wie intern mit der aktuellen Situation umgegangen werde. Weder würde diese beschönigt noch verfalle jemand in Aktionismus. Aber: „Ich werde handeln, wenn ich denke, dass es der richtige Zeitpunkt ist.“