Köln – Ein grauer, verregneter Samstagnachmittag, nur 300 Zuschauer im Rheinenergiestadion und eine Derby-Niederlage, die schmerzte. Den 1. FC Köln umgibt schon nach dem 3. Spieltag der neuen Bundesliga-Saison und einer 1:3 (0:2)-Pleite gegen den Erzrivalen Borussia Mönchengladbach eine Tristesse, die mal wieder das Schlimmste befürchten lässten muss.
Nach mittlerweile 13 sieglosen Bundesliga-Partien dürfte in der Länderspielpause und dem nächsten Heimspiel gegen Eintracht Frankfurt am 18. Oktober auch der Druck auf Trainer Markus Gisdol zunehmen. Zu ideen- und chancenlos präsentierten sich die Kölner über weite Strecken bei der 51. Niederlage im 91. Bundesliga-Derby gegen Gladbach.
Änderung der Taktik
Gisdol änderte für das Prestige-Duell seine taktische Formation und setzte gegen den Ball auf eine Fünferkette. Union Berlin hatte mit dieser Taktik vor einer Woche ein 1:1 bei der Borussia geholt. Die rechte Position bei den drei Kölner Innenverteidigern nahm überraschend Frederik Sörensen ein.
Der Däne war im Sommer 2019 ausgemustert worden, dann nach Bern ausgeliehen und erst Mitte September wieder nach Köln zurückgekommen. Zweiter Neuer in der FC-Startelf war Dominick Drexler, der für Youngster Thielmann die zweite Offensivposition neben Sebastian Andersson besetzte. Kapitän Jonas Hector stand ebenso wie Rechtsverteidiger Benno Schmitz Marius Wolf noch angeschlagen nicht im Kader.
Hoch aufgestellte Abwehrreihe
Gisdol stellte seine Abwehrreihe recht hoch auf, um die Gladbacher im Ballbesitz früh zu stören und selbst schnell umschalten zu können. Die mutige Idee des FC-Trainers entpuppte sich aber rasch als große Schwachstelle. Die defensiv unsortierten Kölner öffneten nahezu alle Schnittstellen zwischen ihren Linien und waren zudem bei langen Bälle der Gladbacher anfällig.
„Auch mit einer Sechser- oder Achterkette sieht man mit einem solchen Zweikampfverhalten schlecht aus“, kritisierte Gisdol seine Spieler. Den Gästen offenbarten sich ohne irgendeine Gegenwehr der Kölner also alle Möglichkeiten, um gefährlich vor das Tor von Timo Horn zu kommen. Der FC-Keeper hatte so schon nach sechs Minuten zwei Sternchen gesammelt, indem er jeweils stark per Fuß gegen die frei vor ihm auftauchenden Jonas Hofmann (4.) und Marcus Thuram (6.) parierte.
Schlecht für die Kölner
Gut für den nach seinem Bielefeld-Patzer angezählten Timo Horn, aber schlecht für die Aussichten der Kölner, die in der Defensive weiter völlig überfordert hin und her taumelnden. Sebastiaan Bornauw rettete gegen Lars Stindl noch auf der Linie (6.), ehe Alassane Plea die Gladbacher Dominanz auf die Anzeigetafel brachte. Nach einem langen Ball von Rami Bensebaini tauchte der nicht einmal verfolgte Hofmann frei im Strafraum auf, drehte sich und bediente den Franzosen, der aus 16 Metern sehenswert an Rafael Czichos vorbei ins kurze Ecke traf (14.).
Zwei Minuten später entwischte Gladbachs Rechtsverteidiger Stefan Lainer nach einer Hofmann-Ecke Jannes Horn und ließ per Kopf Timo Horn im kurzen Eck schlecht aussehen. Es sah nach einem Debakel für bis dahin desolate Kölner aus.
Misslungener Konter
Sebastian Andersson hätte allerdings nur 60 Sekunden nach dem 0:2 direkt kontern müssen. Aber auch das misslang. Der Schwede setzte das sehr großzügige Präsent von Gladbachs Torhüter Yann Sommer aus sieben Metern nichts ins leere Tor sondern an den linken Pfosten (17.). Erst nachdem Bournauw gegen Plea das 0:3 verhindert hatte (23.), stabilisierte sich der FC etwas. Auch, weil die Borussia sich tiefer fallen ließ.
Zwei kleinere Rudelbildungen mit den Darstellern Kingsley Ehizibue, Bensebaini, Elvis Rexhbecaj und Yann Sommer brachten auch ein paar Derby-Emotionen für die 300 Zuschauer im weiten Viereck. Weil die Mönchengladbacher gegen den Ball aber genauso gut arbeiteten wie sie mit Ball kombinierten, gab es keine Torchance für die Gisdol-Elf. „Gladbach hat uns heute nichts gegeben und verdient gewonnen. Man hat gesehen, warum die Borussia gegen Inter Mailand und Real Madrid spielt und wir um den Klassenerhalt“, ordnete Markus Gisdol das Geschehen ein.
Reaktion zur Pause
Der Kölner Trainer reagierte dann zur Pause, brachte den erst am Freitag verpflichteten Marius Wolf für den indisponierten Czichos und stellte auf Viererkette um. Ohne Erfolg: Erst durfte sich Bournauw erneut gegen Stindl als Toreverhinderer auszeichnen (46.), dann aber traf der Borussen-Kapitän vom Elfmeterpunkt zum 0:3 (56.) und die einseitige Partie war früh entschieden. Dass die Entscheidung von Schiedsrichter Marco Fritz nach einem Zweikampf zwischen Ehizibue und Thuram fragwürdig war, spielte am Ende ebenso keine große Rolle mehr wie der feine Ehrentreffer von Rexhbecaj aus 20 Metern (84.).
Zu unterlegen waren die Geißböcke den Fohlen an diesem trostlosen 3. Oktober. Markus Gisdol muss also weiter auf seinen 50. Sieg als Bundesliga-Trainer warten. Das tut der 50-Jährige mittlerweile seit dem 11. März, als es die erste Gelegenheit gab. Übrigens im Derby in Mönchengladbach, als es für den FC im ersten Geisterspiel der Bundesliga-Geschichte eine 1:2-Niederlage gab. „Ich bin froh über die Länderspielpause“, hofft der Trainer die nächsten 14 Tage nutzen zu können, um sein punktloses Team besser zu machen.
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1. FC Köln: T. Horn; Ehizibue (66. Limnios), Sörensen, Bournauw, Czichos (46. M. Wolf), J. Horn; Skhiri (86. Höger), Rexhbecaj; Duda (77. Thielmann); Drexler (77. Arokodare), Andersson. – Mönchengladbach: Sommer; Lainer, Ginter, Elvedi, Bensebaini; Kramer, Neuhaus; Hofmann (88. Traoré), Stindl, Thuram (69. Herrmann); Plea (88. Embolo). – SR.: Fritz (Korb). – Zuschauer: 300. – Tore: 0:1 Plea (14.), 0:2 Lainer (16.), 0:3 Stindl (56./Foulelfmeter), 1:3 Rexhbecaj (84.). - Gelbe Karten: Ehizibue, Rexhbcaj, Sörensen; Bensebaini, Herrmann.