Köln – Am Morgen nach dem zweiten 2:2 innerhalb von acht Tagen gab es im Geißbockheim eine Menge aufzuarbeiten. In erster Linie ging es bei der Besprechung zwischen Mannschaft, Trainer-Team und Sportchef um die veränderten Rahmenbedingungen durch die Corona-bedingten Geisterspiele. Dann wurden noch einmal der verschossene Elfmeter und seine Begleitumstände angesprochen. Und im Anschluss an die Debatte nahm sich Horst Heldt in einer Gesprächsrunde mit Journalisten des Themas Vertragsverlängerung für sich und Trainer Markus Gisdol an.
Beide hatten sich bei ihrer Verpflichtung im vergangenen November, als die Mannschaft Tabellenvorletzter war, bis zum 30. Juni 2021 an den FC gebunden. Dabei gilt der Kontrakt von Markus Gisdol nur für die 1. Bundesliga. Für den Fall des Klassenerhalts sollte über Vertragsverlängerungen gesprochen werden. „Bei beiden Szenarien bin ich in einem guten Austausch mit dem Vorstand – und auch mit Markus Gisdol. Wir verfolgen einen Plan. Aber wir sind noch nicht gerettet. Dafür müssen wir noch ein paar Punkte holen“, so Horst Heldt.
Horst Heldt: Werden inzwischen anders wahrgenommen
Um die möglichst schnell einzusammeln, muss die fünftbeste Rückrundenmannschaft wieder besseren Fußball spielen. Wahrscheinlich auch anderen als in der Zeit vor der Corona-Pandemie, was die taktische Ausrichtung anbelangt. Man werde inzwischen von den Gegnern aufgrund der Erfolge anders wahrgenommen, meinte Horst Heldt. Deshalb sei es für ihn spannend, wie man künftig damit umgehe: „Es ist noch Zeit, die nächsten Spiele vielleicht mit einer anderen Idee zu verfolgen.“ Womit der Sportchef taktische und personelle Änderungen andeutete.
Denn auch bei der späten Aufholjagd zum 2:2 gegen Düsseldorf zeigte sich wie schon bei der eine Woche zuvor verspielten 2:0-Führung gegen Mainz (2:2), dass nicht alle Profis mit der Geisterspiel-Atmosphäre zurechtkamen. „Wir tun uns schwer mit den Umständen“, gab Horst Heldt zu, „ich finde es aber sogar gut, dass da bei uns nicht irgendwelche stupiden Roboter auf dem Platz rumlaufen, sondern dass da Menschen mit unterschiedlichen Gefühlslagen sind, von denen manche mit der Situation zu kämpfen haben.“
Man müsse nun alles durchleuchten, möglicherweise Abläufe verändern. Andererseits dürfe nicht alles zerredet, sondern müsse hinterfragt werden, um es besser zu machen. „Es ist Psychologie, die gerade stattfindet. Jetzt müssen wir Lösungen finden“, sagte Horst Heldt. Ob es nun mehr junge Spieler oder doch eher einige Routiniers seien, die mehr Unterstützung benötigen würden, mochte der Sportchef nicht verraten.
1. FC Köln: Wer tritt zum nächsten Elfmeter an?
Offen ließ er auch die Frage, wer zum nächsten Kölner Elfmeter antritt. Vor einer Woche war Mark Uth im Spiel gegen Mainz gefoult worden, hatte sich den Ball geschnappt und rechts unten verwandelt. Allerdings ahnte Torwart Florian Müller die Ecke, verpasste den Ball nur knapp. Nun wurde Mark Uth auch von einem Düsseldorfer gefoult. Diesmal schnappte sich Torjäger Jhon Cordoba den Ball und wollte schießen, wurde aber aus den eigenen Reihen zurückgepfiffen. Wieder trat Mark Uth an, wollte erneut in „seine Ecke“ schießen, wie er später verriet, entschied aber anders. „Er hat nach rechts gezuckt, ist dann aber nach links gesprungen. Das hat mich irritiert. Es war mein Fehler“, meinte der seit der Winterpause fünffache Torschütze.
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Seine Empfehlung für die Zukunft lautete, dass man künftig besser vorher entscheiden solle, wer schießt. Markus Gisdol lobte, dass es gut sein, wenn man Spieler habe, „die sich in einer solchen Situation aufdrängen“. Für ihn sei jedoch klar gewesen, dass Mark Uth schießen solle. „Vielleicht müssen wir das klarer ansprechen.“
Dieser Meinung schloss sich auch Horst Heldt an. Um dann schelmisch hinzuzufügen: „Klar ist aber, dass ich der nächste Schütze bin.“ Während seiner Karriere trat er zu 18 Strafstößen an und traf 14 Mal. Einen seiner vier verschossenen Elfmeter verwandelte er noch im Nachschuss – bei einem 3:3 im Münchner Derby zwischen seinen 60ern und den Bayern gegen Oliver Kahn.