Köln – Wer einen Weg nach oben sucht, dem kann ein Gefühl helfen, das genau das Gegenteil beschreibt. Der Zustand sich ganz unten aufhalten zu müssen, fördert nicht nur den Mut der Verzweiflung sondern ebenso Anstrengung und Kreativität, sich aus der misslichen Situation befreien zu wollen. Der 1. FC Köln und sein Trainer Markus Gisdol haben sich die Erfahrungen am Tiefpunkt zu Nutze gemacht.
Nach dem 0:2 bei Union Berlin am 8. Dezember 2019 und der Ankunft auf dem untersten Rang der Fußball-Bundesliga waren Gisdols Erkenntnisse im Tal der Erfolglosigkeit jedenfalls soweit gereift, dass der 50-Jährige die geeigneten Gegenmaßnahmen ergreifen konnte, die den FC mittlerweile nah an den Klassenerhalt herangeführt haben.
Markus Gisdol gewann viele Erkenntnisse im Hinspiel
„Dieses Spiel war für mich und uns das wichtigste Spiel, seitdem wir hier angetreten sind. Wir haben glasklare Erkenntnisse gewonnen“, erklärte Gisdol vor dem Rückspiel gegen Union am Samstag (15.30 Uhr/Sky). „Wir waren damals drei Wochen da und haben einen ersten Strich drunter gemacht, was es zu bewerten galt“, beschrieb der FC-Trainer seine Eingewöhnungsphase. Folge der Bewertung war, dass Gisdol im gegen Bayer Leverkusen seine Startelf auf sechs Positionen änderte und dem 17-jährigen Jan Thielmann zum Bundesliga-Debüt verhalf.
Die Kölner gewannen mit 2:0 und hatten die erste Stufe auf ihrem Weg nach oben gefunden. 27 Punkte hat der FC seit diesem tristen Dezember-Sonntag in der Alten Försterei eingesammelt. Ein Sieg am Sonntag und angestrebte Klassenerhalt dürfte schon drei Spieltage vor Ende der Corona-Saison unter Dach und Fach sein. „Ich glaube wir haben vieles in eine positive Richtung gebracht. Ich hoffe, dass wir im anstehenden Spiel gegen Union zeigen können, was sich verändert hat. Dann können wir beide Spiele direkt gegenüberstellen“, sagte Gisdol.
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Der Coach ist davon überzeugt, dieses Ziel mit dem ersten Kölner Sieg in der Ära der Geisterspiele auch zu realisieren: „Die Mannschaft möchte den Sack jetzt zumachen. Das habe ich schon auf der Heimfahrt von Augsburg gespürt.“ Seine Spieler hatten ihren Ärger über den späten Ausgleich der Augsburger zum 1:1 und die verpasste Chance, den letzten Schritt in Richtung Klassenerhalt zu gehen noch im Bus in Trotz und Motivation umgesetzt.
Die nächste Gelegenheit zum Klassenerhalt
Ausgerechnet gegen „die Eisernen aus Köpenick“ liegt nun also die nächste Möglichkeit auf dem Silbertablett. Der FC geht sogar als leichter Favorit in die Begegnung zweier Teams, die nach der Wiederaufnahme des Spielbetriebs noch ohne Sieg sind. Die Kölner warten seit sechs Spielen auf einen Dreier, Union mit dem Ex-FC-Stürmer Anthony Ujah sogar schon seit acht Partien. Die Vermutung liegt nahe, dass beide zur Fraktion der Clubs gehören, denen Spiele ohne die Emotionen von den Rängen nicht gut tun.Sollte es trotz dieser Probleme für den FC zu einem Sieg reichen, sind bislang keine Feierlichkeiten am Geißbockheim geplant. „Es ist nicht sinnvoll, sich Gedanken darüber zu machen was wäre wenn. So etwas ist immer Gift“, plädierte FC-Geschäftsführer Horst Heldt für die Variante „spontanes Kölsch“.
So steht vor dem Spiel am Samstag nur fest, dass Marcel Risse und Simon Terodde (beide Knie) fehlen. Zudem droht Linksverteidiger Noah Katterbach nach einem Schlag auf den Knöchel im Abschlusstraining am Freitag auszufallen. Die zuletzt gesperrten Dominick Drexler und Sebastiaan Bournauw stehen dagegen im Kader. Mit der Rückkehr des Belgiers stehen Gisdol erstmals nach der Corona-Zwangspause alle Innenverteidiger zur Verfügung. Ob Bournauw direkt wieder spielt oder Toni Leistner gegen seinen Ex-Club im Team bleibt, ließ der FC-Coach offen: „Das ist eine schwierige Entscheidung. Ich kann mich auf alle drei Spieler verlassen.“
Voraussichtliche Aufstellungen: 1. FC Köln: Horn; Ehizibue, Bornauw, Czichos, Jakobs; Skhiri, Hector; Kainz, Uth, Drexler; Cordoba. – Union Berlin: Gikiewicz; Friedrich, Schlotterbeck, Hübner; Trimmel, Gentner, Prömel, Bülter; Malli; Ujah, Andersson.