Köln – Jonas Hector ist kein Mann der Öffentlichkeit. Der Kapitän des 1. FC Köln gehört zur Sorte von Fußball-Profis, die sich nur vor die Mikrofone, wenn es unbedingt sein muss – und dann auch auf seine ganz eigene Art. Nicht einmal die vereinseigenen Medien nimmt der 30-Jährige von seiner Scheu aus. In elf Jahren beim FC sind Personality-Storys über ihn im „Geißbockecho“ an einer Hand abzuzählen.
Es darf also als deutliches Signal verstanden werden, dass Hector dem Club-Magazin vor dem Abstiegs-Endspiel seiner Kölner am Samstag gegen den FC Schalke 04 ein großes Interview gegeben hat. Diese Partie gehört zu den wichtigsten des Clubs und seiner Karriere. Der passende Zeitpunkt, um als Kapitän das Wort zu ergreifen.
Mut vor dem Schalke-Spiel zusprechen
Was Jonas Hector zu sagen hat, soll den Geißböcken vor der schwerenn Aufgabe im Kampf um den Klassenerhalt Mut machen und Hoffnung bringen. Die beste Nachricht: Nach seiner im Heimspiel gegen den SC Freiburg (1:4) erlittenen Risswunde am Fuß und seinem dadurch bedingten Ausfall beim 0:0 bei Hertha BSC Berlin ist Hector gegen Schalke wieder einsatzfähig: „Ich gehe davon aus, auf dem Platz zu stehen. Es ist eine ungünstige Stelle am Fuß, aber bis Samstag wird es sicher gehen.“
FC-Trainer Friedhelm Funkel, der auch auf Torjäger Sebastian Andersson zurückgreifen kann, hat damit eine Sorge weniger. Immerhin fehlen dem 67-Jährigen mit den gelbgesperrten Ellyes Skhiri und Ismail Jakobs schon zwei wichtige Spieler. Wer neben Hector auf der Doppelsechs auflaufen wird, ließ Funkel vor dem Abschlusstraining am Freitag noch offen. Erster Kandidat dürfte Salih Özcan sein, der nach seiner Einwechslungen gegen Freiburg und die Hertha zu überzeugen wusste und womöglich sein letztes Spiel im FC-Trikot bestreitet. Der Vertrag des Youngsters läuft zum 30. Juni aus, bislang haben alle Gespräche über eine Verlängerung nicht zu einem Ergebnis geführt.
Auch im Falle des Abstiegs will Hector bleiben
Jonas Hector besitzt noch einen Kontrakt bis 2023 und Stand jetzt will er ihn auch erfüllen. Selbst im Falle eines erneuten Abstiegs in die Zweite Bundesliga sieht sich der gebürtige Saarländer beim FC. Schon nach dem Abstieg 2018 hielt Hector den Geißböcken die Treue und ging als Nationalspieler mit in die Zweite Liga: „Für mich gab es keinen Grund den Verein zu wechseln“, erklärt er und bezeichnet Köln als seine „zweite Heimat“: „Ich würde nicht soweit gehen, mich als Kölner zu bezeichnen, aber ich fühle mich wohl in der Stadt und der FC bedeutet mir unheimlich viel.“
Polizeischutz
Der 1. FC Köln hat sein Abschlusstraining am Freitag unter Polizeischutz absolviert. Die Beamten waren als Vorsichtsmaßnahme mit rund einem Dutzend Einsatzwagen am Geißbockheim und kontrollierten das Gelände. Das gehöre zum Sicherheitskonzept für das Wochenende mit dem FC-Heimspiel gegen Schalke, teilte die Polizei mit. Die Lage blieb ruhig. Nur wenige Fans waren vor Ort. (sam)
Eine klare Ansage, nach einem schweren Jahr für Hector. Nach privaten Schicksalsschlägen war der Kapitän in dieser Saison zweimal länger verletzt. Nur 18 Bundesliga-Einsätze stehen in der Spielzeit 2020/21 für ihn zu Buche. Nach der Geburt seines Sohnes Ende Februar fand er wieder richtig zurück in die Spur und führte sein Team mit einer überragenden Leistung und seinem ersten Doppelpack im FC-Trikot zum 2:1-Heimsieg gegen RB Leipzig. Insgesamt ist Hector in 272 Pflichtspielen für die Kölner aufgelaufen und hat einiges erlebt wie zwei Aufstiege und die Europa League-Qualifikation vor vier Jahren: „Was wir in all den Jahren leider nie geschafft haben, ist, dass wir ins ruhige Fahrwasser gekommen sind – noch nicht mal in der Europa-League-Saison. Die jetzige Spielzeit ist aber auf jeden Fall die nervenaufreibendste“, sagt der 43-fache Nationalspieler und spricht die mentale Belastung an, die durch Corona und den Abstiegskampf entsteht: „Die Spiele ohne Zuschauer machen es gerade für uns nicht leichter. Insgesamt kommt Woche für Woche Ballast für den Kopf dazu, der nicht immer einfach zu verdauen ist.“
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Mit einem Sieg gegen Schalke, das als künftiger Zweitligist befreit aufspielen kann und noch darum kämpft, nicht der schwächste Absteiger (bislang Freiburg 2005 mit 18 Zählern) seit Einführung der Drei-Punkte-Regel zu werden, sowie Schützenhilfe aus Stuttgart und Mönchengladbach soll der Ballast abfallen und den Weg frei machen für Erleichterung und Glücksgefühle. „Wir gewinnen und ergattern Platz 15“, hofft Jonas Hector. Ein Wunsch, mit dem er ganz sicher nicht alleine ist.
Voraussichtliche Aufstellungen: Köln: T. Horn; Ehizibue, Bornauw, Czichos, J. Horn; Özcan, Hector; Thielmann, Duda, Kainz; Andersson. – Schalke: Fährmann; Becker, Sané, Mustafi; Aydin, Kolasinac; Flick; Idrizi, Harit; Hoppe, Paciencia.