Köln – Steffen Baumgart ist dafür bekannt, seine schützende Hand über seine Spieler zu halten. Folglich war der Trainer des Fußball-Bundesligisten 1. FC Köln weit davon entfernt, Ondrej Duda irgendeinen Vorwurf zu machen. Der slowakische Regisseur hatte beim 1:1-Unentschieden gegen RB Leipzig in der Nachspielzeit die Großchance auf den Sieg vergeben, als er bei einem Konter das halbleere Tor nicht traf. Sebastian Andersson, für den der Passweg zu Duda geschickt zugestellt war, hatte geschossen, RB-Schlussmann Peter Gulacsi den unplatzierten Versuch zur Seite abprallen lassen – und Duda dabei auf dem falschen Fuß erwischt.
Wechsel in Abwehr denkbar
„Trifft Ondrej den Ball ein bisschen besser, steht es 2:1“, meinte Baumgart. Der frühere Stürmer zeigte jedoch Verständnis für das Abschlusspech Dudas: „Von außen sieht es immer einfach aus. Das war aus vollem Lauf, der Ball springt bescheiden. Dreimal macht er ihn rein, einmal nicht.“ Baumgart wählte in der Nachbetrachtung der Szene einen anderen Ansatz: „Ich habe das Gefühl, dass wir uns noch nicht jedes Quäntchen Glück erarbeitet haben, das man vielleicht braucht.“
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Ein „Lucky Punch“ wäre angesichts der vorangegangenen Leipziger Angriffswellen wohl auch des Guten zu viel gewesen. Weshalb sich Baumgart umso mehr daran erfreute, dass es seiner Mannschaft mit der letzten Aktion der Partie überhaupt gelungen war, für dringend benötigte Entlastung zu sorgen. „Ich war glücklich, dass die Jungs nochmals nach vorne marschiert sind, gerade in dieser Phase des Spiels“, sagte der 49-Jährige. In der Vorwoche in Freiburg hatte das am Ende noch ganz anders ausgesehen.
Ondrej Duda brauchte sich derweil nicht allzu sehr zu grämen. Der 26-jährige Feingeist, der mit dem intensiven Baumgart-Fußball wochenlang gefremdelt hatte, zeigte seine bislang beste Leistung unter dem neuen FC-Coach. Dudas Pfostenkracher und sein Chipball vor Modestes (Abseits-)Tor waren eine Augenweide.
Kein guter Tag für Rafael Czichos
Einen unglücklichen Auftritt erlebte dagegen Rafael Czichos. Der Innenverteidiger war dem Leipziger Hochgeschwindigkeitsfußball nicht gewachsen und lief nach einer frühen Gelben Karte Gefahr, noch vor dem Seitenwechsel vom Platz gestellt zu werden. „Er stand ein bisschen auf der Kippe. Es war die zweite, dritte Aktion, die dann vielleicht auch eng wird. Dann musst du relativ schnell reagieren“, erklärte Steffen Baumgart, warum er seinen Vizekapitän nach nur 31 Minuten vom Feld beorderte.
E-Sport: FC will mit professionellen Spielern angreifen
Der 1. FC Köln treibt sein Engagement im E-Sport weiter voran. In der neuen Saison der virtuellen Bundesliga gehen die Geißböcke erstmals mit einem eigenen Team aus professionellen „FIFA“-Spielern an den Start, die beim FC fest angestellt sind. Der neue Trainer Lukas Schmandt (25/VfL Bochum) will mit Top-Neuzugang Denis Müller (19/
1. FC Heidenheim), Tim Katnawatos (22) und Felix Günther (24) um den Titel mitspielen. „E-Sport ist ein ganz wichtiger Bestandteil unserer digitalen und strategischen Ausrichtung. Wir wollen über den digitalen Sport neue Anhänger, Sponsoren und Partner gewinnen und für den FC begeistern. Wir freuen uns sehr darauf, diesen Weg nun mit einem eigenen FC-Team weiterzugehen“, sagt Geschäftsführer Alexander Wehrle. Die Teilnahme am E-Sport gehört seit 2018 zur Digitalisierungsstrategie des FC. Die Kooperation mit dem E-Sport-Unternehmen SK Gaming bleibt bestehen. (tca)
Der Wechsel zu Jorge Meré erfüllte seine Wirkung. Der Spanier fügte sich mit resoluten Grätschen ein und verlieh der bis dato wankenden Viererkette auf Anhieb den erforderlichen Halt. „Er war gleich im Spiel und hat für Stabilität gesorgt. Das war super“, lobte Baumgart den 24-jährigen Meré, der nach einer ordentlichen Darbietung in Freiburg unerwartet nicht in der Startelf gestanden hatte. „Ich glaube schon, dass Jorge ein bisschen enttäuscht war“, sagte sein Trainer. Denkbar, dass Baumgart am Samstag (15.30 Uhr) bei Eintracht Frankfurt in der Innenverteidigung neben dem wohl gesetzten Luca Kilian auf Jorge Meré baut – und Rafael Czichos, dessen Eigentor in letzter Minute den Sieg in Freiburg (1:1) gekostet hatte, eine Pause erhält. Sorgen sind in der Personalie Czichos indes unbegründet. Die Vergangenheit hat schließlich gezeigt, dass der Routinier nach Schwächephasen gestärkt zurückkommt.