Köln – Vielleicht hat es der Spielplan so vorgezeichnet. Immer dann, wenn sich der 1. FC Köln in der Bundesliga-Saison 2020/21 im heimischen Stadion gegen einen auf Augenhöhe bewegenden Konkurrenten darum bemüht hat, mehr Luft zwischen sich und die Abstiegsplätze zu pusten, misslang die Unternehmung. 1:2 gegen Union Berlin, 0:1 gegen den FC Augsburg, 0:0 gegen Hertha BSC Berlin und vor einer Woche das besonders kritisch beäugte 0:1 gegen den VfB Stuttgart. So ist das im Wiederholungsfall nun mal.
Mit dem Rücken zur Wand einen raushauen
Zum FC-Muster dieser Corona-Spielzeit gehört aber auch, dass die Geißböcke es mit dem Rücken zur Wand stehend immer wieder fertig bringen, gegen die Großes der Liga – salopp ausgedrückt – einen rauszuhauen. 2:1 in Dortmund, 0:0 in Leipzig und 2:1 in Gladbach. Allesamt Vertreter der Bundesliga in der Champions League und alle auch noch im Achtelfinale dabei. Wer möchte, kann sich daraus nun herleiten, dass der nächste Coup der Kölner dieser Art unmittelbar bevorsteht. Das Team von Trainer Markus Gisdol hat durch die Pleite gegen Stuttgart nämlich nicht nur seine Lage im Abstiegskampf erheblich verschlechtert, sie reist auch wieder zu einem deutschen Champions League-Achtefinalisten.
Der FC Bayern München ist natürlich viel mehr als nur eines der aktuell 16 besten Fußballteams in Europa. Meister, Pokalsieger, Champions League-Sieger, Club-Weltmeister, dazu die Supercups der Uefa und der DFL gewonnen. Was will ein Club, der sich selbst bis zum Schluss der Saison gegen den Abstieg kämpfen sieht, gegen solch eine Übermacht ausrichten? „Wir haben schon gezeigt, dass wir gegen Topteams auswärts starke Leistungen zeigen können. Es spielt uns in die Karten, wenn wir nicht das Spiel machen müssen. Es ist uns in den Spielen gegen die Topteams gelungen, einen guten Zugriff zu haben. Wenn wir das Samstag wieder schaffen, bin ich zuversichtlich“, antwortet Gisdol.
Dem FC ist alles zuzutrauen
Tatsächlich ist diesen Kölnern in dieser Saison alles zuzutrauen. Was auch im Hinspiel gegen die Bayern gut zu beobachten war. Am Ende musste sich der FC über die 1:2-Niederlage sogar ärgern, denn die eigene Leistung und der Spielverlauf hätten ein Remis mehr als gerechtfertigt. „Das Hinspiel hat gezeigt, dass wir eine kleine Chance haben. Wir dürfen die Bayern aber nicht kleiner reden als sie sind“, sagt der FC-Trainer.
Wer gegen München antritt, ist auch immer etwas vom Zeitpunkt des Spieltermins abhängig. Arminia Bielefeld hätte beim 3:3 am 15. Februar wohl kaum an einem Sieg schnuppern dürfen, wenn die Münchner nicht zuvor bei der Club-WM in Katar und der Rasen in der Allianz-Arena von Schnee bedeckt gewesen wäre. „Sich an diesem Spiel zu orientieren, wäre abenteuerlich“, meinte Gisdol.
Gisdol verteilt Komplimente an den Rekordmeister
Für den FC stellt sich die Ausgangssituation in der Tat gänzlich anders dar. National sind die Bayern gereizt, weil sie nach dem Unentschieden gegen Bielefeld noch 1:2 in Frankfurt verloren haben und ihr Vorsprung an der Tabellenspitze vor Leipzig auf zwei Zähler geschrumpft ist. International hat das Team von Trainer Hansi Flick am Dienstag ein dickes Ausrufezeichen gesetzt und im Achtelfinal-Hinspiel bei Lazio Rom mit 4:1 gewonnen. „Sie haben gegen ein Topteam aus Italien gespielt und der Gegner weiß nicht, was er machen soll. Das 4:1 war pures Glück für Lazio. Es hätte auch 8:1 ausgehen können. Man hat in Rom gesehen, wie stark die Bayern sind, wenn sie voll fokussiert sind. Das ist echt beeindruckend, welche Klasse sie haben“, verteilte Markus Gisdol die im Vorfeld eines Spiels üblichen Komplimente an den Rekordmeister.
„Wenn Bayern etwas hergibt, sollte man es aber auch nehmen können. Dann brauchen wir über 90 Minuten einen guten Zugriff und müssen effizient nach vorne spielen“, glaubt der FC-Coach an eine Chance. Vor allem, weil seine Mannschaft in Dortmund, Gladbach und auch Leipzig gezeigt hat, wie es geht.
An der richtigen Mentalität soll es jedenfalls nicht mangeln: „Ich bin überzeugt, dass unsere Mannschaft eine Topmentalität besitzt. Es gibt aber Spiele, in denen aus welchen Gründen auch immer, Spieler nicht in der Lage sind , es auf den Platz zu bekommen“, erklärt FC-Sportchef Horst Heldt. Oder Spiele, in denen der Gegner einfach besser ist, wie Markus Gisdol meint und wie es Teams gerade gegen Bayern München immer wieder erleben müssen: „Ich glaube, es wird oft Leistungsfähigkeit mit Mentalität vermischt.“