Köln – Es kommt nicht oft vor, dass der 1. FC Köln in einem Atemzug mit der Fußball-Elite genannt wird. Umso bemerkenswerter ist eine aktuelle Erhebung der Daten-Experten von OptaFranz, die der Mannschaft von Trainer Steffen Baumgart die drittmeisten hohen Balleroberungen in den fünf europäischen Top-Ligen bescheinigt.
10,9 Mal pro Spiel trägt demnach das Kölner Gegenpressing in gegnerischer Tornähe Früchte. Noch erfolgreicher sind in dieser Disziplin nur Jürgen Klopps FC Liverpool (11,1) sowie Bundesliga-Konkurrent RB Leipzig (11,5), zwei Champions-League-Teilnehmer mit unvergleichbar anderen finanziellen und personellen Möglichkeiten als die klammen Kölner.
Steffen Baumgart sieht den FC auf einem „guten Weg“
Früh und energisch attackieren, um den Spielaufbau des Gegners zu stören und nach Ballgewinnen kurze Wege zum Tor zu haben – so sieht die Spielidee aus, die Steffen Baumgart seit seinem Dienstantritt am Geißbockheim einstudieren lässt. Etwa ein halbes Jahr später zeigt sich der 49-Jährige zufrieden mit den erzielten Fortschritten. „Wir sind auf einem guten Weg“, bilanziert der FC-Coach. „Die Jungs machen es gut, die Leistung macht Hoffnung.“
Als größter Profiteur des umgekrempelten, auf Mut basierenden Kölner Auftretens hat sich Anthony Modeste herauskristallisiert. Der körperlich runderneuert auftrumpfende Strafraum-Spezialist wird unaufhörlich mit Hereingaben gefüttert, um seine Qualitäten im Sechzehner bestmöglich einzubringen – und zahlt mit zehn Toren (darunter drei Doppelpacks) in 13 Pflichtspielen auf fantastische Weise zurück.
Es mangelt noch an der Ausbeute beim FC
Dennoch ist Steffen Baumgart nicht rundum einverstanden mit der Zwischenbilanz, die durch die jüngste Ergebnisdelle (nur zwei Punkte aus vier Spielen) getrübt wurde. Es sei mehr möglich gewesen als die 14 Zähler nach elf Spieltagen, die in der Summe Rang elf bedeuten, meint der FC-Coach. Insbesondere die fünf Punkteteilungen schmecken dem Offensiv-Liebhaber nicht so recht, und so formuliert Baumgart dieses Vorhaben: „Ich wünsche mir, dass wir uns mehr mit Siegen belohnen als mit Unentschieden. Jetzt geht es darum, den einen oder anderen Sieg mehr einzufahren. Das ist das nächste Ziel.“ Schließlich sind Erfolge für die Kölner nicht nur tabellarisch betrachtet wichtig, um sich nach zwei Jahren im Zeichen des Überlebenskampfes von der Abstiegszone fernzuhalten. Sondern auch, um die Überzeugung in die neue Spielidee weiter zu festigen.
Baumgart: Die Leistung muss stimmen
Baumgart, der vor dem Saisonstart den zwölften Platz als Mindestziel ausrief, hat zwar eine „gewisse Tabellensituation im Auge“, wie er nun schemenhafter formulierte. Priorität genießen für den Fußballlehrer grundsätzlich aber andere Dinge. „Für mich ist das alles Entscheidende, um vorwärts zu kommen, dass wir Leistung bringen. Und ich finde, dass die Leistung stimmt.“ Sie gestalte sich „eher positiv als negativ“.
Was aus Sicht von Steffen Baumgart noch zu selten zueinander passt, ist das Verhältnis von Aufwand und Ertrag. „Wir schaffen es halt immer noch nicht, uns zu 100 Prozent zu belohnen“, hadert der FC-Coach, der aber auch in dieser Angelegenheit einen Entwicklungsprozess sieht: „Das geht halt nicht von heute auf morgen.“
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Und so machen sich die Kölner in einer ersten gewissen Drucksituation auf nach Mainz (Sonntag, 17.30 Uhr). Dort erwartet Baumgart einen ähnlich intensiv agierenden Gegner wie den 1. FC Union Berlin, von dem sich die Geißböcke im letzten Spiel vor der Länderspielpause 2:2 trennten. „Mainz ist eine sehr starke, sehr stabile Mannschaft, die sehr gut verteidigen kann und zwei Stürmer hat, die gut Feuer machen können“, warnt Baumgart insbesondere vor Jonathan Burkardt und Karim Onisiwo.
Was aber nichts ändert an der grundlegenden Kölner Zielsetzung. „Wir wollen das Spiel für uns entscheiden. Und das sollte auch zu sehen sein“, fordert Steffen Baumgart in gewohnt forscher Art.