Die Polizei hat in Schleiden den Brandstifter festgenommen.
Der 15 Jahre alte Jugendliche hat gestanden, mehrere Brände in den letzten Monaten gelegt zu haben – unter anderem an seiner eigenen Schule.
Bürgermeister und Feuerwehr können kaum glauben, was sich in ihrem Ort abspielt.
Schleiden – Der mutmaßliche Brandstifter, der die Menschen im Raum Schleiden und Hellenthal in den vergangenen Monaten in Angst versetzt hatte, ist gefasst. Demnach handelt es sich um einen 15 Jahre alten Jugendlichen aus der Gemeinde Hellenthal. Wie Oberstaatsanwältin Katja Schlenkermann-Pitts am Freitag bestätigt, ist der Jugendliche, der bislang polizeilich nicht Erscheinung getreten war, Schüler am Schleidener Sturmius-Gymnasium.
Gegen den Jugendlichen wurde durch die Staatsanwaltschaft Aachen am Freitagmittag beim Amtsgericht Schleiden ein Haftbefehl beantragt. Ihm wird unter anderem schwere Brandstiftung und in weiteren Fällen einfache Brandstiftung vorgeworfen. Der 15-Jährige aus der Gemeinde Hellenthal wurde nach Zeugenhinweisen in der Nacht zum Freitag nahe des Brandorts in Oberhausen gefasst. Dort war gegen 1.20 Uhr ein unmittelbar an ein Wohnhaus angebauter Carport in Flammen aufgegangen.
Feuerwehr in der Nacht erneut in Oberhausen im Einsatz
Aus Kreisen der Polizei hieß es, dass die massive Öffentlichkeitsarbeit und die hohe Sensibilisierung der Bevölkerung entscheidend zu dieser Festnahme beigetragen haben. Die Bevölkerung sei, um ein Bild aus der Fußballersprache zu benutzen, wie der zwölfte Mann auf dem Platz gewesen, der nun entscheidende Hinweise geliefert habe.
Zwei Polizistinnen rannten plötzlich im Sprint von der eigentlichen Einsatzstelle weg. Schnell machte dort die Nachricht die Runde, dass die Polizei einen Fahrradfahrer festgesetzt habe. Doch ob es sich dabei um denjenigen handeln sollte, nach dem seit Monaten so intensiv gefahndet wurde, wurde in der Nacht nicht bestätigt.
Serie startet mit einem Brand im Schleidener Gymnasium
Die Serie begann mit einem kleinen Brand Im Johannes-Sturmius-Gymnasium in Schleiden, der zunächst gar nicht als Brandstiftung wahrgenommen wurde. Es folgte der verheerende Brand Mitte November, bei dem unter anderem die Aula und das Dach des A-Trakts vernichtet wurden. Es folgten zwei Brände in einem leerstehenden Einfamilienhaus in Dommersbach und das Feuer im Sägewerk Harperscheid, bei dem ein Schaden von fünf Millionen Euro entstand.
Fortgesetzt wurde die Serie am alten Pfarrhaus und der evangelischen Kirche in Hellenthal im Februar. Anfang April folgte der Brand in einem Einfamilienhaus in Oberhausen, bei dem sich die Bewohner nur mit einem beherzten Sprung aus dem Fenster im ersten Stock retten konnten und das Feuer in einem Schuppen in Blumenthal, durch den ein Geschäft so stark in Mitleidenschaft gezogen wurde, dass die Inhaberin nicht mehr wird öffnen können. Die jüngste Tat war demnach das Feuer in einem Carport in Oberhausen.
Brände am Abend noch Thema im Stadtrat
Ingo Pfennings, Bürgermeister von Schleiden, fühlte sich angesichts der sich überschlagenden Ereignisse an einen Hollywood-Film erinnert. Noch am Vorabend hatte Polizeidirektor Harald Mertens dem Stadtrat von den Bränden und den Ermittlungen der Polizei berichtet. Anschließend sprachen Bürgermeister und Fraktionschefs den Einsatzkräften von Feuerwehr, DRK und THW ganz offiziell ihren Dank aus. Neben diesem „warmen Händedruck“ kündigte er an, dass die Helfer von der Stadt als Dank zu einem gemütlichen Abend mit Speis und Trank eingeladen würden.
Nur wenige Stunden später waren die Feuerwehrleute wieder im Einsatz, um den Brand in Oberhausen zu löschen. Und nach einer kurzen Nacht folgte die Nachricht, dass der mutmaßliche Brandstifter gefasst sei. „Ich hoffe nun, dass die Bevölkerung keine Angst mehr haben muss und das Sicherheitsgefühl zurückkehrt – das Gefühl, dass wir in einer sicheren Region leben“, so Pfennings. Dennoch würden die von der Stadt ergriffenen Maßnahmen, die Straßenlampen nachts brennen zu lassen und einen Sicherheitsdienst einzusetzen, zunächst fortgeführt.
Rudolf Westerburg, Bürgermeister von Hellenthal hat, als sich am Freitagmorgen die Nachricht über die Festnahme des 15-Jährigen wie ein Lauffeuer in der Region verbreitete, festgestellt, dass die Menschen kein anderen Thema kennen. Für die Bevölkerung sei es ein guter Morgen, da nun alle etwas beruhigter sein können.
Doch nicht nur an sie denkt er: „Für den Betreffenden und seine Familie ist es ganz schlimm“, so Westerburg. Er hoffe, dass dem jungen Menschen geholfen werden könne: „Es ist doch ein Unterschied, ob es sich um einen Erwachsenen oder einen Heranwachsenden handelt.“
Erleichterung überwiegt bei der Feuerwehr
Daniel Pützer, Leiter der Feuerwehr Hellenthal: „Ich bin erleichtert über den Fahndungserfolg der Polizei. Nun kann ich ein bisschen beruhigter schlafen.“ Dabei denkt er längst nicht nur an sich selbst, sondern auch an die Feuerwehrleute, die durch die Brände stark belastet gewesen seien, und an die in Angst versetzte Bevölkerung. Er hoffe, dass nun Ruhe einkehre.
Udo Schmitz, Leiter der Feuerwehr Schleiden, ist ebenfalls erfreut über die Festnahme: „Im Moment überwiegt einfach die Erleichterung.“ Mit diesem Gefühl können Schmitz und die Oberhausener an diesem Wochenende die Kirmes im Ort feiern. Noch in der Nacht hatte bei Schmitz die Besorgnis überwogen, als die Feuerwehrleute wieder im Einsatz waren – und das Wissen um das Glück, dass durch die frühe Entdeckung des Brandes ein viel größerer Schaden abgewendet werden konnte.