Die Ruppichterother Tafel, vom Sozialdienst Katholischer Männer getragen, durfte den Gemeindesaal der evangelischen Kirche nutzen.
WeihnachtspaketaktionTafeln im Rhein-Sieg-Kreis starteten mit der Annahme der Gaben
Hermann van Laar stand an der Tür und begrüßte jeden einzelnen Besucher, bedankte sich für die kleinen und großen Pakete. Der Chef der Ruppichterother Tafel und sein Team hatten im Gemeindesaal der evangelischen Kirche, der Arche an der Burgstraße 8, in Ruppichteroth Tische aufgebaut und einen Weihnachtsbaum zur Dekoration aufgestellt. Kein Wunder, hat der 56-Jährige doch früher sein Geld unter anderem mit dem Verkauf von Weihnachtsdekoration verdient.
Die Tafeln in Ruppichteroth und Sankt Augustin waren die Ersten
Gelebte Ökumene ist das im Bröltal. Denn Träger der Tafel ist der SKM in der Erzdiözese Köln. Mit den Sankt Augustinern sind die Ruppichterother die ersten, die mit ihrer Annahme für die Weihnachtspaketaktion 2024 begannen. Eitorf. Lohmar und Troisdorf zogen an den folgenden Tagen nach.
Ingrid Schiesewitz hatte schwer zu tragen. Die zierliche 84-Jährige wird an diesem Freitag 85 Jahre alt. „Das sind meine Geburtstagsgeschenke“, sagte sie, „meine Gäste habe ich gebeten, mir Sachen zu schenken, die ich der Tafel spenden kann.“ Sie überreichte ihre Gabe an Teammitglied Ute Finger, die die Pakete sortiert. Sie hat viel zu tun: Von der Grundschule kamen große Kartons mit Ware, die sie auf viele kleine verteilt.
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Im vergangenen Jahr waren 120 Weihnachtspakete angeliefert worden. „Ich hoffe immer auf 100, benötige aber insgesamt 140“, erklärte van Laar. Da passte es gut, dass Altbürgermeister Ludwig Neuber vorbeikam und 50 Euro spendete. „Ich habe es nicht geschafft, einzukaufen“, entschuldigte er sich. Der Tafelleiter kennt das schon, Neuber bringt jedes Jahr seinen Obolus in bar. Christdemokrat und Sozialdemokrat duzen sich und sind an diesem Punkt auf einer Wellenlänge.
Die Tafel in Ruppichteroth ist etwas Besonderes. „Wir haben 500 Menschen in 168 Haushalten“, rechnet der nach Deutschland übersiedelte Niederländer vor. „Das sind prozentual mehr als in Städten wie Köln, Bonn und Berlin.“ Das hat er den öffentlich bekannt gemachten Zahlen der Tafeln entnommen. Als er 2017 die Leitung übernahm, waren es 110 Menschen in 40 Haushalten.„ Am Anfang war es ruhig“, erinnerte er sich.
Neben Geflüchteten kommen Ältere und Geringverdiener zur Tafel
Dann kamen viele Geflüchtete dazu, vor allem nach dem Beginn des Ukrainekriegs. „Aber es sind auch viele ältere deutsche Leute neu“, beschrieb er die ständig steigende Not, „und Menschen aus dem Niedriglohnsektor, die nicht mehr genug Geld für Lebensmittel haben.“ Dagegen habe sich die Menge der Waren reduziert, „auf etwa die Hälfte“, schätzte van Laar.
Bei ihm gebe jedoch keine Sperre, keine Warteliste. „Wir teilen immer weiter“, meinte er, „dann gibt es eben für alle ein kleines bisschen weniger.“ Für ihn ist das Ehrenamt inzwischen ein Vollzeitjob geworden. „Im Jahr stecke ich 2500 bis 3000 Stunde rein.“ Viel Zeit benötigen die Social-Media-Kanäle und die Waren-Akquise. Das ist wohl seine größte Stärke: „Best Schnorrer ever“, warf Ute Finger dazwischen.
So kommt er auch an edlere Sachen, wie hochwertige Schokolade, mit denen er die Pakete ein bisschen aufhübscht. Prinzipiell aber gelte: „Wir sind Lebensmittelretter, und wir versuchen, Zukauf zu vermeiden.“ Die angelieferten Weihnachtspakete werden vom Team registriert und nach Größe sortiert, für Familien mit drei, vier oder mehr Kindern. Eingeladen sind die Tafelkunden mit Kindern, die jede Woche kommen.
Die Ausgabe ist am Samstag, 14. Dezember, zwischen 11 und 13 Uhr. Van Laar würde das im kommenden Jahr gern in der Bröltalhalle machen, möglicherweise mit Essens- und Getränkeangebot. Aktuell arbeitet er gerade an seinem Format „Niemand muss Weihnachten einsam und alleine sein“. An Heiligabend und am ersten Feiertag deckt er für 40 Gäste die Tafel in der Arche, an beiden Tagen unterstützen ihn dabei 30 Helfer.