Bedburg – Nach Jahren des Stillstands in der Planung für das Baugebiet auf dem Gelände der Zuckerfabrik gibt es nun Bewegung.
Offenbar gibt es Überlegungen, die als nicht tragfähig geltende Erde, die zu großen Teilen aus Aueböden und Rückständen aus der Rübenwäsche besteht, doch nicht abzutransportieren. Stattdessen soll sie durch „bodenverbessernde Maßnahmen“ aufbereitet werden, damit auf ihr gegründet werden kann.
Der schlechte Boden war bisher der große Knackpunkt in der Planung des 200.000 Quadratmeter großen Wohngebiets für bis zu 3000 Menschen. Zum einen handelt es sich um eine Aue mit Einschlüssen von verrottenden Pflanzen in der Erde, zum anderen hat die Zuckerfabrik hier über Jahrzehnte Reste aus der Rübenwäsche deponiert.
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Viele Meter tief hätte der Boden nach der bisherigen Planung ausgehoben und ersetzt werden müssen – 200 Lkw-Fahrten pro Tag über viele Monate oder gar Jahre wären nötig gewesen, um das Feld zu bereiten.
So soll der Boden auf dem Gelände der Zuckerfabrik tragfähig gemacht werden
Bedburgs Bürgermeister Sascha Solbach hat nun im Stadtrat nach Anfragen der CDU und der FWG zum Stand in Sachen Zuckerfabrikgelände eine kurze Mail eines Ingenieurbüros an den Architekten der Investorfirma Domus verlesen. Demnach sei es möglich, den stark mit organischen Stoffen versetzten Boden wieder tragfähig zu machen – durch Ausheben, Untermischen von anderen Materialien und Wiedereinbringung. So könnten tragende Polster entstehen.
Solbach selbst äußerte sich in der Sitzung zunächst zurückhaltend. „Wir haben nicht mehr als diese Mail“, sagte er. Er wolle das in dem Schreiben angekündigte Gutachten abwarten und prüfen. Das Ingenieurbüro jedenfalls habe sich bereits mit Gutachten zur Nutzbarmachung von Industriebrachen im Ruhrgebiet einen Namen gemacht.
Am Mittwoch hieß es aus dem Rathaus, man wolle sich „aber eigentlich noch nicht zu früh darauf öffentlich festlegen, dass wir diese Lösung als Genehmigungsbehörde auch akzeptieren können“. Für das Baugebiet war schon mehrfach angekündigt worden, dass der Baubeginn unmittelbar bevorstehe. So gab es im März 2021 einen Pressetermin mit dem Staatssekretär im Wirtschaftsministerium, Christoph Dammermann. Die Domus Immobilien hat sich auf Anfrage bis Redaktionsschluss nicht zur neuen Planung geäußert.
Gelände der Zuckerfabrik in Bedburg: Was bisher geschah
Die Zuckerfabrik Bedburg des Unternehmens Pfeifer & Langen schloss 1997. Auf der Fläche der Fabrik entstand im Jahr 2000 der Real-Markt,der im Januar durch einen Globus ersetzt wurde. Ungenutzt blieb bis heute die Erftauenfläche östlich der Zuckerfabrik. Dort waren über Jahrzehnte Reste aus der Rübenwäsche abgelagert worden.
2009 stellten die Stadt Bedburg und die Zuckerfabrik Jülich Pläne für diese unbebaute Fläche vor. Unter dem Titel „Bedburger Höfe“ sollte Wohnraum für 2500 Menschen entstehen – in Häusern, die nicht mit Öl oder Gas beheizt werden. Geplant war, dass etwa durch Photovoltaik oder kleine Windanlagen mehr Energie produziert als verbraucht wird.
Ein Jahr später allerdings meldete das Unternehmen RWE Power Bedenken wegen der Bodenbeschaffenheit an – die allerdings schon vorher bekannt waren. Man halte „das Gebiet aufgrund des sehr nachteiligen und daher für Bauherren kostenintensiven Baugrunds für ungeeignet“. Ein umfangreiches Gutachten ergab: Der Boden ist schwierig, Bauen ist technisch jedoch machbar. Ein Investor fand sich aber nicht. Die hohen Kosten schreckten ab. Das Projekt galt 2013 als gescheitert.
Im Oktober 2016 präsentierte Pfeifer & Langen mit Sybac Solar einen Investor, der einen Solarpark errichten wollte. Dafür wollte die Stadt aber das Filetstück für die Stadtentwicklung nicht freigeben. Ein Jahr später folgte eine neue Planung: Wieder soll ein wegweisendes Wohnquartier entstehen, diesmal für rund 3000 Menschen – inklusive Grundschule, Kindergarten. Die Sybac Solar kaufte das Grundstück, um es mit der Firma Domus Immobilien zu entwickeln.