Warenhaus-SchließungBeschäftigte wollen um Kaufhof kämpfen
Lesezeit 3 Minuten
Eine Schließung des Wiesdorfer Hauses ist für Ende Oktober angekündigt.
70 Arbeitsplätze sind davon betroffen.
Zahlreiche Passanten zeigten Sympathie mit den Beschäftigten.
Leverkusen – „Die Eröffnung der Kaufhof-Filiale hier in Wiesdorf war groß. Ich weiß noch, dass wir sogar vor dem Laden verkauft haben, und es kamen so viele Leute“, erinnert sich Monika Schmolze. Prunkvoll sei die Eröffnung des neuen Kaufhauses 1972 gewesen. 48 Jahre ist das jetzt her, nun kämpfen die Beschäftigten der Filiale in Wiesdorf um den Erhalt des Geschäfts und um ihre Arbeitsplätze.
Am Samstagmittag hatten die Mitarbeitenden eine Demonstration ins Leben gerufen, mit der sie auf die Schließung und die bedrohten Arbeitsplätze aufmerksam machen wollten. Die knapp 40 Beschäftigten, die an diesem Tag nicht arbeiten mussten, sorgten mit Plakaten und Bannern vor der Filiale am Ende der Fußgängerzone für Aufmerksamkeit.
70 Arbeitsplätze in Wiesdorf bedroht
Obwohl Schmolze schon Rentnerin ist, nahm sie gemeinsam mit ihrer ehemaligen Kollegin Inge Nicklas am Protest teil, um die Belegschaft zu unterstützen. Schmolze arbeitete knapp 50 Jahre im Unternehmen, bei Nicklas waren es 34 Jahre. „Das ist unsere Familie, wir sind alle auch immer noch in Kontakt“, erzählte Nicklas. Sie schätzt die Unternehmenskultur und erinnert sich gerne an ihre Zeit im Geschäft zurück – vor allem die 125-Jahr-Feier im Jahr 2004 sei ihr positiv in Erinnerung geblieben. „Die Unternehmensleitung hat früher die Mitarbeiter sehr wertgeschätzt. Es tut einfach weh zu hören, dass das hier aufgegeben werden soll“, sagte Schmolze.
Insgesamt 62 der 172 Galeria Karstadt Kaufhof Filialen in Deutschland sollen geschlossen werden, unter anderem soll auch die Filiale in Wiesdorf Ende Oktober schließen. Für Leverkusen bedeutet dies, dass knapp 70 Beschäftigte um ihren Arbeitsplatz fürchten müssen und vorerst circa 11 500 Quadratmeter Verkaufsfläche sowie weitere Lagerfläche leer stehen würden. Auch die Fußgängerzone würde mit der Schließung weiter an Attraktivität einbüßen. Zurzeit wird daher diskutiert, inwiefern das Kaufhaus durch eine Verbesserung der Mietbedingungen erhalten werden kann.
Verdi will kämpfen
„Unser jetziger Kenntnisstand ist, dass die Geschäftsführung im Gespräch mit dem Vermieter ist“, erklärte Jana Zorn von der Gewerkschaft Verdi. Sie appellierte auch an die Demonstrierenden, sich nicht zu verstecken, sondern weiter zu kämpfen. „Was wir vermissen, ist, dass sich die Stadt klar für den Erhalt des Kaufhofs positioniert“, sagte Zorn. Das forderten auch die Demonstrierenden, die Plakate mit den Aufschriften „Herr OB, jetzt sind Sie gefragt“ oder „Keine zweite City C“ trugen.
Vor den Beschäftigten nahm Oberbürgermeister Uwe Richrath am Samstag eine klare Haltung ein und sprach sich für den Erhalt der Filiale aus. „Es geht jetzt darum, die Rahmenbedingungen zu schaffen, dass der Kaufhof bleiben kann. Es war immer wichtig, diesen Standort zu erhalten, und wir als Kommune müssen zusammenhalten“, erklärte der Oberbürgermeister vor den versammelten Demonstrationsteilnehmern. Es müsse ein langfristiges Konzept her, um das Unternehmen gemeinsam mit der Stadt weiterentwickeln zu können. Mit den Oberbürgermeistern der Städte, die ebenfalls von Filialschließungen betroffen sind, habe er sich bereits ausgetauscht. „Der Betriebsrat hat mich an seiner Seite, es ist wichtig, dass wir uns in Geschlossenheit zeigen“, sagte Richrath dem »Leverkusener Anzeiger«.
Die Aktion den Beschäftigten zeigte ihre Wirkung – viele Passanten blieben stehen und sprachen ihre Unterstützung aus. Neben Jana Zorn appellierte auch die jahrelange Mitarbeiterin und ehemalige Leverkusener Kaufhof-Betriebsratsvorsitzende Schmolze an das Personal: „Der Kampf für das Haus lohnt sich auf jeden Fall und wir wer-den mit dem heutigen Tag nicht aufhören“, rief Schmolze. Für sie und für viele andere Beschäftigte sei der Kaufhof in Wiesdorf nicht nur eine Filiale, sondern auch eine Familie. „Wir wünschen uns auch für die junge Generation, dass es eine sichere Zukunft gibt, auf der die Menschen aufbauen können“, sagte Schmolze.