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Veedels-CheckÜberrschend hohe Restaurantdichte in Lövenich

Lesezeit 5 Minuten
Ein gepflasterter Platz mit einigen eingefassten Bäumen und daneben geparkte Autos.

Auf dem Parkplatz kickten die Bayern.

Köln-Lövenich – Früher war alles einfacher. Da gab es lediglich ein Lövenich und gut war. Im Hier und Jetzt ist die Angelegenheit komplizierter. Denn es gibt im Moment zwei Lövenichs. Und wenn die Wohnungsbaupläne im Westen des Stadtteils verwirklicht werden, sind es wohl bald drei. Das „zweite“ Lövenich wurde im Norden des Stadtteils an der Grenze zu Widdersdorf errichtet.

Haus Közal wurde die neue Wohnsiedlung genannt. Dort hat man in den vergangenen Jahren „300 Wohneinheiten in höherem Standard“ gebaut, wie es in der Amtssprache des Bebauungsplans heißt. Die neuen Lövenicher wohnen hinter einer zwei Meter hohen Lärmschutzmauer entlang der Widdersdorfer Landstraße mit nur einem Durchlass. Das ist der Integration nicht unbedingt förderlich. Dabei hätte man es in Lövenich leicht, Bekanntschaften zu knüpfen. „Hier im Kölner Westen geht man gern aus“, sagt Christian Baggeler, der davon lebt. Er betreibt das Restaurant „Im Höfchen“ auf dem Gut Keuchhof.

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Gehobenen Standard gibt es in der Siedlung Haus Közal.

„Lövenich hat sehr viele Restaurants. Deshalb kommen auch viele Leute aus dem Kölner Westen, aber auch aus Pulheim und Brauweiler zu uns, weil man hier gut essen und trinken kann“, weiß Martina Kanis, Vorsitzende des Bürgervereins „Lövenich im Brennpunkt“ (LIB). Das wusste auch die Prominenz im Kölner Westen zu schätzen. So legendär wie die beiden handelnden Personen sind die Abende, die Udo Lattek und Erich Ribbeck an den Veedelstresen ihres Vertrauens verbrachten und über das Fußballfach simpelten. Das war großes Kickerkino im kleinen Lövenich. Aber es ging noch größer. Im Innenhof von Gut Keuchhof, wo man residierte, hat sich einst die Millionentruppe von Bayern München auf das Spiel gegen den FC in Müngersdorf vorbereitet. „Die haben hier auf Pflastersteinen gekickt“, erinnert sich Baggeler: „Auf Schraubstollen. Das war echt gefährlich.“ Die Herren verzichteten auf das Anschwitzen auf dem nahe gelegenen Sportplatz. Man wollte nicht gesehen werden.

Viele Bundesligamannschaften haben vor den Spielen in Köln im Hotel Gut Keuchhof übernachtet. Baggelers Vater Hans-Hubert, der das Gut gekauft und saniert hatte, verfügte über exzellente Beziehungen zum DFB. Auch der Werksclub aus Leverkusen war regelmäßig zu Gast in dem Hotel. Eine Zeit lang war eine Bayer-Mannschaftsbesprechung ohne den unvergleichlich staubtrockenen „Hustekuchen“ einer Lövenicher Hobby-Bäckerin undenkbar. Fand die Besprechung in Leverkusen statt, wurde der einzigartige Kuchen dorthin geliefert. Dass es sich dabei um die Backmischung eines Bielefelder Großproduzenten mit Doktor-Titel gehandelt hat, ist natürlich nur ein böses Gerücht. Stimmt aber. Zwei Tage waren im Festkalender jener Jahre in Lövenich markiert. Dann spielte Schalke gegen den FC. Mit Rudi Assauer als Manager. Und Stumpen-Rudi ließ es mit einigen Lövenichern regelmäßig so richtig krachen. Tempi passati.

Sport spielt im Veedel weiterhin eine große Rolle. Dafür haben die Lövenicher ein beeindruckendes Bürgerprojekt ins Leben gerufen: Den „VFB Lövenich. Unser Veedel. Unser Sportplatz.“ Der „Verein zur Förderung des Breitensports“ unterhält den ehemaligen Fußballplatz ehrenamtlich und öffnet werktäglich von 14 Uhr bis 20 Uhr sowie an den Wochenenden und in den Schulferien um 10 Uhr die „Stadiontore“. Neben der Nutzung der diversen Turn- und Sportgeräte sowie Multifunktionspfosten auf der Außenanlage kann man auch Bälle für die meisten Ballsportarten und Schläger für Tischtennis, Badminton, Tennis, Boule-Kugeln und mehr für die Zeit auf dem Sportplatz kostenfrei ausleihen. Sport treiben können dort auch Erwachsene, aber angesprochen sind in erster Linie Kinder.

Und von denen gibt es eine Menge in Lövenich. „1800“, sagt Martina Kanis und beklagt, dass es zu wenig Kita- und Grundschulplätze gebe. Und mit den klassischen Verkehrsproblemen vor Grundschulen hat auch Lövenich zu tun. „Wenn wir Rampen ins Treppenhaus bauen würden, würden die Eltern ihre Kinder bis ins Klassenzimmer fahren“, wundert sich die Vorsitzende des Bürgervereins. Ansonsten kann man sagen: Läuft für die Pänz in Lövenich. Drei Spielplätze wurden und werden in diesem Jahr saniert. Der Spielplatz an der Kirche St. Severin wurde als „Småland“ wiedereröffnet und hat sich als Hotspot erwiesen.

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Die Wohnwagen vor St. Severin sind ein Ärgernis.

Traditionsvereine wie etwa die Schützenbruderschaft St. Hubertus Lövenich, die KG Lövenicher Neustädter und insbesondere die Löschgruppe der freiwilligen Feuerwehr, aber auch Sportvereine wie der TTC Lövenich- und Fördervereine veranstalten eine Reihe von Festen, die den Slogan der Veedelsgemeinschaft „LÖWE – Gemeinsam für ein starkes Veedel“ in die Tat umsetzen. Nahezu alle Vereine und Institutionen sowie einige Einzelunternehmen sind der VG angeschlossen.

Martina Kanis bedauert, dass der kleinteilige Einzelhandel im Veedel durch das Einkaufszentrum in Weiden nahezu völlig verdrängt wurde. In den ehemaligen Ladenlokalen würden sich zunehmend Versicherungs- und Immobilienmakler sowie Bäckereiketten ansiedeln. Inhabergeführte Geschäfte seien rar, würden inzwischen aber ausgezeichnet angenommen. Dazu ein Appell der Bürgervereinsvorsitzenden: „Ich wünsche mir, dass noch viel mehr Menschen die vorhandenen Angebote direkt bei uns vor Ort in Lövenich nutzen, das heißt ihre Einkäufe hier tätigen, Aufträge an Fach-Handwerker erteilen sowie Dienstleister beauftragen und somit für deren Fortbestand und die Ansiedlung weiterer inhabergeführter Geschäfte sorgen.“

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Im Hotel Gut Keuchhof nächtigen Profis aus der Bundesliga.

Ansonsten kämpft Lövenich mit Problemen, die andere Veedel auch plagen. Da ist allen voran die Verkehrsbelastung zu nennen. „Es gibt ständig Rückstaus in der Rush-Hour auf der Kölner Straße, der Brauweiler Straße und der Widdersdorfer Landstraße durch die Verdoppelung der Einwohnerzahl in Widdersdorf und den Pendlerverkehr aus der Region“, berichtet Martina Kanis.

Ein Segen ist die Nordumgehung. Nach jahrzehntelangem Kampf der Bürger wurde sie endlich gebaut. Es fahren Busse, und Lövenich hat sogar einen S-Bahn-Anschluss. Die Bahn erreicht den Hauptbahnhof in Köln innerhalb von zwölf Minuten. „Eine Verlängerung der Stadtbahnlinie 1 von Weiden West über Lövenich durch Widdersdorf bis zum Haus Vorst würde das Ganze toppen“, regt Martina Kanis an.

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