Bundeskanzler Olaf Scholz ist ein Raumfahrtfan. Seit er in seiner Jugend die Apollo 11-Mission verfolgt hat, hat ihn die Raumfahrt nicht mehr losgelassen.
Raumfahrtfan seit KindertagenBundeskanzler Scholz besucht Astronauten im ESA-Zentrum
Ja, ein Tauchgang mit den Astronauten, das hätte ihm schon gefallen, dem Bundeskanzler. So berichtet es zumindest Alexander Gerst. Der führte Olaf Scholz am Freitag bei dessen Besuch zusammen mit Matthias Maurer durch das Europäische Astronautenzentrum. Was die drei miteinander besprachen, war meist nicht zu hören.
Zu sehen war jedoch ein gut gelaunter Bundeskanzler, der sichtlich Gefallen an Weltraumhandschuhen, Mondgestein und Orion-Modul hatte. In seinem Schluss-Statement erklärte er dann auch, in seiner Jugend den Flug der Apollo 11 verfolgt zu haben. „Seitdem hat mich das Thema Raumfahrt nicht mehr losgelassen.“ Deshalb sei es für ihn wirklich etwas Besonderes, „in einer Raumstation zu sein und neben zwei echten Astronauten zu stehen.“
Im Weltall herrscht Wild-West-Mentalität
Im Astronauten-Trainingszentrum der ESA zeigen Gerst und Maurer dem Bundeskanzler einige Ausbildungsstationen dort: das Tauchbecken zum Beispiel, in dem die Astronauten unter Wasser die Bewegung in der Schwerelosigkeit üben, und nachgebaute Teile der ISS, in denen sie die Abläufe auf der Internationalen Raumstation trainieren können. Davor hatte sich der Bundeskanzler schon den Kontrollraum des Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) angesehen, von dem aus die Experimente auf der ISS gesteuert werden.
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„Der Bundeskanzler war sehr informiert und hat tolle Fragen gestellt“, erzählt Gerst später. Und Maurer zieht das Fazit: „Der Kanzler ist ein Fan der Raumfahrt. Es ist wichtig, in ihm einen Unterstützer zu haben.“ Denn auf die Raumfahrt warten große Herausforderungen, oder, wie Maurer es formuliert: „Im Weltall herrscht Wild-West-Mentalität. Da muss ein Gesetzeswerk her.“ Er spricht von Weltraumschrott, der uns bald den Weg ins All versperrt, und kommerzielle Raumfahrt, die rücksichtslos die schon Anwesenden verdrängen. Maurers großer Traum ist es, nach seinem Einsatz auf der ISS auch noch auf den Mond fliegen zu dürfen.
Deutscher bei nächster Mondlandung dabei?
Die Nasa zumindest strebt nach langer Abstinenz mit ihren Artemis-Missionen jetzt wieder zum Mond. Die Europäer hoffen, dort einmal mitfliegen zu dürfen. Für zwei der Artemis-Missionen, so ESA-Generaldirektor Joseph Aschbacher, habe die ESA schon eine Zusage – allerdings umrunden diese nur den Mond und landen nicht. „Zurzeit verhandeln wir darüber, dass wir auch mit landen wollen.“ Denn das ist bislang der einzige Weg für die europäischen Astronauten ins All – mit den USA, Russland oder China. „Per Anhalter durch die Galaxis“, nennt es Maurer und beklagt: „Wir haben ja noch nicht mal ein eigenes Raumfahrtprogramm!“
Die ESA und ihr Generaldirektor möchten eines Tages selbst ihre Astronauten ins All und auf den Mond bringen können, mit einem europäischen Gefährt und von einem europäischen Startplatz aus. „Die Amerikaner, China und Russland können es, Indien wird es in einigen Jahren können – warum sollen wir es nicht auch können?“ Im Moment sei Europa sehr gut, aber man dürfe den Anschluss nicht verlieren. Auch darüber habe er mit dem Bundeskanzler beim kurzen Gespräch hinter verschlossenen Türen geredet. Deutschland ist der größte Geldgeber der ESA, und Geld wird es auch für die bemannte Raumfahrt aus Europa brauchen. „Der Kanzler hat gesagt, Deutschland werde weiterhin sehr aktiv bei der ESA sein.“ Olaf Scholz sagt zum Schluss seines Besuches: „Es ist wichtig, in der Spitze dabei zu sein.“
Auf dem Weg zu Mond und Mars
Das Artemis-Programm der Nasa sieht vor, nach mehr als 50 Jahren wieder Menschen auf dem Mond zu landen, dort mit internationalen Partnern eine dauerhafte Basis zu errichten und eine Raumstation in der Mondumlaufbahn zu bauen, von der Menschen auch zum Mars aufbrechen sollen.
Bei einer ersten Mission wurden Ende 2022 alle neu entwickelten Systeme im Zusammenspiel getestet: das Orion-Raumschiff, das Europäische Servicemodul (ESM), die Schwerlastrakete SLS und die Bodensysteme. Zudem wurde unter Leitung des DLR mit dem Experiment MARE der Schutz vor der kosmischen Strahlung erforscht. Projektpartner dabei die israelische Raumfahrtagentur ISA, der israelische Industriepartner StemRad, Lockheed Martin und die Nasa.