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Landwirt hält Galloway-RinderSchottischer Nachwuchs auf der Schlebuscher Bullenwiese

Lesezeit 4 Minuten

Marcus Dernerth betreut die urig aussehenden Galloway-Rinder auf der Schlebuscher Bullenwiese.

Leverkusen – Mitten auf der Bullenwiese in Schlebusch liegt, gut versteckt, ein kleines Kälbchen im Schutz der Sträucher und gibt keinen Laut von sich. Sein Instinkt sagt ihm, dass es ruhig sein muss, wenn seine Mutter ein Stück weiter entfernt frisst und trinkt. Ist die Mutter wieder bei ihrem Kind, steht das Kälbchen, das gerade einmal ein paar Stunden alt ist, auf wackeligen Beinen und stakst um die Mutterkuh herum. Mit seinen langen Beinen erinnert es an das Reh Bambi, bloß ist das Kalb größer und das Fell schwarz und struppig.

Passionierter Hobby-Landwirt

Marcus Dernerth freut sich über den Nachwuchs bei den Galloway-Rindern auf der Bullenwiese – er ist passionierter Hobby-Landwirt und kümmert sich um die Tiere auf der Bullenwiese sowie in Wipperfürth, Kürten und Köln, und die Wasserbüffel im Naturschutzgebiet Hornpottweg. Das Kälbchen, das von Dernerth auf den Namen „Sadie-Marie“ getauft wurde, ist Nachwuchs Nummer drei auf der Weidefläche in Schlebusch. Zwei weitere Kälber wurden bereits vor ein paar Wochen während der Kälteperiode geboren. „Das war bei der Kälte ein wenig heikel“, erklärt Dernerth, der sich während der Minustemperaturen intensiver um die Herde und ihren Nachwuchs kümmerte.

Das frischgeborene Kälbchen bekommt seine Ohrmarken.

„Es ist mir sehr wichtig, dass es den Tieren gut geht“, sagt der Hobby-Landwirt, der täglich aus Kürten nach Schlebusch fährt, um nach den Rindern zu schauen. Die Bullenwiese, die direkt am vierspurigen Willy-Brandt-Ring liegt, fügt sich wie eine kleine Oase in die Stadtlandschaft ein. Das besondere an ihr ist die Wanderdüne, die sich inmitten der Wiese erhebt. „Man merkt, wie sich im Laufe der Jahre die Struktur der Landschaft verändert“, stellt Dernerth fest. Für seine Kühe sei es der ideale Ort, um dort auch während des Winters zu verweilen.

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Die Galloway-Rinder, eine Art, die ursprünglich aus Schottland kommt, sind sehr robust und können das gesamte Jahr über draußen stehen. Im Winter haben sie ein dichtes, lockiges Fell, was die hornlosen Kühe wie überdimensionale, 600 Kilogramm schwere Teddybären aussehen lässt. Durch den Fellwechsel und ihre Robustheit wird die Art viel auf Naturschutzflächen eingesetzt, die sie ganzjährig beweiden und wo sie auch im Winter mit der kargeren Vegetation zurechtkommen. Bei harten Wintertemperaturen füttert Dernerth trotzdem ein wenig zu.

Abfälle gefährlich

Problematisch sei es, wenn Spaziergänger Lebensmittel oder Gartenabfälle über den Zaun werfen – das kann für die Tiere mitunter lebensgefährlich werden. Erst vor Kurzem musste wegen der Wasserbüffel Fritz und Pudding im Naturschutzgebiet Hornpottweg der Tierarzt kommen, da sich einer der beiden Büffel vergiftet hatte. „Das sind Wildtiere, da sollte man möglichst wenig zufüttern“, erklärt Dernerth.

Auf der Wanderdüne staubt es auch mal.

Seit knapp einem Jahr stehen Fritz und Pudding im Hornpottweg und werden von dem Hobby-Landwirt betreut. Sie sollen dafür sorgen, dass die Sumpffläche in dem Gebiet erhalten bleibt und nicht verwaldet – ein Projekt der Unteren Naturschutzbehörde und der Nabu-Naturstation Leverkusen-Köln. Dernerths erste Bilanz ist positiv: „Bisher ist das Projekt ein großer Erfolg, es gibt dort fast keine Stockausschläge mehr“. Die Büffel kauen die Büsche und Sträucher ab, so dass das natürliche Ökosystem der Sumpflandschaft, das im Rheinland äußerst selten ist, bestehen bleibt. Diese Art ökologischer Kreislauf sorgt dafür, dass das Wachstum der Sträucher zwar eingedämmt wird, die Pflanzen jedoch nie komplett aussterben.

Während die Wasserbüffel und zwei Galloway-Bullen im Hornpottweg eine reine Männer-Clique bilden, besteht die Herde auf der Bullenwiese ausschließlich aus weiblichen Kühen, ausgenommen der männlichen Kälber, und ist klar strukturiert: Es gibt eine Hierarchie, die von der Leitkuh angeführt wird. Wie in einem Matriarchat kümmern sich auch die anderen Familienmitglieder, etwa die Tanten, um die Kälber. Hin und wieder werden unter den Kühen jedoch auch kleine Machtkämpfe ausgetragen, bei denen die Tiere ähnlich wie man es aus Stierkampfszenen kennt, im sandigen Boden mit den Füßen scharren und den Kopf dabei geduckt halten.

Zwei bis drei Mal im Jahr lässt Dernerth ein paar seiner Rinder schlachten. „Ich biete Mischpakete an, in denen eben nicht nur Steaks drin sind. Ich kann nicht immer nur schlachten, wenn die Nachfrage nach Steaks da ist. Das ganze Tier soll verwertet werden“, erklärt Dernerth. „Man muss nachhaltig denken und das bedeutet, dass wir unseren Fleischkonsum und unseren Konsum allgemein überdenken müssen.“ Viele Menschen seien es nicht mehr gewöhnt, alles vom Tier zu verarbeiten. Da die Galloway-Rindern anders als herkömmliche Schlachtrinder nicht gemästet werden können, werden die Tiere unter einem Alter von zwei Jahren nicht geschlachtet.

Weitere Informationen sind im Internet zu finden.

www.galloway-bullenwiese.de