Leverkusener Tierheim warnt vor Corona-FolgenErst Hunde-Boom, dann Abgabe-Schwemme?
- Weil viele Menschen im Homeoffice mehr Zeit hatten, legten sich viele während der Corona-Krise einen Hund zu.
- Der Tierheimleiter Gerd Kortschlag befürchtet eine regelrechte Schwemme an Tier-Abgaben, wenn die Menschen in den Büroalltag zurückkehren.
- Zudem warnt er vor schwarzen Schafen unter den Tierzüchtern, die die Nachfrage schamlos ausnutzten.
Leverkusen – „Ich befürchte, wir werden hier im Tierheim noch eine Schwemme an Abgaben erleben“, sagt Gerd Kortschlag, Vorsitzender des Tierschutzvereins Leverkusen. Kurz hält er inne, dann fügt er hinzu: „Zumindest hoffe ich, dass die Tiere bei uns im Tierheim abgegeben werden. Das wäre für uns zwar ein logistisches Problem, aber besser, als wenn die Tiere einfach ausgesetzt würden.“
Die Corona-Krise führte zum Hunde-Boom
Seit Beginn der Corona-Krise erlebt er, wie viele andere Tierheime und Züchter, einen regelrechten Hunde-Boom. Seit die Menschen im Homeoffice arbeiteten und vermehrt Zeit für ein Tier hätten, sei die Nachfrage nach oben gegangen, berichtet der Tierheimleiter. Tatsächlich wurden in Opladen aber nicht mehr Tiere vermittelt als vor Corona, sondern weniger. 400 Tiere haben in den Vorjahren durchschnittlich einen neuen Besitzer oder eine Besitzerin gefunden, seit März waren es in diesem Jahr nur 130, 15 davon Hunde.
Die Diskrepanz zwischen der hohen Nachfrage und der tatsächlich über das Tierheim vermittelten Tiere habe mehrere Gründe, erklärt Kortschlag. Den größten Faktor spiele die Tatsache, dass die meisten Menschen gezielt nach Welpen suchten. „Damit können wir in einem Tierheim natürlich nicht immer dienen.“ Hinzu komme, dass das Tierheim im Zuge des Lockdown komplett geschlossen hatte. In dieser Zeit wurden auch keine Tiere vermittelt.
Große Sorge vor dem Ende der Homeoffice-Zeit
Der dritte Grund ist zugleich Kortschlags größte Sorge. Als Tierschutzverein liege es ihm natürlich am Herzen, die Tiere in ein gutes und dauerhaftes Zuhause zu vermitteln. Viele Anfragen wurden aus diesem Grund abgelehnt. „Ich befürchte einfach, dass die Tiere wieder hier landen, sobald die Menschen aus dem Homeoffice an ihren Arbeitsplatz zurückkehren und plötzlich merken, dass sie eigentlich gar keine Zeit für einen Hund haben“, sagt er. Noch schlimmer sei es, wenn die Tiere dann den ganzen Tag alleine vor sich hinvegetieren müssten, weil die Menschen plötzlich den ganzen Tag im Büro verbringen. Auch Züchter erleben derzeit einen regelrechten Boom. „Ich habe von einigen gehört, die Wartelisten über Tiere führen, die nicht einmal gezeugt sind“, berichtet Kortschlag. Im schlimmsten Fall könne das zu der Degradierung von Hündinnen zu reinen Zuchtmaschinen führen.
Etwas mehr als 30 Hunde warten derzeit im Tierheim Leverkusen auf ihr neues Zuhause. Zwei davon sind Welpen, sie bleiben meist nicht lange. Die anderen, die älteren, dagegen haben es schwerer. Daran habe auch der Boom in der Corona-Krise nichts geändert, weiß Kortschlag: „Die Hunde, die schon längere Zeit hier sitzen, sitzen immer noch hier.“
Keny etwa ist seit fünf Jahren im Tierheim. „Ein so lieber Hund, auch mit Artgenossen kommt er super zurecht. Nur Katzen und Kinder mag er überhaupt nicht“, sagt Kortschlag. Die Hündin Hope wurde erst vor Kurzem abgegeben. Ihre vorherige Familie habe Nachwuchs bekommen. Nun wartet sie mit dem Husky Rocky in einem Gehege auf ihre neue Familie. Und hofft, dass sie bald kommt. Auch wenn sie kein Welpe mehr ist.
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Doch einen positiven Nebeneffekt habe Corona auch für das Tierheim gehabt: „Es haben sich mehr Leute gemeldet, um mit den Hunden Gassi zu gehen“, freut sich Kortschlag. Um mit den Tieren spazieren zu gehen, müssen die Freiwilligen Mitglied beim Tierschutzverein werden und eine einmalige Schulung absolvieren. „Ich hoffe, diese verstärkte Nachfrage bleibt auch nach Corona noch erhalten.“