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SeniorensportTroisdorferinnen halten sich fit auch im Alter

Lesezeit 3 Minuten
Seniorinnen beim Sport in einer Turnhalle.

'Man muss was tun' ist das Credo der Frauen, 'und dranbleiben'

Seit Jahrzehnten turnen die Aktiven beim FC Spich gemeinsam; Kursleiterin Susi Jacob ist selbst bereits 85 Jahre alt.

In der Schule habe sie immer „eine Gnaden-Vier“ im Sport bekommen, erzählt Gisela Kurczyk. Heute würde sie allein für ihre Ausdauer eine Bestnote bekommen: Seit 43 Jahren gehört sie der Frauenturngruppe des 1. FC Spich an. Und auch ihre Haarfarbe verrät, dass der Schulsport schon eine Weile zurückliegt.

Wir versuchen, alle Gelenke geschmeidig zu halten
Susi Jacob, Gruppenleiterin

„Es liegt daran, dass man immer weitermacht“, kennt Susi Jacob das Geheimnis für Fitness im Alter. „Und dass man vor allem dranbleibt.“ Dabei ist sie selbst ein Paradebeispiel: Seit 50 Jahren leitet die agile Brillenträgerin Sportgruppen – „ich habe nie aufgehört“ – und mit 85 Jahren straft ihre Beweglichkeit die Eintragungen im Personalausweis Lügen. 

Einmal wöchentlich kommt die Turngruppe in der Dreifach-Sporthalle an der Asselbach-Schule zusammen. „Wir machen Spiele und Gymnastik“, erklärt Übungsleiterin Jacob; und „wir versuchen, alle Gelenke geschmeidig zu halten.“ Schwungvolle Musik begleitet schon das Aufwärmen: „Ich bin verliebt in die Liebe“, tönt es aus dem Lautsprecher, während im Rhythmus die Arme nach oben gestreckt oder die Knie angehoben werden. 

Seit 50 Jahren leitet Susi Jacob (im orange T-Shirt) eine Sportgruppe im 1. FC Spich. Inzwischen ist sie 85 Jahre alt - und einige aus der Gruppe kaum jünger. "Man muss was tun" ist das Credo der Frauen, "und dranbleiben"

Seit 50 Jahren leitet Susi Jacob eine Sportgruppe im 1. FC Spich. Inzwischen ist sie 85 Jahre alt.

„Man hofft, dass man etwas fitter bleibt“, beschreibt Helga Pickartz ihre Ziele. Außerdem, so die 77-Jährige, „ist es eine sehr nette Gruppe“. Es gehe nicht nur um den Sport, sondern auch um die Geselligkeit, bestätigt die Gruppenleiterin Jacob: Es gibt Ausflüge oder gemeinsame Restaurantbesuche. Ein Fußweg von einer Stunde – einfache Strecke –schreckt die Damen dabei keineswegs.

Seit Jahrzehnten halten die meisten der Troisdorfer Gruppe die Treue

Martina Behrendes ist seit über 40 Jahren Mitglied der Gruppe; als sie Kind war, durfte sie keinen Sport treiben. „Weil ich angeblich einen Herzfehler hatte“, erzählt die 74-Jährige. Elfriede Hetfleisch hingegen war schon als Jugendliche sportlich aktiv, machte Geräteturnen, Hochsprung, 100-Meter-Lauf. „Ich komme gerne, wenn ich Zeit habe“, sagt sie, inzwischen ist sie genauso alt wie die Gruppenleiterin.

Jeden Dienstag ab 18 Uhr tanzen sie, arbeiten mit Gewichten, Bändern und Bällen. Und dabei ist auch die mentale Fitness gefragt, wenn es zum Beispiel gilt, gleich drei Bälle und alle Teilnehmerinnen des Spiels im Kreis im Auge zu behalten. „Jeder muss in sich reinschauen“, stellt Susi Jacob klar, dass hier niemand Leistung bringen muss; „und wenn sie nur spazieren gehen“. Was heute nicht geht, klappt vielleicht beim nächsten Mal. Pausieren ist keine Schande. 

Seit 50 Jahren leitet Susi Jacob (im orange T-Shirt) eine Sportgruppe im 1. FC Spich. Inzwischen ist sie 85 Jahre alt - und einige aus der Gruppe kaum jünger. "Man muss was tun" ist das Credo der Frauen, "und dranbleiben"

Auch mit Bällen trainieren die Aktiven der Seniorenturngruppe beim 1. FC Spich

Das Credo von Susi Jacob – „einmal in der Woche ist eigentlich zu wenig“ – beherzigen wohl alle Teilnehmerinnen, die an diesem Nachmittag den Weg in die Sporthalle gefunden haben. Täglich erfüllen sie Schrittzahlvorgaben auf dem Smartphone, einige treffen sich wöchentlich noch zum Walken. Renate Refardt nutzt den Termin am Dienstag als Ausgleich zu ihrem sonstigen Sport: Dreimal in der Woche schwimmt die 74-Jährige im Becken der SSF Bonn jeweils 1000 Meter.

Manchmal müsse man sich schon aufraffen, geben die Troisdorferinnen zu

Viele seien über die eigenen Kinder zum 1. FC Spich gekommen, erzählt Thea Schmettkordt; über 20 Jahre hat die heute 84-Jährige selbst eine Kindergruppe geleitet. Seit 50 Jahren gehört sie zur Gruppe, hat Mitglieder kommen und gehen sehen: Über 30 waren sie einmal, heute stehen noch 15 auf der Liste. Verstorben ist die eine oder andere; viele aber wechselten in andere Gruppen, so Schmettkordt, zum Beispiel in die Stuhlgymnastik der Arbeiterwohlfahrt. 

Manchmal müsse sie sich schon zum Sport aufraffen, gibt Martina Behrensen zu. Aber „wenn man es dann gemacht hat, sagt man: 'War doch gut'“.