Vor der Bundestagswahl wollen Troisdorfer Karnevalisten mit einer Fotoaktion in den sozialen Medien für gesellschaftlichen Zusammenhalt werben.
FotoaktionTroisdorfer Karnevalisten zeigen klare Kante gegen Hass und Hetze

Im Niederkasseler Fotostudio Schallenberg haben die Troisdorfer Karnevalisten die Aufnahmen für ihre Fotoaktion gegen Hass und Hetze aufgenommen.
Copyright: Peter Lorber
Rechtsextreme Tendenzen und die gesellschaftliche Spaltung gehen Torsten Sterzel schon länger gegen den Strich. „Als ich all diesen Mist gesehen und gehört habe, war klar: Die Karnevalisten müssen jetzt etwas machen, wir haben doch eine gewisse Reichweite.“ Der Präsident der KG Troisdorfer Altstädter ergriff die Initiative, denn: „Wer Karneval liebt, kann keinen Hass tolerieren.“
Vom Festausschuss Troisdorfer Karneval bekam er die Liste der angeschlossenen Vereine. „Ich wollte vorfühlen, ob da überhaupt fünf oder vielleicht zehn Vereine mitmachen.“ Er schrieb die Gesellschaften an und stieß auf „ein bombastisches Feedback“. 19 Vereine hatten sich gemeldet, die ihrerseits bei weiteren Vereinen und Personen Interesse weckten. Lediglich ein Verein habe mit „kein Interesse“ reagiert, so Sterzel. Von einem zweiten habe es geheißen, „laut ihrer Satzung müssten sie sich von jeglichen politischen Statements fernhalten“.
Unterstützung von Niederkasseler Fotografenmeister
Zeitgleich fand Sterzel mit Hans-Werner Schallenberg, der bei den Altstädtern regelmäßig die Bilder macht, einen Verbündeten für professionelle Fotos. Der Rheidter Fotografenmeister („Das war doch keine Frage“) stellte ehrenamtlich Knowhow, Arbeitskraft und Studio für die Aufnahmen zu Verfügung. Auf diesen sollten plakativ Anliegen und Kummer zum Ausdruck gebracht werden, verbunden jeweils mit einem Gesicht, das hinter der Botschaft steht.
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Die Fotos wurden mit weißen Plakaten gemacht, jede Karnevalsgesellschaft kann sie dann mit eigenen Botschaften beschriften.
Copyright: Peter Lorber
Um die vielen Schilder vorher nicht aufwendig mit den einzelnen Aussagen beschriften zu müssen, griffen die die findigen Macher in die Trickkiste. Der Plan: Die einzelnen Personen werden mit einem großen weißen Schild fotografiert, das hinterher am Computer vom Initiator mit den Aufschriften versehen wird. Lediglich ein Schild mit den Lettern „Es gibt ja auch kein braunes Konfetti“ wurde zu Versuchszwecken und für ein Gruppenbild als Erinnerungsfoto angefertigt. In der Woche vor der Bundestagswahl sollen die Fotos und eine größere Collage gezielt über soziale Medien und in Printmedien veröffentlicht werden, so Sterzels Absicht.
Am frühen Samstagvormittag trafen nach und nach die Vertreter von schließlich 29 Troisdorfer Vereinen und Initiativen ein, fesch hergerichtet für das Fotoshooting. Die Wartenden ließ das Thema bei Laugengebäck und Mutzen nicht los. „Wir sitzen doch alle in einem Boot“, sagte Brigitta Klaus von der Troisdofer Narrenzunft über die Notwendigkeit der Fotoaktion: „Wir stehen als Verein voll dahinter“, pflichtete ihr Harald Maas von der Burggarde Spich zu. „Man muss solche Zeichen setzen“, lobte Horst Meurer, Präsident des Regionalverband Rhein-Sieg-Eifel im Bund Deutscher Karneval (BDK) Sterzels Initiative. „Wir stehen für Menschlichkeit und Vielfalt“, betonte Ina Zapp von den Klaevroecksche, und der seit einem Unfall auf den Rollstuhl angewiesene Paul Ittenbach sagte: „So eine Aktion hilft mental.“
Festausschuss-Präsident Hans Josef Tannenbaum sah das Motto der vergangenen Session bestätigt: „Jecke international – fiere in Troisdorf Karneval“. Er freute sich 2024 „mit Pradeep I. im vergangenen Jahr erstmals einen dunkelhäutigen Troisdorfer Prinz präsentieren zu dürfen“. Der Oberlarer Koch ließ sich ebenfalls ablichten. „Wir leben zusammen, und da gilt ‚leben und leben lassen‘. Und wir haben doch nur eines.“ Prinz Pradeep praktiziert die Nächstenliebe: Mit seiner Frau Indika backt er alle zwei Wochen Brötchen, belegt sie, verstaut sie im Rucksack und verteilt sie in Köln an Obdachlose.