- Der Siegburger Bürgermeister bekam für seine Forderung nach einem Verbot von Großfeuerwerken heftigen Gegenwind.
- Parteikollegen und der Feuerwerkshersteller Weco werfen ihm Aktionismus und Effekthascherei vor.
- „Mit solchen Forderungen, die man in einem offenen Brief kommuniziert, zerstört man das gute Klima der interkommunalen Zusammenarbeit und zeigt sehr deutlich, dass man sich nicht in der Sache mit dem Klimawandel beschäftigt hat“, so CDUler Katzidis.
Siegburg – Für seine Forderung nach einem Verbot von Großfeuerwerken wird Bürgermeister Franz Huhn heftig kritisiert, auch parteiintern. Christos Katzidis, Landtagsabgeordneter und Vorsitzender der Bonner CDU, bezeichnete Huhns Vorstoß als „populistische Effekthascherei“, die das Klima nicht rette.
„Mit solchen Forderungen, die man in einem offenen Brief kommuniziert, zerstört man das gute Klima der interkommunalen Zusammenarbeit und zeigt sehr deutlich, dass man sich nicht in der Sache mit dem Klimawandel beschäftigt hat“, so Katzidis.
Huhn hatte zu Wochenbeginn gefordert, künftig auf den Einsatz von Pyrotechnik anlässlich der „Kölner Lichter“ sowie von „Rhein in Flammen“ und auf das Großfeuerwerk zum Abschluss von Pützchens Markt zu verzichten. Das Problem seien nicht die „kurzzeitigen Feuerwerke“, insbesondere dann nicht, wenn man dafür „nachhaltige Maßnahmen“ treffe, etwa Investitionen in die Pflanzung neuer Bäume, entgegnet der Bonner CDU-Chef. Er stelle sich die Frage, was Huhn nun als nächstes fordern wolle. „Generelle Verbote von Urlaubsreisen, Autofahrten, Flüge, Schifffahrten et cetera, sofern diese zum Vergnügen erfolgen?“
Bonner CDU-Chef fordert stattdessen „massive“ Investitionen in den ÖPNV
Statt einer „populistischen Klima-Debatte“ fordert er Anstrengungen für eine Verkehrswende. Diese sei jedoch nur machbar, wenn „endlich umfangreich und massiv“ in den öffentlichen Nahverkehr (ÖPNV) investiert werde. Vor allem im Rhein-Sieg-Kreis, von wo aus täglich 50 000 Menschen nach Bonn pendelten, müsse der ÖPNV attraktiver werden. „Hier sollte sich der Siegburger Bürgermeister mal ins Zeug legen“, fordert Katzidis.
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Unverständnis für Huhns Forderungen zeigt man auch beim Eitorfer Feuerwerkshersteller Weco. Dort wirft man dem Bürgermeister „eine aktionistische und unangebrachte Einmischung in die Belange der Firma Weco Feuerwerk“ vor. „Ich würde mich sehr für Ihre Motive interessieren, ein regionales Unternehmen mit mehreren Hundert Mitarbeitern, einen der größten Arbeitgeber und Steuerzahler in Eitorf und Umgebung, dermaßen anzugreifen und zu gefährden“, schreibt Geschäftsführer Thomas Schreiber in einem Brief an Huhn.
„Wir reden von einer Jahrhunderte alten Tradition“
Wenn dieser behaupte, Feuerwerke seien „ein Vergiften der Umwelt“ und nicht mehr zeitgemäß, dann tue Huhn diese offenbar unter Berufung auf Zahlen des Umweltbundesamtes und der Deutschen Umwelthilfe. Weder das Umweltbundesamt noch die Deutsche Umwelthilfe hätten jedoch die tatsächliche Feinstaubbelastung durch Feuerwerke gemessen. „Das Siegburger Stadtfest zum Beispiel verursacht eine deutlich höhere Belastung für die Umwelt, als dies das Feuerwerk macht“, behauptet Schreiber im Brief an Huhn. „Aber fordern wir Sie deshalb auf, das Fest nicht mehr zu veranstalten? Natürlich nicht!“
Erstaunt zeigt sich der Weco-Geschäftsführer auch von Huhns Aussage, Feuerwerk sei nicht mehr zeitgemäß. „Wie kommen Sie darauf?“, fragt Schreiber. „Wir reden von einer Jahrhunderte alten Tradition; von einem Brauchtum, das bei der Bevölkerung tief verankert ist.“