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Jörg Trauboth aus SiegburgFrüher Geiselnahmen, heute Bücher

Lesezeit 4 Minuten

Inzwischen sind Bücher die Welt von Jörg Trauboth. Früher waren seine Jobs gefährlicher.

  1. Als sogenannter Krisenexperte spezialisierte Trauboth sich früh auf Entführungen.
  2. Heute schreibt der 77-jährige Siegburger Bücher - und greift dabei auch auf eigene Erlebnisse zurück.
  3. Eine innere Unruhe treibt ihn bis heute an.

Siegburg – Jörg Trauboth aus Siegburg schreibt Polit-Thriller. Seine Geschichten handeln von spektakulären Entführungsfällen, meist im Umfeld internationaler Konflikte. Geschichten über Krisen, die jedoch nicht nur Trauboths Fantasie entstammen. Im Gegenteil. Noch vor einigen Jahren rettete der 77-jährige selbst Leben – und Entführungen bestimmten seinen Berufsalltag.

Als sogenannter Krisenexperte spezialisierte Trauboth sich früh auf Entführungen. Der Rentner aus Siegburg entwarf in seinem Berufsleben Strategien, um Geiseln sicher zu befreien. Er telefonierte mit Kidnappern, verhandelte und befreite Menschen überall auf der Welt. In der Regel kamen die Aufträge von Unternehmen oder Regierungen. Heute ordnet Trauboth mit seiner Erfahrung internationale Konflikte ein, immer wieder auch als Experte bei Phoenix oder dem WDR.

Das Erstlingswerk war ein Sachbuch, doch dann entdeckte der Autor seine Vorliebe für fiktive Erzählungen. Das Ergebnis ist eine Thriller-Trilogie, die sich auch aus persönlichen Erfahrungen speist.

Als 19-Jähriger ging Trauboth zur Bundeswehr. Seine Freundin war schwanger, er musste schnell Geld verdienen. „Schon als Junge fand ich das Fliegen faszinierend und wusste, das wird mein Ding, das muss ich machen.“ 29 Jahre flog er für die Bundeswehr, bildete junge Soldaten aus und jagte von Krise zu Krise. Zwölfmal zog Trauboth mit seiner Frau und seinen beiden Söhnen von Ort zu Ort.

Die Lust an der Auflösung

Er bereut das nicht, weiß aber auch, dass es für seine Familie nicht leicht gewesen sein muss. „Die Umzüge haben die Jungs schon belastet. Trotzdem sind beide heute sehr erfolgreich“, sagt Trauboth. Der eine arbeitet als Manager für ein Bankunternehmen, der andere ist Krisenmanager bei der Deutschen Bahn. Die Lust an der Lösung schwieriger Aufgaben hat sich allem Anschein nach auf den Nachwuchs vererbt.

Trauboth im Cockpit eines Bundeswehr-Jets.

Nach knapp 30 Jahren in der Bundeswehr hielt Trauboth die starren Hierarchien nicht mehr aus und gründete seine eigene Krisenmanagement-Firma. Die Trauboth Risk Management GmbH war auf Entführungen spezialisiert. Nun konnte er endlich sein eigener Chef sein und managte Fälle in Brasilien, den USA oder Russland. „Natürlich kann man nicht jeden retten“, sagt er und wirkt ruhig, auch wenn er von den dunklen Seiten seines Jobs erzählt.

Gefangen beim IS

Um diese Erfahrungen heute als Rentner zu verarbeiten, schreibt Trauboth. „Mein ganzer Kopf ist voll von diesen Ereignissen, das musste ich einfach mal aufschreiben.“ Er veröffentlichte beim Boorberg-Verlag zunächst ein Sachbuch zum Thema Krisen und Entführungen: „Krisenmanagement bei Unternehmensbedrohungen: Präventions- und Bewältigungsstrategien“. Später entdeckte Trauboth seine Liebe zur Fiktion. Wenn er von seinen Protagonisten erzählt, dann hört es sich an, als rede er von geliebten Freunden. Seine Trilogie dreht sich um drei Brüder, alle drei Elitesoldaten.

Im ersten Buch müssen sie deutsche Geiseln aus der Gefangenschaft der Terrormiliz Islamischer Staat (IS) befreien. Und auch in den nächsten Teilen bestimmen Entführungsfälle die Geschichte. Dabei baut Trauboth seine fiktive Welt um die internationalen Konflikte unserer Zeit, oft geht es dabei um die USA und deren Beziehung zum Nahen Osten.

Selbst erlebt und ausgeschmückt

„Einige der Szenen habe ich so oder so ähnlich tatsächlich erlebt und dann im Buch nur noch ein wenig ausgeschmückt“, erzählt der 77-Jährige. Zwei der drei Bücher sind schon seit einiger Zeit auf dem Markt, das Finale mit dem Titel „Omega“ wurde Anfang März veröffentlicht.

Eine innere Unruhe treibt den 77-Jährigen bis heute an. Nun aber macht er nur noch das, was er möchte, zum Beispiel mit seiner eigenen Propeller-Maschine um die Welt fliegen. Eigentlich immer dabei: seine Hündin Carla, die der Familie Trauboth auf den Straßen Mallorcas zugelaufen ist. Mit ihr im Beiwagen fährt er auch Motorrad oder wandert Stücke des Jakobsweges.

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Trauboth bleibt in Bewegung – auch, wenn in seinem Leben jetzt keine Krise mehr die nächste jagt. Eigentlich wollte er mit der Trilogie das Projekt „Bücher schreiben“ erst mal beenden. Doch schon jetzt merkt der Siegburger, dass er sich daran nicht halten mag. So viel gäbe es noch zu erzählen! Und eine Idee für ein weiteres Buch – die hat Jörg Trauboth auch bereits.