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Rhein-Sieg-KreisSo kämpfen Kinos gegen sinkende Umsätze an

Lesezeit 4 Minuten
Der Eingang des Siegburger Cineplex am Bahnhof

Kinos in Rhein-Sieg erhoffen sich bessere Umsatzzahlen für 2025.

Im Rhein-Sieg-Kreis setzen Betreiber auf Film-Events und alternatives Programm, um sich von Streamingdiensten wie Netflix abzuheben.

Ist das Kino tot? Diese Frage beschäftigt und nervt Kinobetreiberinnen und -betreiber seit Jahren. Streamingdienste gewinnen, Kinos verlieren an Umsatz. Wie trotzen Kinos im Rhein-Sieg-Kreis dieser Entwicklung?

Das Siegburger Cineplex verzeichnete 2024 schlechtere Verkaufszahlen als 2023, zudem laufe das Geschäft noch immer viel schlechter als vor Corona, sagt Geschäftsführerin Claudia Hebbel: „Das 2024-Manko war sicher auch Großereignissen wie Olympia und der Fußball-EM geschuldet, die die Aufmerksamkeit auf sich gezogen haben“. Außerdem haben sich Filmstarts durch den Autoren-Streik in den USA ungünstig verschoben.

Siegburg: Arthouse-Filme, Opern und Konzerte im Cineplex

Übertragungen von Sport-Events im Kino haben für das Cineplex nicht funktioniert, so Hebbel: „Public Viewing benötigt, um gut zu funktionieren, offenbar Sonne, draußen und ein entsprechendes gastronomisches Angebot“. Dennoch wolle man das klassische Angebot des Kinos erweitern, um neue Zielgruppen anzusprechen und das Kino als Freizeitaktivität interessant zu machen.

„Neu ist unsere CineArt-Reihe, in der wir wöchentlich einen Arthouse-Film zu drei Zeiten präsentieren, um auch Freunden dieses Genres etwas bieten zu können“, sagt Claudia Hebbel. Außerdem zeige man mit „Best of Cinema“ alte Blockbuster, mit „MET im Kino“ werden Übertragungen internationaler Opern, Ballette und Konzerte in das Programm integriert. Diese Übertragungen werden vom Publikum begeistert angenommen, so Hebbel - das gelte auch zunehmend für Anime-Filme.

Das 2024-Manko war sicher Großereignissen wie Olympia und der Fußball-EM geschuldet, die die Aufmerksamkeit auf sich gezogen haben.
Claudia Hebbel, Geschäftsführerin Cineplex Siegburg

Ein bereits laufendes Angebot, das sehr gut funktioniere, sei das Seniorenkino, so Cineplex-Leiter Guido Wehner: „Diese Nachmittagsvorstellungen am Mittwoch sind so gut wie immer ausverkauft“. Für ältere Kinofans gibt es Mittwochs zuerst Kaffee und Kuchen und im Anschluss eine Filmvorführung.

Die Tage zwischen den Jahren und danach seien die erfahrungsgemäß umsatzstärksten im Jahr, so Wehner: „Vor allem Kinderfilme laufen gerade sehr gut“. Im Februar 2025 feiere das Siegburger Kino sein 25-jähriges Jubiläum - zu diesem Anlass solle es besondere Überraschungen für Gäste des Cineplex geben.

Der Eingangsbereich eines Kinos: Einige Menschen stehen an der Kasse, noch mehr am Popcorn- und Getränkestand an.

Schlangen an der Kasse und am Popcornstand trotz sinkender Umsatzzahlen: Der Winter ist Hochsaison im Siegburger Cineplex

Die Startliste der Kinofilme für 2025 sei ihr bereits bekannt, sagt Geschäftsführerin Claudia Hebbel: „Natürlich setzen wir in einige Filme große Hoffnung, aber manchmal bleiben die Zahlen auch in diesen Fällen hinter den Erwartungen zurück. Auch umgekehrt sind jedoch manchmal Überraschungen möglich.“ Hoffnungsträger für 2025 seien mehrere Fortsetzungen bekannter Filme, darunter „Avatar: Fire and Ash“, der im Dezember starten soll.

Kur-Theater in Hennef: Schwer zu sagen, was das Publikum will

Auch das Programmkino „Kur-Theater“ in Hennef setzt auf Sonderveranstaltungen, um Besucherinnen und Besucher anzulocken. „Wenn wir einen spannenden Film zeigen und dazu noch Filmschaffende einladen, die besondere Einblicke ermöglichen, dann ist der Saal zumindest halb voll“, sagt Daniel Huys, der das Programm des Kur-Theaters plant. „So kann das Kino noch einen Mehrwert im Vergleich zu Streaming-Diensten schaffen“.

Das Kur-Theater arbeitete bereits mit der Volkshochschule zusammen, um Filme durch Fachbeiträge zu ergänzen, oder plante Kabarett- oder Konzertveranstaltungen zusätzlich zum normalen Filmgeschäft. Für das ehrenamtlich organisierte Programmkino seien solche Veranstaltungen aber aus Kapazitätsgründen schwer umsetzbar: „Das ist maximal einmal pro Woche möglich“, so Huys.

Früher hatte das Kino für jüngere Leute einen erheblich höheren Stellenwert.
Daniel Huys

Etwas weniger als 14 000 Kinobesucherinnen und Besucher kamen 2024 ins Hennefer Kur-Theater. Dazu kamen fast 4500 Menschen zu den Live-Veranstaltungen des Programmkinos. Obwohl das Kino wegen Umbauarbeiten für drei Monate schließen musste, sei der Umsatz im Vergleich zum Vorjahr nicht signifikant gesunken, so Daniel Huys. Allgemein seien die Kinobesuche aber seit der Corona-Pandemie stark zurückgegangen und haben sich nicht wieder erholt: „Es gab Jahre, da hatten wir über 20.000 Besucher“.

Vor allem aber komme es seltener vor, dass bestimmte Filme „so richtig durch die Decke gehen“, so Huys: „Es ist für uns viel schwerer vorhersehbar als früher, welche Filme gut ankommen. Oft waren es Filme jenseits des Mainstreams, die bei uns super gut gelaufen sind, es war aber auch mal ‚Fack Ju Göhte‘. Dann gibt es unerwartete Flops, wie zum Beispiel den Joker-Film 2024.“

Die Fassade des Kur-Theaters Hennef

Das Hennefer Kur-Theater ist ein ehrenamtlich organisiertes Pogrammkino.

Das Kino müsse daher flexibler in seiner Programmgestaltung sein, was oft auch wegen strikter Bedingungen der Filmverleiher nicht leicht umsetzbar sei. „Das Publikum wünscht sich einen Flyer mit dem Kinoprogramm für die nächsten acht Wochen, aber wenn ein Film schlecht läuft, kann ich den nicht weiterspielen“, sagt Huys.

Hart seien für die Kinos auch die immer kürzer werdenden Abstände zwischen dem Kinostart und dem Streamingstart neuer Filme, so Daniel Huys: „Da fragt man sich schon, wer soll dann noch ins Kino gehen, wenn das Kino eher als PR für die Streamingdienste dient?“

Besucherinnen und Besucher des Hennefer Programmkinos seien primär im Alter von Mitte 30 bis Mitte 60, so Huys. „Früher hatte das Kino für jüngere Leute einen erheblich höheren Stellenwert. Wer vor 20 Jahren noch zu unserem Stammpublikum gehört hat, kommt jetzt vielleicht zu unserem Seniorenkino“.