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Brand in SiegburgBahn verspricht halbe Million Euro – Nahverkehr soll Freitag fahren

Lesezeit 5 Minuten
Polizei untersucht Feuer

Die Ermittlungen der Polizei laufen.

  1. Bei dem verheerendsten Brand der Nachkriegszeit in Siegburg wurden am Dienstag neun Häuser zerstört und mindestens 27 Menschen verletzt.
  2. Auch am Mittwoch ist der Bahnverkehr in der Region immer noch beeinträchtigt.

Siegburg – Nach dem verheerenden Brand an der ICE-Trasse in Siegburg, bei dem am Dienstag knapp 30 Menschen verletzt und neun Häuser zerstört worden sind, ist nun die Frage, wie es weitergeht. Wir halten Sie hier auf dem Laufenden.

Nahverkehr soll ab Freitag wieder fahren

In dem Streckenabschnitt zwischen Troisdorf und Siegburg werden die Reparaturarbeiten bis voraussichtlich Donnerstagnacht abgeschlossen. Wie die Deutsche Bahn mitteilt, sei daher der Nahverkehr ab Freitag vermutlich wieder im Einsatz.

Bei dem Brand war die Oberleitung auf einer Länge von rund 350 Metern beschädigt worden. Auch an Kabeln der Leit- und Sicherungstechnik gibt es erhebliche Schäden. Zahlreiche Bäume, die wegen des Feuers nicht mehr standfest sind, werden entfernt.

Der Fernverkehr läuft bereits seit Mittwoch wieder nach Fahrplan. Im Regionalverkehr gilt weiterhin Ersatzverkehr auf den Linien RE 9 und S 12/13/19. Die Bahn bittet alle Reisenden, sich kurz vor der Fahrt über ihre geplante Verbindung zu informieren.

Bild Siegburg Nahverkehr fährt wieder

Alle verfügbaren Bahnmitarbeiter sind pausenlos im Einsatz, um die Strecke wieder instand zu setzen.

Deutsche Bahn verspricht eine halbe Million Euro

Die Deutsche Bahn hat laut Innenminister Herbert Reul angekündigt, eine halbe Million Euro in einen Fonds als Unterstützung für die Opfer einzuzahlen. Das solle aber kein Schuldeingeständnis sein, betonte die Bahn. Wer die Bilder gesehen hat, erkennt sofort, dass schnelle Hilfe nottut. Da man vor Ort am besten weiß, wo jetzt Unterstützung am meisten hilft, beteiligen wir uns selbstverständlich als gute Nachbarn an dem Spendenaufruf“, so eine Bahnsprecherin.

Strecke Siegburg

Feuerwehrleute an der Strecke

Spendenkonto

Die Stadt Siegburg hat ein Spendenkonto eingerichtet. Wer spenden möchte, kann an folgendes Konto überweisen:Empfänger: Stadtkasse SiegburgVerwendungszweck: 10043343 Spende Großbrand SiegburgIBAN: DE03 3705 0299 0001 0059 58Bank: Kreissparkasse Siegburg

Aufräumarbeiten Siegburg

Die Aufräumarbeiten sind in vollem Gange.

Funkenflug als Ursache unwahrscheinlich

Ein Funkenflug als Ursache für den folgenschweren Böschungsbrand an einer Bahntrasse ist laut eines Experten sehr unwahrscheinlich. „Dass ein Funkenflug jemals zu einem Böschungsbrand geführt hat, ist mir nicht bekannt“, sagte Christian Schindler, Leiter des Instituts für Schienenfahrzeuge und Transportsysteme an der RWTH Aachen. Zu einem Funkenflug könne es laut Schindler etwa kommen, wenn ein Zug sehr scharf bremsen müsse – also in einer Notsituation – oder in einer äußerst engen Kurve. Eine Hochgeschwindigkeitsstrecke verlaufe aber in der Regel gradlinig, betonte der Fahrzeugtechniker am Mittwoch.

Die Bahntrasse am Unglücksort verläuft schnurgerade, zum Zeitpunkt der Katastrophe war dort auch kein Güterzug unterwegs. Das ist lediglich in den Nachtstunden auf den Regionalgleisen der Fall

Reul vor Ort

Innenminister Herbert Reul sprach mit betroffenen Anwohnern.

Merkel wünscht gute Genesung

Bundeskanzlerin Angela Merkel hat den Verletzten bei dem schweren Brand an der Siegburger ICE-Strecke schnelle Genesung gewünscht. Den Einsatzkräften danke die Kanzlerin für ihre Arbeit, sagte die stellvertretende Regierungssprecherin Ulrike Demmer am Mittwoch in Berlin.

NRW-Innenminister in Siegburg

NRW-Innenminister Herbert Reul ist am späten Vormittag im Siegburger Stadtteil Brückberg eingetroffen und zeigte sich ob des immensen Schadens, den der Brand am Dienstag verursacht hat, äußerst betroffen.

„So etwas habe ich noch nie gesehen“, sagte Reul vor Pressevertretern. „Hier sind ganze Lebensleistungen zerstört worden.“ Anschließend sprach er unter Ausschluss der Medienvertreter mit Anwohnern und ließ sich deren Sorgen schildern.

Reul in Siegburg

NRW-Innenminister Herbert Reul ist nach Siegburg gefahren, um sich ein Bild vor Ort zu machen.

Der Landrat des Rhein-Sieg-Kreises, Sebastian Schuster, konnte den Betroffenen vor Ort derweil zumindest etwas Trost spenden. Er habe am Morgen mit dem Vorsitzenden der Kreissparkasse Köln, Alexander Wüerst gesprochen, und dieser habe unbürokratische Hilfe versprochen. Wie diese im Detail aussehen wird, werde den Betroffenen noch mitgeteilt.

Auch die Hilfsbereitschaft der Bürger ist riesig. Schon am Dienstagabend hatte die Facebook-Gruppe „Brandopfer Siegburg und Umgebung“ fast 1000 Mitglieder, bis zum Mittwochmittag schnellte deren Zahl auf fast 3600. „Herzensmenschen“, freute sich Manu Gardeweg vom Flüchtlingsnetzwerk Lohmar, die mit ihren Helfern am Mittwoch Spenden für die Brandopfer sortierte.

Oberleitung beschädigt

In dem Streckenabschnitt zwischen Troisdorf und Siegburg laufen nach Angaben der Deutschen Bahn die Aufräum- und Reparaturarbeiten. Die Oberleitung ist auf einer Länge von rund 350 Metern beschädigt. Reparaturteams setzen sie derzeit instand. Auch an Kabeln der Leit- und Sicherungstechnik müssen Schäden beseitigt werden.

Aufräumarbeiten an Gleisen

Die Aufräumarbeiten an den Gleisen haben begonnen.

Siegburger fassungslos

Viele Anwohner und Menschen aus der Umgebung haben sich am Morgen nach dem Brand den Unglücksort angeschaut und können nicht glauben, was am Dienstag passiert ist. „Es sieht aus wie Krieg“, sagt einer.

Arno Knott Siegburg

Arno Knott vor seinem zerstörten Oldtimer

Polizei ermittelt, LKA unterstützt

Die Brandursache ist auch am Mittwochmorgen nach Polizeiangaben unklar. Die Ermittlungen der Polizei Siegburg laufen, Unterstützung wird es vom Landeskriminalamt geben, sagte ein Sprecher. Für mittags ist eine Pressekonferenz mit NRW-Innenminister Herbert Reul geplant.

Polizei untersucht Feuer

Die Ermittlungen der Polizei laufen.

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Große Hilfsbereitschaft der Siegburger

Das Angebot aus der Bevölkerung sei überwältigend, sagt die Stadt. Viele Bürger aus Siegburg und Umgebung hätten Zimmer oder auch Ferienwohnungen angeboten. 15 Personen mussten für die Nacht untergebracht werden: zwei schliefen bei Verwandten, 13 Brandopfern vermittelte die Stadt Unterkünfte. Auf Facebook hat sich eine private Hilfsinitiative gebildet, die zu Spenden aufruft.

Feuer danach rvg

Auch die Feuerwehr ist am Tag nach dem Feuer erneut im Einsatz.

So haben die Anwohner die Feuersbrunst erlebt

Die Anwohner in Brückenberg haben anfangs versucht, mit Schläuchen ihre Gärten und Häuser vor den Flammen zu schützen. So wie Jörg Grabowski: „Da waren 60 Sekunden Adrenalin pur und dann funktionierst du nur noch“, erinnerte er sich. So haben die Menschen den Großbrand erlebt.

Fernverkehr läuft wieder, Regionalverkehr gesperrt

Die ICE-Trasse für den Fernverkehr ist am Mittwochmorgen wieder freigegeben worden. Der Regionalverkehr bleibt weiterhin gesperrt. Im Nahverkehr enden und beginnen daher die Züge

  1. des RE 9 aus Richtung Niederschelden in Au
  2. aus Richtung Aachen Hbf in Köln/Deutz
  3. die Züge der S 12 aus Richtung Au(Sieg)
  4. aus Richtung Horrem in Troisdorf. Ein Ersatzverkehr mit Bussen und Taxen ist zwischen Hennef (Sieg) und Troisdorf eingerichtet.

Böschung an ICE-Trasse fängt Feuer

Am Dienstag sind bei dem wohl verheerendesten Brand der Nachkriegsgeschichte in Siegburg Dutzende Menschen verletzt und neun Häuser zerstört worden. Nach Angaben der Stadt Siegburg wurden 32 Personen verletzt, 23 von ihnen kamen ins Krankenhaus. Die Polizei spricht hingegen von 27 Verletzten, darunter ein Schwerverletzter. Nach Angaben eines Sprechers gibt es darüber hinaus zahlreiche Personen, die einen Schock erlitten oder Kreislaufprobleme hatten.

Luftaufnahme Brand Siegburg 2

Das Feuer in Siegburg griff rasend schnell von der Böschung auf die benachbarten Häuser über.

Zunächst war eine Böschung auf etwa 30 Metern Länge entlang der Bahnstrecke in Flammen geraten. Durch den Luftzug eines ICE und einen Windstoß griff das Feuer bei Temperaturen von über 38 Grad rasend schnell auf anliegende Häuser über. Mehr als 500 Feuerwehrleute waren im Einsatz. Der Großeinsatz führte auch in Köln zu erheblichen Verzögerungen und Zugausfällen. (red/dpa)