Die Mutter der sieben Jahre alten Elaine hatte bei einem Mitarbeiter-Spiel mitgemacht und den Zuschlag erhalten.
EuropameisterschaftElaine aus Siegburg läuft in München mit der Nationalelf ins Stadion
Als Angelina Vith und ihr Mann Basti ihre Tochter Elaine Ende Februar von der Schule abholten und aufs Sofa baten, ahnte die Siebenjährige nicht, was kommen würde. Dann eröffnete ihr die Mutter, dass sie beim Eröffnungsspiel für die Fußball-Europameisterschaft der deutschen Nationalmannschaft gegen Schottland als Einlaufkind dabei sein würde - und das in der Münchner Allianz-Arena.
In der Schule haben die anderen Kinder ihr erst nicht geglaubt
„Elaine ist das Kinn heruntergekippt“, erinnert sich Angelina Vith. Erst konnte sie es nicht glauben, doch dann kam Freude auf. „In der Schule haben sie erst gesagt: ‚Du lügst doch‘“, erzählt Elaine, doch das selbstbewusste Mädchen konterte: „Nein, ich bin wirklich ein Einlaufkind.“ Inzwischen sind alle ganz aufgeregt, werden am Freitag vor dem Bildschirm sitzen und die Szene aufnehmen.
Die Mutter hatte bei einem firmeninternen Gewinnspiel ihres Arbeitgebers, einem Discounter, mitgemacht. Irgendwann kam eine E-Mail mit einer Anmeldung und einer Auswahl aller Spiele. Sie hat sich den 14. Juni ausgesucht. Denn die ganze Familie ist Bayern-Fan, und die erste Partie läuft in der bayerischen Landeshauptstadt. Am 26. April schließlich kam die Nachricht: „Du und dein Kind, ihr werdet beim Eröffnungsspiel dabei sein.“
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„Ich kann mir den Tag gar nicht richtig vorstellen“, denkt Elaine laut nach, „ich bin auf dem Rasen in der Allianz-Arena vor 75.000 Zuschauern.“ Die vielen Millionen, die in ganz Europa vor den Fernsehern sitzen, kann sie sich gar nicht vorstellen. Ihr größter Wunsch: „Am liebsten würde ich mit Manuel Neuer einlaufen.“ Irgendwann möchte sie selbst zwischen den Pfosten stehen, noch ist das im Jugendfußball nicht möglich. Derweil schießt sie stattdessen für die U 9 des SSV Kaldauen die Tore, bei einem Turnier neulich in einem Spiel alle vier für ihre Mannschaft.
Das „Lidl Kids Team“, wie sich die deutsche Einlaufgruppe selbst nennt, kommt aus ganz Deutschland zusammen. Am liebsten hätte Angelina den Platz an ihren Mann Basti abgetreten, der eingefleischteste Anhänger. Doch der arbeitet nun mal nicht bei dem Lebensmittel-Discounter. Also darf sie mit.
Der Tag sei eng getaktet, beschreibt sie den Reiseplan. Anreise, Mittagessen, zurück zum Hotel. Während die Mutter eine Stadtführung macht, werden Elaine und die anderen Kinder abgeholt und zum Stadion gefahren. Dort haben sie ihren eigenen Raum und werden von Mitarbeitern der UEFA eingewiesen. Sie werden eingekleidet, und anschließend gibt es Proben, damit am Abend nichts schiefgeht.
Die Mutter darf das Länderspiel von der ersten Reihe aus mitverfolgen
Die eingeladenen Eltern haben einen Platz in der ersten Reihe und dürfen sich das Länderspiel anschauen. Um 21.10 Uhr, so ist es geplant, ist die Siebenjährige wieder bei ihrer Mutter und kann sich bei der Partie entspannen. „Ich bin schon ein bisschen aufgeregt“, verrät sie, „ich wasche danach die Hand nicht mehr.“
Ein bisschen enttäuscht wäre sie schon, wenn sie nicht mit einem deutschen Nationalspieler den Rasen betreten dürfte. Aber so richtig schlimm sei es nicht, wenn es ein Schotte werde, findet Elaine. Sie war schon mal bei einer Führung in der Arena, aber das sei jetzt schon etwas anderes. Angelina Vith erzählt, dass ihre Tochter, die mittlere von dreien, 24 Stunden am Tag und sieben Tage in der Woche in Fußballklamotten herumläuft.
Vater und Schwester fahren mit nach München und schauen im Biergarten
Die älteste Schwester - sie wird 19 Jahre alt - hat Freundinnen eingeladen und sitzt im Einfamilienhaus der Familie in Kaldauen vor dem Fernseher. Alle Aufnahmekanäle sind vorbereitet, damit nur ja keine Sekunde des einzigartigen Auftritts verloren geht. „Ich freue mich riesig, von der Decke bis zum Boden“, gesteht die Siebenjährige, die selbst bei Schnee in kurzer Hose zum Training geht.
Die Schule hat sofort der Freistellung zugestimmt. Auch der Vater darf mitreisen, obwohl er am 1. Juni eine neue Stelle angetreten hat. Doch sein Arbeitgeber hat nicht lange gezögert und ihm die Chance gegeben. Ins Stadion kommt er zwar nicht, aber das Hotel hatte noch Platz für ihn und die jüngere Schwester. Sie werden in einem Biergarten mitfiebern - nicht nur mit der Elf, sondern vor allem mit Elaine.