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Kleinbahn BeuelLokführer erforscht Geschichte der sieben Kilometer kurzen Bahnstrecke

Lesezeit 3 Minuten
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Die Kleinbahn Beuel - Großenbusch Gruppenaufnahme der Belegschaft vor den Lokschuppen Beuel.

Sankt Augustin – Sie war nur sieben Kilometer lang und nicht mehr als der Anschluss einer ganzer Reihe von Firmen an das überregionale Eisenbahnnetz. Planmäßigen Personenverkehr gab es jedoch nicht. Und dennoch gibt es über die Bahnlinie Beuel–Großenbusch eine Menge zu erzählen. Der Sankt Augustiner Michael Kelm hat die Geschichte der Kleinbahn in einem Buch zusammengefasst. Bei seinen Recherchen hat er auch herausgefunden, dass die Trasse in weiten Teilen anders gebaut wurde als ursprünglich genehmigt.

Betreiber von Tonwarenfabriken und Basaltbrüchen stießen in den 1890er Jahren den Bau einer Bahnstrecke mit Normalspur von Beuel Richtung Pützchen, Hangelar und darüber hinaus bis nach Großenbusch an. Insbesondere den Tonwarenfabrikanten sei der Transport mit der seit 1891 zwischen Hennef und Beuel und seit 1893 bis nach Oberpleis verkehrenden Schmalspurbahn und das damit notwendige Umladen auf Normalspurwaggons zu heikel gewesen, berichtet Kelm.

Weiter durchs Pleistal

Der Lehrer und Chordirigent Joseph Hermann Nolte aus Beuel, der an einem in Konkurs gegangenen Vorgängerbetrieb der Hangelarer Tonwerke beteiligt war, wollte 1897 belegen, dass eine Trasse möglich war. Seine Streckenführung wurde sogar in Katasterpläne eingetragen. Ein aufwendiges Höhenprofil entstand. Ob Eigentümer bereit waren, an die Bahn zu verkaufen, prüfte Nolte nicht.

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Lokführer und Buchautor Michael Kelm. 

Bauherr für die Strecke wurde schließlich die Frankfurter Aktiengesellschaft für Bahn-Bau und Betrieb (BBB). Die, so Kelm, habe größere Geschäfte im Blick gehabt als die Firmenanschlüsse in Großenbusch. So habe eine Verbindung durch das Pleistal über Stieldorf und Oelinghoven bis zur Grengelsbitze zu weiteren Basaltvorkommen im Siebengebirge dauerhaft lukrative Transportgeschäfte versprochen. Sie erübrigte sich, als die Regierung den Basaltabbau einschränkte.

Ab Mai 1900 wurde offiziell nach den Nolte-Plänen gebaut. Weil einzelne Grundstückseigentümer nicht verkaufen wollten, verlief die Trasse am Ende aber völlig anders. In den Archiven gebe es bis heute unterschiedliche Kilometerangaben zu den Abzweigen, hat Kelm herausgefunden.

Mit Sonderwagen zum „Pützchens Markt“

In seinen Recherchen stützt sich der Sankt Augustiner auf Arbeiten des 2016 verstorbenen Horst Dietel. Dessen Veröffentlichung sei seinerzeit am fehlenden Bildmaterial gescheitert. In 16 Kartons mit Material fand Kelm, der im Hauptberuf als Lokführer für die Deutsche Bahn arbeitet nicht nur Details zur Planung. Er knüpfte viele Kontakte zu anderen Bahnforschern, konnte so sogar den Weg einzelner Lokomotiven zu anderen Bahngesellschaften rekonstruieren.

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Kelm erzählt die spannende Geschichte der Bahn detailliert bis hin zu den Versuchen der eigens gegründeten Rhein-Sieg-Eisenbahn, den Verkehr in den 1990er Jahren und um die Jahrtausendwende neu zu beleben. Bis 2005 fuhr die private Gesellschaft sogar mit einem Triebwagen Güterwaggons zu einzelnen Firmen an der Strecke. Und bis heute fährt die RSE im Frühjahr mit Sonderwagen von Beuel zu „Pützchens Markt“. Zahlreiche Schwarz-Weiß-Bilder, aber auch Farbaufnahmen aus neuerer Zeit erinnern an die Blütezeit der Normalspur-Kleinbahn Beuel-Großenbusch und an deren Niedergang.

Die Kleinbahn Beuel-Großenbusch, Michael Kelm, Verlag Kenning, 96 Seiten, 29,90 Euro. ISBN 978−3−944390−19−2