Die Quote der Studienabbrecherinnen und -abbrecher will Marion Halfmann durch Beratung senken.
Sankt AugustinPräsidentin der Hochschule Bonn-Rhein-Sieg ist offen für neue Studienfächer
„Ich bin da angekommen, wo ich gerne sein möchte.“ Marion Halfmann ist seit dem 1. November 2024 die neue Präsidentin der Hochschule Bonn-Rhein-Sieg (H-BRS). Die 56-Jährige fühlt sich wohl in ihrem neuen Amt, weiß auch um die Anforderungen: „Wer Chefin sein will, der ist im Gremiensystem einer Hochschule falsch.“ Entscheidungen würden gemeinsam getroffen, weil sie auch so umgesetzt werden müssten. „Eine Hochschule ist kein Unternehmen.“
Halfmann, früher Projektleiterin in einer Unternehmensberatung, wurde als Wirtschaftswissenschaftlerin 2004 zunächst Professorin an der TH Köln und im Jahr 2015 Vizepräsidentin für Studium, Lehre und Weiterbildung an der Hochschule Rhein-Waal in Kleve. Im September 2020 ging Halfmann als Professorin für BWL, Marketing und Vertrieb an die Hochschule Niederrhein.
Die Hochschule Bonn-Rhein-Sieg in Sankt Augustin ist forschungsstark und teamorientiert
„Als ich erfuhr, dass für Hartmut Ihne eine Nachfolge gesucht wird, habe ich mich beworben“, berichtet sie. Die Hochschule sei als forschungsstark bekannt, das Team arbeite gut zusammen. „Diese Kombination bildet eine optimale Voraussetzung.“ Nach drei Gesprächsrunden, wie sie berichtet, wurde Halfmann auf Vorschlag der Findungskommission für eine Amtszeit von sechs Jahren von der Hochschulwahlversammlung gewählt.
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„Wenn etwas gut läuft, dann ist es wichtig, dass es fortgeführt wird“, betont sie. Verringern möchte sie die Quote der Studienabbrecherinnen und -abbrecher, diese liegt hochschulweit bei mehr als einem Drittel im Durchschnitt aller Studiengänge. Die H-BRS liegt damit im Mittelfeld aller Hochschulen in Deutschland. „Frühzeitige Beratung ist wichtig“, betont sie. Probleme beim Studium müssten schnell erkannt werden. „Wenn jemand schon zweimal bei einer Prüfung durchgefallen ist, dann muss er gut beraten werden, damit er den dritten und letzten Versuch besteht.“
Ein Orientierungsjahr an der Hochschule ist für Halfmann ein weiterer Weg, um jungen Menschen zu helfen, das richtige Fach zu finden. „Einfach in den Lehrbetrieb ungezwungen hereinschauen und mit anderen Studentinnen und Studenten sprechen.“ Nicht nur Wissen vermitteln, sondern die Menschen während des Studiums begleiten, das sei eine der Herausforderungen an eine Hochschule in Zeiten bundesweit sinkender Anmeldezahlen.
Die Hochschule Bonn-Rhein-Sieg in Sankt Augustin möchte zusammen mit Firmen aus der Region forschen
Die Forschungsstärke an der Hochschule möchte Halfmann beibehalten. „Das ist nicht einfach bei knapper werdenden Kassen.“ Die Zusammenarbeit mit Unternehmen vor Ort auszubauen sei ein Weg, Forschung zu intensivieren und auch die Lehre zu bereichern. Angewandte Wissenschaften lautet das Stichwort dafür. „In der Region gibt es zahlreiche Firmen, die den Studentinnen und Studenten eine berufliche Perspektive nach dem Abschluss an der Hochschule bieten können.“
Da schließt sie Studierende aus anderen Ländern ein. Die Wirtschaft sei heute globalisiert. „Wenn eine Absolventin oder ein Absolvent zum Beispiel aus Asien oder Afrika in einem Unternehmen in der Region eine Stelle findet, können seine Kontakte genutzt werden, um Einstiegsbarrieren in neue Absatzorte zu senken.“ Man müsse das Große und Ganze im Blick haben.
Die Hochschule Bonn-Rhein-Sieg aus Sankt Augustin möchte ihr Studienangebot anpassen
Dazu gehört, dass die neue Hochschulpräsidentin „offen für neue Studiengänge“ ist. Die Entwicklungen in unserer Gesellschaft sei dynamisch, eine Hochschule könne sich mit ihrem Studienangebot dem anpassen. Dazu gehöre für sie auch, dass mittelfristig zehn Prozent der Lehre überfachliche Qualifikationen beinhalten solle. „Einfach mal über den Tellerrand des eigenen Faches hinausblicken.“
Künstliche Intelligenz werde das Studium in den nächsten Jahren stark beeinflussen, prognostiziert Halfmann. Prüfungsformen müssten daran angepasst werden. Sie sieht die Gefahr, dass Ideen und Wissen unbewusst beim Einsatz von KI preisgegeben werden könnten. Dafür müssten Lösungen gefunden. Eine Zukunft ohne autonome Systeme gebe es nicht. Es gehe nur darum, ihren Handlungsspielraum zu steuern.
Halfmann ist von Langenfeld in die Region gezogen. Als Jugendschöffin am Landgericht in Düsseldorf hat sie sich daher nicht wieder zur Wahl gestellt. Viel Zeit für ihr Hobby Reisen und lateinamerikanische Tänze bleibt in der jetzigen Einarbeitungsphase an der Hochschule nicht, aber: „Mir macht die Arbeit hier viel Spaß.“ Und so vergehe die Zeit im Büro wie im Fluge.