Sankt Augustin – Das duftende Australische Zitronenblatt war der Renner am Stand von Wolfgang Schwellnuß. Bei ihm gab es eine große Auswahl von Samen, aber auch kleinen Pflänzchen, die viele Interessenten anlockten. „Hier riecht es ja wie in einem Dschungel“, sagte Julia Lindemann über den ungewohnten Duft, der im Raum lag.
„Basilikum ist ein Lichtkeimer“, erklärte Schwellnuß einem jungen Mann, der gerade ein Samentütchen kaufte. „Sie dürfen diese Samen nicht in der Erde vergraben. Sie müssen nur leicht in die Oberfläche eingedrückt werden, damit sie immer Licht bekommen.“
Mehr als 2500 Gäste kamen zum ersten Saatgutfestival, das vom Verein zur Erhaltung der Nutzpflanzenvielfalt in den Räumen der Freien Waldorfschule in Hangelar ausgerichtet wurde. Auch Dorothea Havenbitzer aus Birlinghoven schaute sich um. Sie erntet schon seit 30 Jahren in ihrem „kleinen Garten am Haus“.
Der Verein zur Erhaltung der Nutzpflanzenvielfalt entstand 1986 aus dem Wunsch heraus, Kulturpflanzen vor dem Verschwinden zu bewahren. Ziel ist, die Artenvielfalt zu erhalten. Seit der Gründung sind rund 4000 Sorten für Hobbygärtner und die Kleinstlandwirtschaft gesammelt worden.
Seit dem Jahr 1997 wird ein Gemüse des Jahres vom Verein benannt. Für 2019/2020 ist es die Gurke, die ursprünglich aus Indien stammt.
Vor etwa 3500 Jahren wurde sie von Menschen aus ihrer extrem bitteren und kleinfruchtigen Wildform domestiziert. (vr)
Salate, Tomaten, aber auch Kräuter sind da zu finden. Saatgut von historischen Mohrrüben hoffte sie zu entdecken. Studentin Milena Rabe hat noch nicht diese jahrzehntelange Erfahrung in der Gartenarbeit. „Ich habe jetzt eine neue Wohnung mit einem kleinen Garten. Dort will ich etwas für die Artenvielfalt machen.“
Die Menschen hätten Verantwortung für ihre Umwelt und sollten etwas für „die Nachhaltigkeit tun“. Samentütchen mit Feld- und Pflücksalat sowie Tomaten hält sie in ihrer Hand.
Brennnesseldünger für Tomaten
Mehr als 130 alte Tomatensorten fanden sich am Stand von Barbara Eichner. Sie hatte gleich einen Rat für den Zeitpunkt, wenn die Pflänzchen in die Erde kommen.
„Eine gute Handvoll frischer Brennnesselblätter am Grund des Pflanzloches sind ein idealer Dünger. Die Stengel müssen Sie aber vorher abmachen.“
Hans-Werner Cornely möchte eine steinige Fläche in seinem Garten zum Blühen bringen. „Dort haben sich auch schon Disteln selber ausgesät“, berichtete er. Bienen und Hummeln seien an den Blüten zu finden.
Annette Gerson-Klaeßen von der Slow-Food-Bewegung gab die Startsets für einen Sinnesparcour aus, der auch an Schulen und Kindergärten verliehen wird. Man kann sehen, fühlen, riechen und schmecken.
Die Langsamesser setzten sich auch für alte Gemüsesorten eine. „Der spitze Filderkohl wurde nicht mehr angebaut, weil der runde Kohl besser zu transportieren ist“, berichtete sie. Das möchte sie ändern.