Sankt Augustin – Auf dem Parkplatz hinter dem Freibad in Sankt Augustin ist reichlich Raum für Fahrzeuge. Auf gehts: Ich entscheide mich für Turnschuhe und lasse die dicken Wanderstiefel im Auto. Gut gemacht, denn der überwiegende Teil der 8,4 Kilometer langen Strecke ist asphaltiert. Ganz entspannt lässt es sich ohne matschige Treter um den Hangelarer Flugplatz fast ohne Höhenmeter wandern, spazieren oder schlendern.Schnell-Geher wie ich schaffen es auch in anderthalb Stunden, wer gerne etwas langsamer unterwegs ist, der kann sich auf dieser Runde entgegen dem Uhrzeigersinn auch viel Zeit nehmen und mit Pause drei Stunden einplanen.
Spaziergang durch die Hangelarer Heide
Ich habe Glück mit dem Wetter. Die Sonne strahlt ohne Unterbrechung. Fernblicke hätte ich auf dieser Runde nicht erwartet. Doch es gibt viel zu sehen, zu staunen, zu entdecken und sogar zu lernen. Los geht es vom Parkplatz rechts herum auf die Runde in die Hangelarer Heide. Leise summen die Motoren, und ich denke an Reinhard Meys „Über den Wolken“. Die haben sich heute verzogen, schnell entdecke ich den ersten Flieger.
Im Hintergrund sieht man die Spitze des Ölbergs, der höchsten Erhebung des Siebengebirges, und den Bonner Post-Tower. Bänke laden mit Blick auf den Flugplatz zum Verweilen ein, doch ich bin ja gerade erst gestartet. Erstaunt entdecke ich nach nur 900 Metern die erste Erklärtafel zur Hangelarer Heide. Es geht um die Entstehung sowie um die vielen geschützten Tiere, die hier auch dank des Flugplatzes heimisch sind.
Ein Blick zurück lohnt sich ja sowieso immer, doch hier bin ich erstaunt, die Abtei auf dem Siegburger Michaelsberg rechts neben dem Hochhäusern der Ankerstraße sehen zu können. Doch dazu später mehr. Man muss sich stets links halten und spaziert unter der Einflugschneise für die überwiegend einmotorigen Flugzeuge her. Fast zum Greifen nah gleiten sie erstaunlich geräuschlos in Richtung Landebahn.
Nach etwa 2,7 Kilometern hält man sich vor der Fußgängerbrücke über die A59 erneut links und geht 700 Meter entlang der Autobahn und der Bahn-Baustelle zur Erweiterung der S13. Nach 3,4 Kilometern geht es links auf Vilich-Müldorf zu. Erneut sieht man die Abtei und die Hochhäuser, und diesmal taucht zwischen den beiden Erhebungen sogar der Birker Fernmeldeturm auf.
Wir nähern uns dem riesigen Kasernengebiet der Bundespolizei, die südlich des Flugplatzes angesiedelt ist und umzäunt ist. Hier wurden schon die Helden von Mogadischu ausgebildet, die 1977 als Bundesgrenzschutzeinheit GSG9 die Geiselnahme der Lufthansa-Maschine „Landshut“ beendeten.
Wir lassen den Eingang der Kaserne links liegen, spazieren immer am Zaun entlang über den Sieghöhenweg des Westerwald-Vereins und erreichen nach 4,7 Kilometern den Sankt Augustiner Stadtteil Hangelar. Hier geht es über die Beethovenstraße links in die Mozartstraße, am Ende rechts dann wieder an der Umzäunung des Flugplatzes entlang.
Der Schlenker nach links zum Hauptportal des Flugplatzes lohnt sich. Nach gut 500 Metern entlang der links gelegenen Sportanlage der Bundespolizei kommen Flugschule, die derzeit geschlossene Kult-Kneipe „Fliegerheim“, wo sich früher traditionell bei „Tant’ Tinchen“ Piloten und Flughafen-Mitarbeiter die Klinke in die Hand gaben. Seit gut einem Jahr ist das Restaurant geschlossen.
Ein Hauch von Rio bringt große Jesus-Statue am Rand von Hangelar
Dahinter entdeckt man viele Kleinflugzeuge, die den Anschein vermitteln, als würden sie sich um den markanten Towerturm herum ausruhen. Es geht geradeaus vorbei an der Verwaltung, und wir lassen den Sportplatz des VfR Hangelar rechts liegen.
Nun wird das Summen der Motoren wieder lauter, und es geht auf der Zielgeraden und den letzten anderthalb Kilometern unter den startenden Leicht-Flugzeugen her. An manchen Tagen gehen sie im Minutentakt in die Luft.
Kurz vor dem Ziel – es sind nur noch 100 Meter bis zum Parkplatz am Freibad – gibt es dann noch eine große Überraschung. Groß im wahrsten Sinne des Wortes, denn die markante knapp zehn Meter hohe Jesus-Statue vermittelt einen Hauch von Rio am Rand von Hangelar. Mit 3,5 Tonnen Gewicht und einer Spannweite von 7,20 Metern steht sie seit 2009 hinter dem Gelände der Steyler Missionare und strahlt mit Blick auf den Flughafen eine erstaunliche Ruhe aus. Ich setze mich dann doch mal auf eine der vielen Bänke und genieße die Sonne.