„Hier spricht nur der Kapitän“ – der FVM setzt neben dem DFB-Stopp-Konzept auch den bei der EM erfolgreich getesteten Kapitänsdialog um.
Diskutieren wird zur ChefsacheFußball-Verband Mittelrhein setzt Kapitänsdialog um
Diskutieren wird zur Chefsache, nicht nur auf den Sportplätzen im Rhein-Sieg-Kreis. Der Fußball-Verband Mittelrhein setzt in der Saison 2024/25 neben dem „DFB-Stopp-Konzept“ (siehe Infokasten) auch den bei der jüngsten Heim-EM erfolgreich getesteten „Kapitänsdialog“ um. Flächendeckend, wohlgemerkt.
Demnach darf künftig nur noch der Spielführer nach einer wichtigen Entscheidung (Tor, Elfmeter, Platzverweis, Freistoß in Tornähe) mit dem Referee kommunizieren. Dabei signalisiert letzterer mit einem waagerecht ausgestreckten Arm, dass sämtliche Spieler (mit Ausnahme des Kapitäns) vier Meter Abstand halten sollen. Wer sich nicht daran hält, riskiert eine Gelbe Karte.
„Sowohl das Stopp-Konzept als auch der Kapitänsdialog rücken den Fair-Play-Gedanken wieder stärker in den Mittelpunkt und sollen eine anbahnende Eskalation im Keim ersticken“, sagt Markus Müller. Der Fair-Play-Beauftragte des FVM zeigt sich erfreut, dass die beiden besagten Bausteine in sämtlichen Wettbewerben im Herren-, Frauen- und Nachwuchsbereich umgesetzt werden.
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Auf Zustimmung trifft der Kapitänsdialog auch bei Tobias Esch; der Drittliga-Linienrichter des TuS 05 Oberpleis (und Gewinner der Sportlerwahl 2023) wird die anstehenden Schulungen der Referees auf Kreisebene durchführen. „Die EM hat gezeigt, dass diese Regelung sofort Früchte tragen kann“, sagt er. Demnach hätten die Zuschauer „weniger Diskussionen und mehr Fußball“ zu sehen bekommen. In der Tat zählten Rudelbildungen und größere Diskussionsrunden zur Ausnahme.
Auch Sportdirektor Oliver Bonato vom Mittelrheinligisten Siegburger SV 04 betont: „Fußballer sind nicht per se unfairer als Handballer oder Basketballer. Sie müssen nur einfach besser konditioniert werden, indem man ihnen weniger Ausschermöglichkeiten bietet. Mit dem Kapitänsdialog wurde ein wichtiger Schritt in diese Richtung getan.“ Bei der Umsetzung sei jedoch Augenmaß gefragt, betont Esch: „Die Schiedsrichter sollen nicht plötzlich wild mit Karten um sich werfen oder Spielern ohne Kapitänsbinde grundsätzlich das Wort verbieten.“
Kapitäne haben keinen Freibrief
Umgekehrt appelliert Esch an die Spieler – und an die Vorbildfunktion der Kapitäne: „Auch sie haben künftig keinen Freibrief. Für alle gilt: Wer zu vehement reklamiert, sieht Gelb.“
Eine Sonderregel greift für Torhüter, die gleichzeitig Kapitän sind. Sie dürfen auch bei wichtigen Entscheidungen nicht beim Schiedsrichter vorsprechen. Stattdessen übernimmt ein (bereits vor dem Anpfiff auserkorener) Feldspieler den Dialog. Auch, um ständige „Ausflüge“ des Keepers in die gegnerische Hälfte – und damit Hektik – zu vermeiden.
„Fabio Milicki wird sich freuen“, sagt Trainer Didi Rombach vom Bezirksligisten SC Uckerath über seinen Kapitän und Keeper in Personalunion. „So kann er sich seine Energie für Paraden aufsparen.“ Bei waagerecht ausgestreckten Arm des Referees gilt auch für Milicki: Diskutieren verboten!
DFB-Stopp-Konzept erlaubt zwei „Beruhigungspausen“
Laut DFB-Stopp-Konzept dürfen Referees künftig bis zu zwei Beruhigungspausen anordnen, etwa nach Rudelbildungen oder Zuschauerbeleidigungen. Das offizielle Zeichen sind überkreuzte Arme über dem Kopf, dann wird in Richtung beider Strafräume gezeigt. Demnach müssen sich alle Spieler im eigenen Strafraum versammeln.
Den beiden Kapitänen werden am Mittelkreis Grund und voraussichtliche Dauer der Pause mitgeteilt. Hinzu kommt nach Möglichkeit eine standardisierte Stadiondurchsage. Pro Match sind bis zu zwei Beruhigungspausen möglich, eine weitere Unterbrechung würde zum Abbruch des Spiels führen. Durch diese Maßnahme sollen drohende Eskalationsspiralen durchbrochen werden. Ein sofortiger Spielabbruch ist aber weiterhin möglich.